Seltene Grenzwetterlage: Warum ist das Wetter im Norden und Süden so unterschiedlich?
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Und das soll beides in Deutschland sein? Während der eine Mann in St. Goarshausen (Rheinland-Pfalz) durch das Hochwasser schippert, fährt der andere in Pokrent (Mecklenburg-Vorpommern) durch den verschneiten Wald.
© Quelle: Thomas Frey/dpa, Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Hannover. Der Blick auf die Wetterkarte dürfte in diesen Tagen einige Menschen ratlos zurücklassen: Während es am Donnerstag im baden-württembergischen Freiburg fast schon frühlingshafte 12 Grad sind, zeigt das Thermometer in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) gerade mal ein Grad plus.
Am Wochenende dürfte der Unterschied sogar noch extremer werden. Im Norden und Osten Deutschlands werden starke Schneefälle erwartet, in der Hauptschneefallzone könnten es sogar bis zu 40 Zentimeter sein. Ein ganz anderes Bild zeigt sich hingegen im Süden und Westen Deutschlands. Vielerorts treten die Flüsse über die Ufer. Wegen des Tauwetters sind die Pegelstände der Flüsse Rhein, Werra, Donau und Fulda enorm hoch. An der Messstation im hessischen Bronnzell hat die Fulda sogar die dritte Meldestufe überschritten. Laut dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie herrscht hier deswegen ein „außergewöhnliches Hochwasser“. Noch weiter südlich, an den Alpen, gibt es Anfang Februar sogar schon Biergartenwetter.
Auf der Höhe der belgischen Grenze im Westen und zwischen Sachsen und Bayern im Osten verläuft diese Wettergrenze: Eis und Schnee im Norden, Hochwasser und und sehr milde Temperaturen im Süden – wie kann das sein?
So entsteht die seltene Grenzwetterlage
Schuld daran ist eine besondere Grenzwetterlage, die so nur ganz selten auftritt, wie Jürgen Schmidt, Meteorologe vom Wetterdienst Wetterkontor, gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), sagt. Eine Grenzwetterlage entsteht, wenn unterschiedliche Luftmassen auf engem Raum aufeinandertreffen. Aktuell befindet sich im Süden Deutschlands eine Warmfront, die vom Mittelmeer aus weiter in den Norden zieht. Im Norden hingegen ist eine kalte Luftmasse mit einem Ursprung in Russland wetterbestimmend.
„Das kommt immer wieder mal vor, nur jetzt ist der Temperaturunterschied sehr groß“, erklärt Schmidt. Das außergewöhnliche in diesem Jahr sei die Lage der Tiefdruckgebiete, die die kalte Polarluft bringen. Normalerweise sind die Tiefs über Island und Skandinavien unterwegs, diesmal befinden sie sich wesentlich südlicher und haben den Norden Deutschlands fest im Griff. Vom Süden dagegen strömt aus dem Sahara-Raum milde und sehr feuchte Luft ein und sorgt für zahlreiche Schauer, die bereits in den vergangenen Tagen die Wetterlage im Süden und Südwesten Deutschlands prägen.
Das Aufeinanderprallen der beiden Luftmassen auf engem Raum führt dann zu den am Wochenende erwarteten extremen Unterschieden zwischen Nord und Süd mit möglicherweise reichlich Schnee und Schneeverwehungen im Norden – denn auch starker Wind begleitet das Tief. „Das passiert nur ein paar Mal in einem Meteorologenleben“, sagt Andreas Friedrich, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes, über die kleinräumige Konstellation.
Erinnerung an den Winter 1978/79
Einige Experten vergleichen die Situation, die am Wochenende auf Deutschland zukommt, bereits mit dem Winter 1978/79. Zur Jahreswende begann es damals in Norddeutschland heftig zu schneien, nachdem über Weihnachten noch Tauwetter herrschte. Die Schneefälle hielten teils tagelang an. Stromleitungen brachen zusammen, Straßen waren nicht mehr begehbar und insgesamt 17 Menschen kamen ums Leben.
RND/ch, mit dpa