So bereiten sich ADAC, Deutsche Bahn und Katastrophenschutz auf die Grenzwetterlage vor
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Verschneite und glatte Straßen: Der ADAC bereitet sich vor auf das, was am Wochenende blühen könnte.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp
Hannover. Bis zu 40 Zentimeter Neuschnee, Schneeverwehung und eisige Kälte: Experten erwarten in Norddeutschland das wohl extremste Winterwetter seit Jahren. Laut aktuellen Prognosen könnten vor allem Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mitten in der Hauptschneefallzone liegen.
Der Verkehr auf den Straßen und den Schienen dürfte deswegen stark eingeschränkt werden. Experten warnen außerdem bereits vor Glatt- oder Blitzeis. Der ADAC, die Deutsche Bahn und das niedersächsische Innenministerium haben dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärt, wie sie sich auf diese Grenzwetterlage vorbereiten.
Viele Mitarbeiter mobilisiert: ADAC-Vorbereitungen auf Hochtouren
Der ADAC mobilisiert aktuell so viele Mitarbeiter für einen Dienst am Wochenende wie möglich. Das gilt besonders für das Bundesland Niedersachsen. „Bei uns ist alles am Start, was geht“, sagt Melanie Mikulla, Sprecherin des ADAC.
Doch die Vorbereitung geht weit über die einfache Pannenhilfe hinaus. Neben den normalen Fahrzeugen hat der Verkehrsclub bereits die Mobilitätspartner angefordert, die für das Abschleppen von Autos zuständig sind. „Wir stellen uns nicht nur auf Einsätze ein, in denen wir Starthilfe geben müssen. Es wird sicherlich Fahrzeuge geben, die gerutscht sind“, so Mikulla weiter.
Die Forderung des ADAC ist dabei mehr als eindeutig: „Bleiben Sie zu Hause und vermeiden sie unnötiges Risiko.“ Auch wenn diese Warnung für alle gilt, betont Mikulla, dass sich vor allem diejenigen daran halten sollten, die keine angemessenen Reifen aufgezogen haben.
Während in Niedersachsen der Fokus erst mal auf das Wochenende gerichtet wird, konzentriert man sich in Hamburg auf den Anfang der nächsten Woche. Auch dort werden wesentlich mehr Mitarbeiter im Einsatz sein als normal. „Viele melden sich bereits von allein und fragen, ob Hilfe gebraucht wird“, sagt die Sprecherin.
Deutsche Bahn investiert 70 Millionen Euro in die Winter-Vorbereitung
Bereits am vergangenen Wochenende musste die Deutsche Bahn den Betrieb zeitweise einstellen. Davon betroffen war unter anderem die Strecke zwischen Hannover und Bremen. Auch auf den Strecken der Metronom Eisenbahngesellschaft konnten Züge aufgrund der winterlichen Witterungsbedingungen nicht mehr fahren.
Auf Nachfrage teilte die Deutsche Bahn dem RND schriftlich mit, dass die Wetterlage nach wie vor von Experten beobachtet wird. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen etwa 70 Millionen Euro in die Vorbereitungen für den Winter investiert. Dazu zählt beispielsweise eine elektrische Weichenheizung, die für 48.000 Weichen eingesetzt wird und verhindern soll, dass diese zufrieren.
Am kommenden Wochenende sollen sich Schneeräumtrupps für mögliche Einsätze bereit halten. Außerdem positioniert die Bahn Einsatzfahrzeuge an Orten, die besonders stark von den Schneefällen betroffen sein könnten.
Fahrgäste sollen sich über die Website der Bahn über aktuelle Ausfälle und Verspätungen informieren. Auf welchen Strecken es zu Problemen kommen könnte, gab die Deutsche Bahn vorerst nicht bekannt.
Niedersächsisches Innenministerium schließt Katastrophenfall vorerst aus
Die riesigen Schneemassen könnten allerdings große Auswirkungen über die Beeinträchtigung des Verkehrs hinaus haben. Laut dem Meteorologen Jürgen Schmidt von Wetterkontor ist deswegen auch der Katastrophenfall möglich.
Dieser könnte von der Behörde eines Landkreises oder einer kreisfreien Stadt festgestellt werden. Denkbar wäre dies beispielsweise, wenn der Starkschneefall nicht endet und dadurch die Versorgung der Bürger gefährdet wird – das Leben und die Gesundheit der Menschen also nicht mehr gewährleistet werden können.
„Der Katastrophenfall tritt aber nicht ad hoc ein, sondern ist die Folge einer stetigen Verschlechterung der Lage“, erklärt Pascal Kübler, Sprecher des Niedersächsischen Innenministeriums. Gleichzeitig gibt er eine Entwarnung: „Wir planen nicht, den Katastrophenschutzfall auszurufen.“ Aufgrund der noch unklaren Lage sei es laut Kübler momentan auch nicht angebracht, Panik zu verbreiten.
Momentan heißt es also auch im Innenministerium und bei den Katastophenschutzbehörden abwarten und das Wetter beobachten. Dennoch halten sie sich bereit: zum Beispiel mit Patiententransportstaffeln oder Wasserrettungdiensten.
Auch Fahrzeuge mit Schneeketten können aus der Zentrale des Niedersächsischen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz jederzeit los geschickt werden.
Sollte es dennoch dazu kommen, dass der Katastrophenfall ausgerufen wird, hat das auf den Einzelnen erst mal keinerlei Auswirkungen. In erste Linie ist das ein rechtlicher Schritt, um Hilfe beispielsweise von der Bundeswehr anzufordern.
Trotz geringer Gefahr ruft das Innenministerium dazu auf, Warnapps, Rundfunk- oder Lautsprecherdurchsagen zu verfolgen und entsprechend zu handeln. Es bittet die Menschen, das Haus nur zu verlassen, wenn es wirklich nötig ist. Denn die Schneelast birgt jederzeit eine Gefahr, die sich in Form von Lawinen oder unter Schneewehen versteckten Gräben äußern kann.
Laut Kübler sollen die Menschen sich außerdem auf einen Stromausfall vorbereiten, der zum Beispiel durch einen abgeknickten Hochspannungsmasten möglich sei.