„Im Blutrausch“: Entlaufener Tiger hält Südafrikas Metropole Johannesburg in Atem
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In Südafrika ist ein Tiger entlaufen (Symbolbild).
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Johannesburg. „Guten Morgen euch allen – außer Sheba, der Tigerin.“ Mit diesen Worten begrüßte der südafrikanische Politjournalist Eusebius McKaiser am Dienstag seine Follower auf Facebook. Seine Missgunst gilt einer entlaufenen Tigerdame, die seit Tagen die Millionenmetropole Johannesburg in Atem hält.
Fenster geschlossen halten und nicht vor die Tür gehen! Das ist der Ratschlag, mit dem sich die Behörden an die Bewohnerinnen und Bewohner von Walkers Fruit Farms wandten. Der Grund: Der ländliche Wohnbezirk südlich von Johannesburg ist seit vergangenem Freitag nicht nur Erholungsort für gestresste Städterinnen und Städter, sondern auch Jagdgebiet von Sheba. Die achtjährige Tigerin entkam Polizeiangaben zufolge ihrem Besitzer, der sie mit der Hand aufgezogen hatte. Seither liefert sich Sheba ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Sicherheitskräften, Nachbarinnen, Nachbarn, Tierschützerinnen und Tierschützern.
Tigerdame Sheba „in einem Blutrausch“
Sheba scheint hungrig. In den vergangenen vier Tagen riss sie zwei Hunde, ein Schwein und ein Reh. Beide Hunde mussten wegen ihrer schweren Verletzungen eingeschläfert werden. Darüber hinaus wähnten die Bewohnerinnen und Bewohner sich am Wochenende in einem Horrorfilm, als mitten in der Nacht Hilferufe die Nachbarschaft durchdrangen. „William ging einen Pfad hier in der Nähe entlang, als der Tiger über ihn herfiel“, erinnert sich eine Nachbarin gegenüber der südafrikanischen Zeitung „Times“. Das Blatt vermutet Sheba „in einem Blutrausch“. Während sie von dem attackierten Mann abließ, musste das Opfer mit Bisswunden am Bein ins Krankenhaus.
Die Johannesburgerinnen und Johannesburger reagierten dennoch gelassen auf die Nachricht des entlaufenen Tigers. Viele nahmen es mit Humor, schließlich gebe es mit der derzeitigen Energiekrise in Südafrika bereits genug Probleme. Eine Kommentatorin: „In Johannesburg erleben wir derzeit eine Hitzewelle, zwölf Stunden täglich ohne Strom und einen Tiger, der durch die Straßen streift. Einen solchen Sch… kann man nicht erfinden.“
Polizeidrohne erspäht den Tiger
Tatsächlich dürfte Sheba aber gar nicht umherstreifen. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sie sich aufgrund der Sommerhitze lieber unter einem schattigen Baum versteckt. Und das irgendwo in der Nähe ihres menschlichen Ziehvaters, bei dem sie gemeinsam mit ihrem Bruder lebte. Am Montagabend konnte eine Polizeidrohne mit Wärmebildkamera die Tigerin an einem Wasserloch erspähen. „Die Suchtruppe fand ganz frische Pfotenspuren. Außerdem konnte man sie riechen, sie musste also ganz in der Nähe sein, doch es war zu gefährlich, den Busch zu betreten“, so Polizeisprecher Gresham Mandy gegenüber örtlichen Medien.
Der weitere Plan: Sheba auf Sicht mithilfe eines Betäubungspfeils stilllegen und in eine Auffangstation für Wildtiere bringen. Sollte es zu einem Angriff kommen, sei die Tigerin aber auch für den Abschuss freigegeben, erinnert ein Behördensprecher.
In Südafrika leben keine Tiger in freier Wildbahn
Im Safariland Südafrika leben keine Tiger in freier Wildbahn. Entsprechend gelten diese als „Exoten“. Und deren Haltung ist in einigen der neun Provinzen des Landes völlig legal. Allerdings hat der Vorfall in Johannesburg erneut eine Debatte angestoßen. Ein Vertreter der Südafrikanischen Gesellschaft gegen Gewalt an Tieren (NSPCA) betonte: „Wildtiere gehören in die Wildnis und sollten nicht in Wohngebieten gehalten werden.“