Deutsche Katholiken einigen sich auf mehr Rechte für Frauen und Geschlechtervielfalt
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Frankfurt/Main: Teilnehmer der Synodalversammlung haben im Tagungssaal Platz genommen.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Frankfurt/Main. Nach dreieinhalb Jahren haben die deutschen Katholiken am Samstag ihren Reformprozess Synodaler Weg abgeschlossen. Sowohl die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) als auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zogen ein überwiegend positives Fazit.
„Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen“, sagte der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing nach Abschluss der fünften und letzten Synodalversammlung in Frankfurt/Main. „Der Synodale Weg hat funktioniert – bei allem Knirschen und trotz aller Unkenrufe. (...) Wir haben noch nicht alles beschließen können, aber die Weichen sind gestellt.“ Man sehe, dass die katholische Kirche fähig sei, sich zu verändern. Abstrus sei es, den Synodalen Weg als Beginn einer Abspaltung oder Weg in eine deutsche Nationalkirche zu betrachten.
Zentralkomitee der deutschen Katholiken wünscht sich mehr
Etwas verhaltener äußerte sich Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), der Vertretung der Laien. Der Synodale Weg habe zu einer neuen Gesprächskultur geführt, lobte sie. Auch sei es ein großer Erfolg, dass nun alle Themen offen auf dem Tisch lägen. Allerdings räumte sie auch ein: „Ohne Zweifel hätte ich mir mehr gewünscht.“
Katholische Kirche stimmt über Segen für homosexuelle Paare ab
Wie weit wagen sich die deutschen Katholiken auf ihrem Weg zu Reformen vor?
© Quelle: dpa
Sie fügte hinzu: „Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Dreieinhalb Jahre waren nicht genug.“ Deshalb soll in den nächsten drei Jahren ein Synodaler Ausschuss einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Geistliche und Laien auch künftig gemeinsam Entscheidungen treffen sollen. Ein Problem ist allerdings, dass der Vatikan ein solches Gremium sehr kritisch sieht.
Synodalversammlung verständigt sich auf Geschlechtervielfalt
Zu einem Moment der Begeisterung kam es am Samstag, als sowohl die Synodalversammlung insgesamt als auch die Bischöfe einen Text zur Akzeptanz queerer Menschen mit großer Mehrheit annahmen. Dafür stimmten 170 von 197 anwesenden Versammlungsmitgliedern, dagegen acht, 19 enthielten sich. Bei den Bischöfen gab es 38 Ja-Stimmen bei sieben Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Dadurch kam die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Bischöfe zustande, die für alle Entscheidungen nötig war.
Der Text empfiehlt den Bischöfen, Änderungen im Taufregister für trans- und intergeschlechtliche Personen zu ermöglichen und eine von Akzeptanz geprägte, geistliche Begleitung für diese Menschen zu gewährleisten.
Zahlreiche Delegierte applaudierten nach diesem Ergebnis stehend, einige schwenkten Regenbogenfahnen. „Mein hoher, hoher Respekt vor dieser Bischofskonferenz“, sagte die Ordensschwester Katharina Kluitmann.
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Auf dem Synodalen Weg verlaufen?
Am 9. März startet in Frankfurt/Main die letzte Versammlung des Synodalen Wegs. Katholische Bischöfe und Laien wollen damit ihre in einer schweren Krise steckende Kirche erneuern. In dem mehr als dreijährigen Prozess wurden aber schwer zu haltende Versprechen gemacht.
Begeisterung und Tränen bei Text über Frauen
Teils stürmisch begrüßt wurde auch die Verabschiedung eines Textes zu Frauen in sakramentalen Ämtern. Es flossen aber auch Tränen, weil es vielen viel zu langsam vorwärts geht. Für den Text stimmten 177 Synodale bei zwölf Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Eine Priesterweihe für Frauen liegt allerdings noch in weiter Ferne: In dem Text geht es um eine Öffnung des Diakonats für Frauen und dies im Sinne einer Anwaltschaft im Gespräch innerhalb der Weltkirche. Denn die endgültige Entscheidung hierzu kann nur der Papst treffen.
Ursprünglich enthielt der Text auch ein Votum, das Priestertum für Frauen zu öffnen. Dieses Votum wurde nach einem Sonderantrag der Bischofskonferenz gestrichen. Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler äußerte sich dennoch erleichtert über die Zustimmung. Sie gehört zu den Initiatorinnen des Antrags. Diakone können ähnlich wie Priester taufen, trauen und die Kommunion erteilen.
Auch Segnung von Homosexuellen beschlossen
In den vergangenen Tagen hatte die Synodalversammlung bereits mehrere Reformvorhaben verabschiedet. So beschloss sie mit breiter Mehrheit die „zeitnahe“ Einführung offizieller Segensfeiern für homosexuelle Paare. Bisher finden solche Feiern in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt.
Auch beschloss die Synodalversammlung eine Stärkung derpap- zum Beispiel sollen Frauen in Gottesdiensten predigen dürfen. Allerdings kritisierten viele reformorientierte Mitglieder der Synodalversammlung, dass Beschlussvorlagen mehrfach von den Bischöfen „verwässert“ und „weichgespült“ worden seien. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands teilte mit, sie blicke mit gemischten Gefühlen auf die letzte Synodalversammlung.
Gegendemonstranten in Frankfurt
Vor der Frankfurter Messe, in der die Versammlung stattfand, demonstrierte am Samstag eine kleine Gruppe von Reformgegnern. Unter dem Motto „Nein zu Häresie und Schisma“ forderte sie Bätzings Rücktritt. Ein Priester mit Birett, einer heute nicht mehr üblichen Kopfbedeckung katholischer Geistlicher, betete vor einer Marienstatue, während auf Transparenten eine Abkehr von Erneuerungsprozessen gefordert wurde.
RND/dpa
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