Mehr als 200.000 Gebäude zerstört

Türkei nach Erdbeben: Fälle von Krätze und Läusen steigen – Ermittlungen gegen 768 Verdächtige

Ein Mann geht über die Trümmer eingestürzter Gebäude in der Türkei. Das Beben vor einem Monat in der Türkei und Syrien hat Zehntausende obdachlos gemacht und vertrieben. Die, die geblieben sind, leben unter schwierigen Bedingungen.

Ein Mann geht über die Trümmer eingestürzter Gebäude in der Türkei. Das Beben vor einem Monat in der Türkei und Syrien hat Zehntausende obdachlos gemacht und vertrieben. Die, die geblieben sind, leben unter schwierigen Bedingungen.

Istanbul. Mehr als drei Wochen nach den zerstörerischen Beben steigen in den türkischen Erdbebengebieten die Fälle von Läuse- und Krätzebefall. Außerdem gebe es Knappheit bei den zur Behandlung benötigten Medikamenten, sagte Vedat Bulut von der Türkischen Ärztekammer TTB der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Aus der Region berichten Menschen von teilweise schlechten hygienischen Bedingungen wie etwa fehlenden Toiletten.

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Die TTB rief am Freitag zudem dazu auf, das Abwassersystem umgehend zu reparieren. Abwasser würde direkt in die Umwelt geleitet, was die Entstehung von Infektionskrankheiten noch befördern könne. Auch Trinkwassersysteme seien vielerorts noch nicht instand gesetzt worden.

Seuchengefahr in Katastrophenregion wächst

In den Regionen, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, drohen irgendwann Seuchen, sagt ein erdbebenerfahrener Mediziner.

Nach Erdbeben: Behörden in Türkei ermitteln gegen 768 Verdächtige

In Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe sind in der Türkei bisher Ermittlungen gegen 768 Verdächtige eingeleitet worden. 237 Menschen seien bisher verhaftet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag. Unter den Verdächtigen sind vor allem Bauunternehmen und nach bisherigem Kenntnisstand auch der Bürgermeister der stark zerstörten Gemeinde Nurdagi. Vielen im Land geht das jedoch nicht weit genug.

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Mehr als 200.000 Gebäude wurden nach Regierungsangaben durch die Beben zerstört. In der Türkei gelten seit mehr als 20 Jahren scharfe Bauvorschriften mit Blick auf die Erdbebensicherheit. Als ein Grund für die große Zerstörung gilt aber etwa, dass diese nicht eingehalten wurden und durch Pfusch am Bau und Korruption umgangen wurden. Laut türkischer Architektenkammer waren etwa 50 Prozent der eingestürzten Gebäude nach 2001 erbaut worden.

Kritiker im Land monieren zudem, dass die Ermittlungen auf politischer Ebene bisher kaum Kreise gezogen haben und niemanden das Amt gekostet haben.

Unicef: Millionen Kinder von Krankheiten und Kälte bedroht

Das Kinderhilfswerk Unicef sieht Millionen Kinder von Krankheiten und Kälte bedroht. Verschmutztes Wasser und unzureichende Hygiene in überfüllten Notunterkünften könnten zu lebensgefährlichen Durchfallerkrankungen führen, erklärte Unicef am Freitag in Köln. Nach zwölf Jahren Bürgerkrieg seien die Kinder in Syrien einer verheerenden Kombination von Gefahren ausgesetzt und benötigten langfristige Hilfe.

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Eine erste Bestandsaufnahme in Syrien habe starke Schäden an der kritischen Wasserinfrastruktur in den Provinzen Lattakia, Idlib, Hama und Aleppo ergeben, erklärte Unicef weiter. Zahlreiche Wasserwerke, Wassertürme, Leitungen und Reservoirs seien beschädigt oder zerstört worden. Wo noch Wasser fließe, sei dieses zum Teil verschmutzt, weil die Klärwerke nicht mehr richtig funktionierten. Im Nordwesten Syriens sei die Cholera bereits vor dem Beben verbreitet gewesen.

Schon vor der Naturkatastrophe Anfang Februar seien 70 Prozent der Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, erklärte das Hilfswerk weiter. Das Erdbeben habe Tod und Zerstörung über eine durch zwölf Jahre Krieg traumatisierte Generation von Kindern gebracht, sagte Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider.

Das Hilfswerk verstärkt nach eigenen Angaben die Hilfe zur Grundversorgung von 4,9 Millionen Kindern auf beiden Seiten der Grenze. Gemeinsam mit den Vereinten Nationen rief Unicef dazu auf, den Zugang zu den Hilfebedürftigen überall sicherzustellen.

RND/dpa

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