Insekten, Vögel, Wild

Auf der Flucht: Wie Tiere mit den Waldbränden umgehen

Schädigen den Wald: Rehe sollten mehr gejagt werden. Friedhelm Dierks zweifelt daran, dass das erlaubt ist.

Viele Wildtiere spüren Waldbrände rechtzeitig und können fliehen.

Feuerwehrkräfte in Südeuropa und dem Osten Deutschlands kämpfen aktuell gegen zahlreiche Waldbrände an. Was in dem Zusammenhang oft vergessen wird, ist, dass nicht nur Menschen in umliegenden Dörfern und Orten gefährdet sind, sondern auch die Einwohner des Waldes: die Tiere, von Insekten über Vögel bis zu Wild.

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Doch was geschieht mit ihnen, wenn die Flammen sich durch den Wald fressen und der Boden Temperaturen annimmt, die bei mehr als 100 Grad liegen? „Viele der großen Säugetiere können relativ problemlos flüchten und nehmen Feuer auch relativ früh wahr“, sagt Christine Tölle-Nolting, Biologin und Teamleiterin Landnutzung beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Dazu zählen etwa Wildschweine oder Rehe.

Löschaktionen können Tiere bei Flucht verwirren

„Sie können auch wahrnehmen, aus welcher Richtung das Feuer kommt“, sagt sie. Verwirren könnten sie in dem Zusammenhang allerdings große Löschaktionen mit Hubschraubern und Feuerwehrautos. Das könne in Ausnahmefällen dazu führen, dass sie in die falsche Richtung flüchten.

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Torsten Reinwald, Pressesprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und ebenfalls Biologe, weist gegenüber dem RND auf ein weiteres Problem bei der Flucht des Wildes hin: „Die flüchtenden Tiere haben extremen Stress“, erläutert er. Ihr eigenes Revier werde vernichtet und sie müssten ausweichen in ein anderes. „Da entsteht dann eine Art innerartliche Konkurrenz und ein Kampf um Lebensraum und Nahrung.“ Gerade sei zudem bei den Rehen die sogenannte Brunftzeit, in der sie sich fortpflanzen. „Da sind die Reviere klar abgesteckt“, macht der Experte deutlich. Fliehe ein Rehbock da in ein anderes Revier, habe er zusätzlich großen Stress – und es komme auch zu Kämpfen.

Hitzewelle: Die Lage der weltweiten Waldbrände
dpatopbilder - 23.07.2022, Griechenland, Vatera In Lesvos Island: Ein Mann geht mit einem Löschschlauch auf die Flammen eines Waldbrandes auf der Ferieninsel Lesbos zu. Hitze und Brände haben den Menschen in Griechenland schwer zu schaffen gemacht. Ein großer Brand zerstörte den Wald des Dadia-Nationalparks, eines der größten Waldgebiete im Südosten Europas. Ein zweiter großer Brand tobte auf der Südseite der Ferieninsel Lesbos. Der Zivilschutz ordnete die Evakuierung der Ortschaft Vatera an. Foto: Eurokinissi/Eurokinissi via ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Brandenburg, Kalifornien, Spanien, Griechenland und viele weitere Gegenden leiden unter Hitze und Waldbränden.

Füchse können zum Teil im Bau bleiben

Andere Tiere wiederum können trotz Feuer in ihrem Gebiet bleiben. „Manche Arten wie Füchse oder Dachse können sich auch im Wald in ihrem Bau verstecken“, sagt die Nabu-Biologin Tölle-Nolting. „Wenn das Feuer ungefähr 500 Grad heiß ist, ist es in den tiefliegenden Bauen für die Tiere relativ sicher.“ Auch manche Amphibien würden sich daher in der Erde einbuddeln. Bei besonders heißen und dichten Bränden könne das aber auch zum Tod führen.

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Die meisten Vögel könnten währenddessen auf dem Luftweg fliehen, so Tölle-Nolting. „Es gibt sogar Greifvögel, die von Waldbränden profitieren.“ Für sie seien kleinere Tiere, die beim Brand sterben, eine gute Nahrungsquelle. Dazu gehörten auch panisch fliehende Insekten, die sie relativ einfach jagen könnten.

Insekten sterben zum Teil

„Bei den Insekten schafft es ein Teil zu fliehen, ein Teil stirbt aber auch“, sagt die Biologin zu dieser Tiergruppe. Bisher gebe es aber zumindest für Europa keine Studien dazu, dass Tierarten durch Waldbrände dauerhaft gefährdet würden. Wenn das aber ein Ausmaß annehme wie vor zwei Jahren in Australien, als auch Millionen Koalas verbrannten, könne das wiederum etwas anderes sein. So weit sei es in Deutschland aber noch nicht.

Hierzulande könnten die Flächen bisher relativ schnell wieder besiedelt werden, so Tölle-Nolting vom Nabu. „Da kommen dann auch andere Arten, weil ein ganz neuer Lebensraum entstanden ist.“ Und dann gibt es auch noch die Tiere, die das Feuer lieben, wie die Biologin erzählt: „Zum Beispiel gibt es den Schwarzen Kiefernprachtkäfer, der seine Eier unter die Rinde von gerade verbrannten Bäumen legt.“ Denn frische Bäume sonderten als Schutzmechanismus gegen Käfer Harz ab – das sei bei einem verbrannten Baum nicht mehr möglich. Diese speziellen Käfer könnten Brände aus kilometerweiter Entfernung wahrnehmen und kämen dann angeflogen.

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Populationen bisher nicht gefährdet

Tölle-Noltings Einschätzung insgesamt ist: „Die Waldbrände in dem jetzigen Ausmaß führen nicht zu einem Tiersterben, das sich großflächig negativ auf Populationen auswirkt oder zu einem großräumigen Aussterben führt. Kleine Populationen können aber durchaus betroffen sein.“ Auch Reinwald vom Jagdverband bestätigt mit Blick auf das Wild: „Für das einzelne Tier ist der Feuertod schrecklich. Aus biologischer Sicht spielt es für die Population keine Rolle, ob einige Tiere wegen der Brände sterben.“ Sie würden dadurch nicht gefährdet.

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