„Es ist erschreckend“

Zigarettenkonsum erreicht bei Jugendlichen neuen Rekordwert

Ab dem 1. Februar ist das Rauchen in Spielhallen verboten.

Immer mehr Jugendliche griffen 2022 zu Zigaretten. (Symbolbild)

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Zigarettenkonsum von Jugendlichen in Deutschland deutlich angestiegen. Wie aus Daten einer wissenschaftlichen Befragung zum Rauchverhalten (Debra) hervorgeht, betrug der Anteil von Raucherinnen und Rauchern bei den 14- bis 17-Jährigen im Jahr 2022 15,9 Prozent. Im Vorjahr hatte der Anteil in dieser Gruppe bei nur 8,7 Prozent gelegen. Im Durchschnitt haben in diesem Jahr somit rund 200.000 Minderjährige mit dem Rauchen begonnen.

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„Es ist erschreckend“, sagte Daniel Kotz, Leiter der Debra-Studie und Professor für Suchtforschung am Institut für Allgemeinmedizin der Universität Düsseldorf, dem „Spiegel“. „Der Anteil der Raucherinnen und Raucher ist deutschlandweit in allen Altersklassen gestiegen – und besonders stark bei den Jugendlichen.“

Mehr Rauchende durch Krieg und Krisen?

Auch in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen erreichte der Anteil an Rauchenden mit 40,8 Prozent im Jahr 2022 einen Höchstwert. 2021 hatte dieser noch bei 35,6 Prozent gelegen. In der Altersgruppe der über 25-Jährigen wuchs der Anteil an Rauchenden von 30,8 Prozent (2021) auf 35,6 Prozent (2022).

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Den gestiegenen Konsum, vor allem bei Jugendlichen, können sich auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch nicht erklären. Dennoch gebe es Vermutungen, dass die anhaltenden Krisen mit Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine sowie Sorgen um Energie und Klima viele Menschen vermehrt oder erstmals zu Zigaretten greifen lassen.

Der stark angestiegene Nikotinkonsum bei Jugendlichen berge dabei ein besonderes Risiko, vor allem, da auch vermehrt E-Zigaretten geraucht werden. „In diesem Alter ist das Gehirn noch in der Entwicklung. Wenn es dann mit Nikotin angefixt wird, ist Suchtgefahr fürs Leben extrem groß“, warnte Kotz gegenüber dem „Spiegel“. Außerdem könne der regelmäßige Konsum die Entwicklung der Atemwege negativ beeinträchtigen und den Einstieg in den Tabakkonsum begünstigen, heißt es in der Studie.

Karl Lauterbach über gestiegenen Nikotinkonsum schockiert

Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich bestürzt. Die Studienergebnisse seien „ein sehr großer Grund zur Sorge“, sagte der SPD-Politiker dem „Spiegel“. „Wir werden diese Daten jetzt genau analysieren. Und dann müssen wir uns Maßnahmen für einen besseren Jugendschutz überlegen. Rauchen ist eine große Gefahr für junge Menschen, und wir müssen vorbeugen, dass sie gar nicht erst damit anfangen.“

Lauterbach räumte ein, dass die Tabakprävention in Deutschland deutlich hinter anderen europäischen Ländern zurückfalle: „Wir haben keine Einheitsverpackungen, an Verkaufsorten sind Zigarettenschachteln und Werbung noch überall zu sehen und im Kino ist Tabakwerbung noch immer erlaubt. Umso mehr müssen wir auf den Jugendschutz achten.“

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In der Debra-Studie werden seit 2016 regelmäßig Daten zum Konsum von Tabak und E-Zigaretten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhoben. Dafür befragen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alle zwei Monate rund 2000 Menschen, von denen im Schnitt 2,5 Prozent 14 bis 17 Jahre alt sind und 8,5 Prozent zu den 18–24-Jährigen zählen. Insgesamt wurden seit Beginn der Studie 8772 Personen zwischen 14 und 24 Jahren befragt.

RND/al

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