Bericht über Afghanistan-Einsatz: Britische Einheit soll Unbewaffnete getötet haben
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Militärfahrzeuge stehen nach dem Abzug der US-Truppen auf dem Flughafen Kabul. In den Jahren 2010 bis 2011 sollen hier britische Soldaten in gezielte Tötungen unbewaffneter Zivilisten verwickelt gewesen sein.
© Quelle: Saifurahman Safi/Xinhua/dpa
London. Einem Bericht der BBC zufolge soll eine britische Spezialeinheit in Afghanistan möglicherweise systematisch unbewaffnete Menschen getötet haben. Einsatzberichte weisen demnach darauf hin, dass durch die SAS-Einheit (Special Air Service) in einem Zeitraum von sechs Monaten in den Jahren 2010 und 2011 insgesamt 54 Menschen unrechtmäßig erschossen wurden.
Anlass für die Annahme sei ein Muster „auffallend ähnlicher Berichte“ über afghanische Männer gewesen, die nach ihrer Gefangennahme versucht haben sollen, Waffen oder Granaten hinter Vorhängen oder Möbeln hervorzuziehen und dann angeblich aus Notwehr erschossen wurden, hieß es in dem Bericht. Die Tötungen sollen im Rahmen sogenannter „kill or capture raids“ stattgefunden haben. Das sind nächtliche Razzien bei Menschen, die als Taliban-Kommandeure oder Bombenbauer verdächtigt wurden.
Strategie illegaler Tötungen?
Im Hauptquartier der britischen Spezialeinsatzkräfte sollen die Berichte laut BBC Besorgnis über eine mögliche absichtliche Strategie illegaler Tötungen durch die Einheit ausgelöst haben. Sie seien jedoch nicht an die Militärpolizei weitergegeben worden. Eine Untersuchung größeren Umfangs zu Tötungen in Afghanistan durch britische Militärangehörige wurde im Jahr 2019 beendet, ohne dass kriminelles Verhalten festgestellt wurde. Die BBC berichtete jedoch unter Berufung auf ungenannte Quellen bei der Militärpolizei, dass die Ermittlungen von den Streitkräften behindert worden sein sollen.
Ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums wollte sich auf BBC-Anfrage nicht zu Details äußern, sagte aber, die britischen Truppen in Afghanistan hätten mit „Mut und Professionalität“ gedient. Er fügte hinzu: „Es wurden keine neuen Beweise vorgelegt, aber die Militärpolizei wird jegliche Vorwürfe prüfen, sollten neue Beweise ans Licht kommen.“
RND/dpa