Raketenangriff in der Ukraine: AKW Saporischschja nach Notbetrieb wieder am Stromnetz
Vielerorts fiel nach landesweiten russischen Raketenangriffen der Strom aus. Europas größtes AKW wurde über Dieselgeneratoren notversorgt.
© Quelle: Reuters
Enerhodar. Infolge eines großflächigen russischen Raketenangriffs ist das Atomkraftwerk Saporischschja nach Angaben des ukrainischen Betreibers von der regulären Stromversorgung abgeschnitten gewesen. Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar wurde über 18 Dieselgeneratoren notversorgt, teilte Enerhoatom am Donnerstagmorgen auf Telegram mit.
Mittlerweile fließe der Strom wieder, teilte Stromnetzbetreiber Ukrenerho am Nachmittag mit. Die für die Notversorgung eingesetzten Dieselgeneratoren könnten wieder abgeschaltet werden.
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Der Kraftstoff der Dieselgeneratoren hätte für zehn Tage gereicht. Es handele sich bereits um das sechste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als einem Jahr, dass das AKW in den Notbetrieb gehen müsse, hieß es.
Atomkraftwerke müssen auch dann mit Strom versorgt werden, wenn ihre Reaktoren abgeschaltet sind, damit Kühlsysteme betrieben werden können und eine Kernschmelze vermieden wird.
Haluschtschenko: „Barbarischer Angriff“ der Russen
Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von einem „barbarischen, massiven Angriff“ der Russen. Neben Saporischschja waren seit den frühen Morgenstunden auch andere Landesteile mit Raketenschlägen überzogen worden, darunter auch die Hauptstadt Kiew. Die Regionen Odessa und Charkiw berichteten ebenfalls von Angriffen auf Energieanlagen und infolge dessen von Stromausfällen.
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Ein Sprecher des russischen Atomkraftwerkbetreibers Rosenergoatom bestätigte der Agentur Interfax die Abtrennung vom regulären Stromnetz am Morgen. Zugleich warf er der ukrainischen Seite vor, die Versorgung ohne erkennbaren Grund gekappt zu haben.
Wolodymyr Selenskyj: Bachmut hat entscheidende strategische Bedeutung
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© Quelle: dpa
Jedes Mal würfeln wir. Und wenn wir das immer wieder tun, dann wird uns eines Tages das Glück verlassen.
IAEA-Chef Rafael Grossi
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist wegen des erneuten Ausfalls der regulären Stromversorgung im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja alarmiert. Dies sei bereits das sechste Mal, dass Europas größtes Atomkraftwerk wegen des Krieges auf Notversorgung durch Dieselgeneratoren umstellen müsse, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag vor dem IAEA-Gouverneursrat in Wien.
„Jedes Mal würfeln wir. Und wenn wir das immer wieder tun, dann wird uns eines Tages das Glück verlassen“, warnte Grossi. So dürfe es nicht weitergehen. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone rund um das Kraftwerk einzurichten. Er werde seine entsprechenden Bemühungen fortsetzen, sagte Grossi. Atomkraftwerke sind zum sicheren Betrieb auf verlässliche Stromversorgung angewiesen.
RND/dpa/nis/AP