Laut Geheimdienstchef Burgess: Australien enttarnt mutmaßlichen russischen Spionagering
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Australiens Geheimdienstchef Mike Burgess.
© Quelle: IMAGO/AAP
Sydney. Australien hat am ersten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine neue Unterstützung angekündigt: Drohnen im Wert von 33 Millionen australischen Dollar, umgerechnet rund 21 Millionen Euro, sollen an die ukrainischen Streitkräfte übergeben werden. Die Drohnen tragen keine Waffen, stattdessen sollen sie helfen, russische Truppenbewegungen zu überwachen. Gleichzeitig kündigte Canberra weitere Sanktionen gegen russische Bürger und Unternehmen an. Laut der australischen Ausgabe des britischen „Guardian“ sind darunter das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, der ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putins ist, und das staatliche russische Medienunternehmen Sputnik.
Insgesamt hat Australien inzwischen 510 Millionen Dollar (fast 330 Millionen Euro) für die militärische Unterstützung der Ukraine ausgegeben und Sanktionen gegen mehr als 1000 Personen oder Organisationen verhängt, die die russische Aggression unterstützen.
Hochqualifizierte Undercover-Agenten
In der gleichen Woche machte der australische Geheimdienstchef Mike Burgess öffentlich, dass der australische Nachrichtendienst Asio ein „Nest“ von Spionen ausgehoben habe, das seit Jahren im Land operiert haben soll. Burgess selbst identifizierte keine Länder hinter dem Netzwerk, sagte aber, dass die Undercover-Agenten „hochqualifiziert“ schienen. Die lokale Tageszeitung „Sydney Morning Herald“ veröffentlichte am Freitag dann jedoch einen exklusiven Artikel, in dem sie sich auf Insiderinformationen bezog, und behauptete, es habe sich um russische Spione gehandelt.
In dem Artikel hieß es, der Spionagering habe von mehreren Orten aus operiert, darunter die russische Botschaft in Canberra. Die Agenten sollen zu Zeiten der Vorgängerregierung unter Premierminister Scott Morrison tätig gewesen sein. Ihr Ziel sei es gewesen, Australier mit Zugang zu geheimen Informationen zu rekrutieren und „ausgefeilte Technologie zu verwenden, um Daten zu stehlen und zu kommunizieren, ohne abgefangen zu werden“. Die Gruppe zielte anscheinend auf Richter, Journalisten und Veteranen ab.
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„Das Nest ist Geschichte“
Burgess bemerkte während seiner Rede in Canberra diese Woche, dass die Agenten „gut“ gewesen seien, dass Asio aber besser gewesen sei. Inzwischen seien die Agenten außer Landes. „Das Nest ist Geschichte“, sagte er.
Gleichzeitig betonte der Geheimdienstchef, dass die Bedrohung durch ausländische Spione auf einem Allzeithoch sei. Die Aktivitäten ausländischer Geheimdienste hätten sich verschärft, seit Australien das sogenannte Aukus-Sicherheitsabkommen mit den USA und Großbritannien unterzeichnet habe. Derzeit habe der Nachrichtendienst mehr zu tun als noch zu Zeiten des Kalten Krieges, nach dem 11. September oder zum Höhepunkt des Terrorregimes „Islamischer Staat“. „Von meiner Position aus sieht es aus wie ein Nahkampf“, beurteilte er die aktuelle Situation. Erst vergangene Woche deckten australische Sicherheitsbehörden eine iranische Aktion auf, die auf einen iranisch-australischen Bürger in Australien abzielte.
Suspekt: zu viele russische Diplomaten
Die russische Spionageoperation ist laut der Insider, auf die sich der „Sydney Morning Herald“ bezieht, aufgedeckt worden, nachdem auffiel, dass eine relativ hohe Anzahl diplomatischer Mitarbeiter in der russischen Botschaft in Australien tätig war. Letztere passte nicht zum Umfang der bilateralen Beziehungen zwischen Moskau und Canberra.
Nachdem der australische Nachrichtendienst den russischen Spionen auf die Schliche gekommen war, reagierte Canberra interessanterweise nicht mit der Ausweisung des russischen Botschaftspersonals. Laut des „Sydney Morning Herald“ spielte bei dieser Entscheidung mit, dass man fürchtete, dass Russland sich revanchieren und die wenigen australischen diplomatischen Vertreter in Moskau ins Visier nehmen könnte. Die Mitglieder des Spionagerings wurden deswegen stillschweigend über die letzten Monaten hinweg aus Australien entfernt, indem ihre Visa nicht verlängert oder annulliert wurden.
Zuvor hatte Australien im März 2018 zwei russische Diplomaten ausgewiesen. Dies war als Reaktion auf den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien geschehen. Die beiden Russen hatten Australien damals innerhalb von sieben Tagen verlassen müssen.