In London steigt die Terrorgefahr
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Die Metropolitan Police vor dem Tor des Buckingham-Palastes.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
London. Mit ihren gelben Warnwesten und der Aufschrift „Police“ auf dem Rücken sind Beamte und Beamtinnen der Londoner Polizei im Zentrum der Metropole aktuell omnipräsent. Immer zu zweit patrouillieren sie durch die Straßen und geben Besuchern und Besucherinnen auch zu Dingen Auskunft, die nicht zwangsläufig zu ihrem Aufgabengebiet gehören: Wo befindet sich das Ende der kilometerlangen Schlange? Wo müssen sich Menschen einreihen, wenn sie Königin Elizabeth II. die letzte Ehre erweisen wollen?
Seit dem Tod der Queen und der damit einhergehenden Operation London Bridge sind die Beamten der Polizeibehörde Metropolitan Police in Aktion, und der Höhepunkt ist noch nicht erreicht. Anlässlich der Trauerfeier am 19. September in der Kathedrale Westminster Abbey muss die Behörde den größten Einsatz aller Zeiten bewältigen. „Es ist eine massive Herausforderung für die Met Police und für mich persönlich“, sagte der erst vor wenigen Wochen neu ernannte Polizeichef Mark Rowley.
Militär, Geheimdienste, Antiterrorpolizei
War das Sicherheitsrisiko in den vergangenen Tagen hoch, steigt es am kommenden Montag weiter. Das ist zu spüren. Über dem Zentrum der Stadt kreisen Militärhubschrauber, bewaffnete Polizisten mit Ferngläsern positionieren sich auf den Dächern der Häuser über dem Regierungsviertel: Stets überwacht durch etliche Kameras drängen sich Massen von Menschen durch die Stadt.
Laut Medienberichten sind über 10.000 Beamte auf den Straßen sowie 1500 militärische Einsatzkräfte unterwegs, darunter Fallschirmjäger, Mitglieder der Royal Navy sowie Personal der Royal Air Force (RAF). Die britischen Geheimdienste, der Inlandsdienst MI5 sowie die Government Communication Headquarters (GCHQ) sind involviert, genauso wie die Antiterrorpolizei.
Sarg von Queen Elizabeth II. erreicht letzte Station in London
Am Mittwoch soll die Leiche der Königin in einer feierlichen Prozession durch London in die Westminster Hall gebracht werden.
© Quelle: Reuters
„Viele Staatsoberhäupter an einem Ort, das ist eine gefährliche Sicherheitslage“
Die Beerdigung der Monarchin ist der heikelste Tag, weil sich dann nicht nur Millionen Menschen in der Innenstadt aufhalten werden, sondern auch die etwa 2000 Gäste der Trauerfeier in der Westminster Abbey, darunter Hunderte Würdenträger, Monarchen sowie Staats‑ und Regierungschefs und ‑chefinnen. Zu ihnen zählen US-Präsident Joe Biden, der kanadische Premierminister Justin Trudeau sowie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Russland, Belarus sowie Syrien, Venezuela und Afghanistan sind laut Medienberichten nicht zu dem Staatsbegräbnis eingeladen worden.
„Viele Staatsoberhäupter an einem Ort, das ist eine gefährliche Sicherheitslage“, betonte Timothy Miller, ehemaliger Agent des US-Geheimdienstes. Die Sicherheitsbehörden haben eine „monumentale Aufgabe“ vor sich. Die „größte Sorge“ ist laut Sicherheitsexperte Simon Morgan die Gefahr von Terroranschlägen. Die Bevölkerung wurde deshalb dazu aufgerufen, wachsam zu sein und ihren Instinkten zu vertrauen. Der Appell erinnert an die durch Theresa May im Jahr 2016 eingeführte Kampagne „See it, say it, sorted“, „Nimm es wahr, melde es, und es wird geregelt“, die man in Großbritannien aus Bahnhöfen und Zügen kennt.
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Zwischen Trauer und Skepsis: Wie geht es weiter mit der britischen Monarchie?
Millionen Menschen strömen nach London, um sich von Königin Elizabeth II. zu verabschieden. Gleichzeitig steht die Regierungsarbeit still, vereinzelt wurden Monarchiegegner verhaftet. Über die Trauer, ihre Grenzen und den pragmatischen Optimismus der Briten.
Wie die Organisation von hundert Staatsbesuchen auf einmal funktioniert
Die Besuche der Politiker sollen aber nicht nur sicher, sondern auch reibungslos verlaufen. Ein Beamter verglich dies mit der Organisation von hundert Staatsbesuchen auf einmal. Die Gäste sind dazu angehalten, Linie und nicht Privatjet zu fliegen, aus logistischen Gründen. Um alle Gäste am Montag pünktlich zur Kathedrale zu bringen, sollen Staatschefs von einem geheimen Treffpunkt im Westen der britischen Hauptstadt aus mit Luxusbussen nach Westminster Abbey gefahren werden.
Um den Überblick über solche Operationen zu behalten, wurde unter der Aufsicht des britischen Außenministeriums ein Hauptquartier namens „The Hangar“ eingerichtet. Mehr als 300 Beamte und Beamtinnen wurden vergangene Woche in dem Moment, als der Tod von Königin Elizabeth II. bekannt wurde, von ihren üblichen Arbeitsplätzen hierher versetzt. Gearbeitet wird seitdem rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag.
Nächtliche Einsätze sind auch nötig, um die Zeremonie zu üben, damit am Montag, dem wichtigsten Tag, alles glattläuft. Und so marschierten in den letzten Tagen vor Sonnenaufgang immer wieder Soldaten in traditionellen Uniformen durch die Straßen des Regierungsviertels. Zuletzt wurde der Marsch anlässlich der Trauerfeier zu Ehren der Queen geprobt. Dabei muss auch der Ablauf mit den Pferden exakt geplant werden, damit es nicht zu gefährlichen Überraschungen kommt.
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