Tweets zu China-Protesten gehen in Flut von Spamnachrichten unter
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Teilnehmende einer Protestkundgebung in Hongkong.
© Quelle: Getty Images
Für die moderne Protestkultur ist das Internet ein wichtiges Instrument, um Information schnell zu verbreiten. Auch für die Proteste in China, bei denen am Wochenende Millionen Menschen gegen die kommunistische Partieführung auf die Straße gingen, sind die sozialen Medien ein wichtiges Mittel zum Zweck.
Wie die „Washington Post“ berichtet, hatte das Anti-Propaganda-Team von Twitter am Sonntag allerdings mit einer Kampagne zu kämpfen, die laut Forschern darauf abzielte, den Informationsfluss einzuschränken. Zahlreiche chinesischsprachige Konten, die für einen langen Zeitraum inaktiv gewesen waren, spammten das Portal am Sonntag mit irreführenden Beiträgen zu.
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© Quelle: Reuters
Verschleierung durch Spam
Wer sich über die neusten Entwicklungen der Proteste in den verschiedenen Städten informieren wollte, hatte es dem Bericht zufolge schwer. Statt Nachrichten zu den neusten Forderungen nach dem Rücktritt von Präsident Xi zu finden, mussten die Nutzer durch nicht enden wollende, nutzlose Tweets scrollen. Jeder, der nach Beiträgen aus den Städten suchte und die chinesischen Namen für die Orte eingab, stieß nur auf Tweets über Städtenamen, Escort-Services und andere Dienstleistungen für Erwachsene.
Laut einem ehemaligen Twitter-Mitarbeiter ist es nicht das erste Mal, dass Konten, die mutmaßlich der chinesischen Regierung nahestehen, diese Technik verwenden. Allerdings hätten sich ähnliche Kampagnen meist gegen kleine Gruppen oder einzelne Accounts gerichtet, heißt es. Daher habe man sich dem Problem bis dato mitunter auch manuell gewidmet.
Spart Elon Musk am falschen Ende?
Solche umfangreichen Kampagnen stellen Twitter allerdings vor neue Herausforderungen. Seit der Übernahme durch Elon Musk hat sich die Mitarbeiterzahl von 7500 auf rund 2000 reduziert. Insbesondere die Teams, die sich mit Menschenrechtsfragen, Sicherheitsbedenken und betrügerischer ausländischer Einflussnahme befassen, sind geschrumpft. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Der Vorfall am Sonntag sei ein weiteres Beispiel dafür, dass es jetzt noch größere Löcher zu stopfen gebe, so ein ehemaliger Mitarbeiter gegenüber der „Washington Post“.
Die Kampagne wurde unter anderem von Forschern der Stanford University aufgedeckt, die die Effektivität und Reichweite weiter ergründen wollen. Bereits am Sonntagnachmittag war es Twitter-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen gelungen, die Spamflut in den Griff zu bekommen und wieder vermehrt Tweets zu den Protesten sichtbar zu machen.
RND/ri