Trump und die Außenseiter: Diese Republikaner wollen ins Weiße Haus
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Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten Asa Hutchinson (l-r), ehemaliger Gouverneur von Arkansas, Chris Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey, Mike Pence, ehemaliger Vizepräsident, Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, der Geschäftsmann Vivek Ramaswamy, Nikki Haley, ehemalige UN-Botschafterin Senator Tim Scott und Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, stehen auf der Bühne während einer republikanischen Vorwahldebatte, die vom FOX News Channel veranstaltet wird.
© Quelle: Morry Gash/AP
Bei der ersten parteiinternen Fernsehdebatte der Republikaner zur US-Präsidentschaftswahl 2024 haben sich die Bewerber und Bewerberinnen einen Schlagabtausch zu Sachfragen geliefert – und Attacken auf ihren populären Kontrahenten Donald Trump weitgehend gemieden. Das Ziel müsse sein, die Staatsausgaben zu senken, das Land unabhängig von Energieimporten zu machen und den Europäern mehr Finanzhilfe für die Ukraine abzuverlangen, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der laut Umfragen aussichtsreichste unter den acht Bewerbern und Bewerberinnen auf der Bühne.
Ex-Präsident Trump, der in diesen Erhebungen das Feld klar anführt, hatte seine Teilnahme an der Debatte am Mittwoch in Milwaukee im Vorfeld abgesagt. Fest steht bereits jetzt, dass der nächste US-Wahlkampf wird alles andere als langweilig wird. Wer sind die Kandidaten und Kandidatinnen, die für die Republikaner in die Präsidentschaftswahl ziehen wollen?
Donald Trump: Revanche als größte Motivation
Der ehemalige Präsident, der sich bislang weigert, seine Wahlniederlage von 2020 zu akzeptieren, möchte der zweite Präsident in der Geschichte werden, der nach seinem Sturz ins Oval Office zurückkehrt. Das hatte vor ihm bisher lediglich Grover Cleveland geschafft, der 22. US-Präsident, der nach seiner Abwahl 1888 vier Jahre später nochmals kandidierte und als 24. Präsident weitere vier Jahre regieren konnte.
Trotz zahlreicher Skandale und des von ihm angezettelten Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 kann sich Donald Trump bei der republikanischen Basis großer Beliebtheit erfreuen. Weiter behauptet er allen Tatsachen zum Trotze, die Wahl 2020 gewonnen zu haben.
Die Anklage in Georgia (wegen versuchtem Wahlbetrug) könnte für Trumps Kampagne zur Belastung werden und republikanische Wähler und Wählerinnen verunsichern. In aktuellen Umfragen stehen rund 55 Prozent der republikanischen Wähler hinter Trump. Am Donnerstag wollte Trump sich nach einer Anklage im Gefängnis den Behörden stellen – damit dürfte er die Aufmerksamkeit auch wieder auf sich ziehen und die anderen Bewerber in den Schatten stellen. An der TV-Debatte nahm er deswegen nicht teil.
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Politisch wie Trump – nur ohne Skandale, so sieht sich Ron DeSantis selbst. Auf dem Bild vom 8. November 2022 mit seiner Frau Casey und seinen Kindern.
© Quelle: IMAGO/USA TODAY Network
Ron DeSantis: Fehlstart des Durchstarters
Trumps Duell mit dem 44-jährigen Gouverneur von Florida überlagert bislang all die anderen Nominierungen – und hat das Potenzial einer grundsätzlichen Weichenstellung der GOP (Grand Old Party, wie die Republikanische Partei genannt wird). Dabei liegen beide politisch gar nicht weit auseinander, vielmehr scheint hier ein rechter, extremistischer Überbietungswettkampf stattzufinden.
Ron DeSantis möchte kein Anti-Trump sein, verspricht vielmehr eine effektive, skandalfreie Fortsetzung der trumpschen Agenda. Dementsprechend buhlt er um klassische Trump-Anhänger, spricht dem Ex-Präsidenten Stil, Format und Eignung ab und positioniert sich als wählbare Alternative.
Doch sein Start (Technikprobleme und gestammelte Peinlichkeiten) geriet zur Farce. Er wirkt unbeholfen, wurde zudem wegen seiner noch rigideren Abtreibungs- und Minderheitenpolitik von Trump kritisiert, was bislang DeSantis‘ Hauptargument („Wählbarkeit“) untergräbt. Noch im März konnte er sich über 30 Prozent Zustimmung republikanischer Anhänger freuen, derzeit liegt er bei etwa 14 Prozent.
Auf der Bühne in Milwaukee entschied sich DeSantis allerdings gegen Trump-Attacken.
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Mike Pence umschreibt sich selbst als „Christ, Konservativer und Republikaner, in dieser Reihenfolge“.
© Quelle: Rick Bowmer/AP/dpa/dpa
Mike Pence: Christ, konservativ, amtserfahren
Mit seinem stärksten politischen Pfund – seinem Verhalten als Vizepräsident nach Trumps Abwahl – kann Mike Pence bisher gar nicht punkten. Weil sein Eintreten für Rechtsstaatlichkeit in den Augen der postfaktischen Anhängerschaft der Republikanischen Partei „Verrat“ an Trumps Präsidentschaft war.
Also tingelt Pence durchs Land und verspricht, an Trumps „erfolgreiche Präsidentschaft“, in der er als Vize eher unsichtbar geblieben war, anzuknüpfen. Seine Distanzierung von Trump, den er „unamerikanisch“ nennt, ist dementsprechend vorsichtig. Er argumentiert, das Land brauche „neue Anführer“. Der 63-Jährige beschreibt sich selbst als „Christ, Konservativer und Republikaner, in dieser Reihenfolge“. Die christlich-konservative Wählerschaft, auf die er abzielt, ist allerdings zu unbedeutend, um sich von ihr an die Spitze des Kandidatenfelds tragen zu lassen. Pence hofft, seine Chance mithilfe des wichtigen Spendennetzwerks „Americans for Prosperity“ um die einflussreichen Koch-Brüder zu kriegen. Pence wird momentan nur von weniger als fünf Prozent der republikanischen Anhänger unterstützt.
Die Debatte nutzte der 63-Jährige, um Trump zu verteidigen. „Er hat mich gebeten, ihn über die Verfassung zu stellen“, sagte Pence zu Trumps Versuchen, seinen damaligen Stellvertreter dazu zu bewegen, den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden im Jahr 2020 zu sabotieren. „Ich habe mich für die Verfassung entschieden und würde das immer wieder tun“, sagte Pence.
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Die weltoffenste und diplomatisch erfahrenste Kandidatin aus dem Bewerberfeld: Nikki Haley.
© Quelle: Getty Images
Nikki Haley: profilierte Diplomatin mit Geschlechter-Malus
Im Unterschied zu Pence ist die 51-jährige ehemalige UN-Botschafterin und zweifache Gouverneurin von South Carolina ein politisches Schwergewicht, dem am ehesten zuzutrauen ist, auch jenseits der republikanischen Stammwählerschaft zu punkten. Ihr könnte helfen, dass nach den „Zwergstaaten“ Iowa und New Hampshire die ersten wirklich relevanten Vorwahlen 2024 in ihrem Heimatstaat South Carolina sind. Entwickelt sich das Duell zwischen Trump und DeSantis zu einer Schlammschlacht, könnte Nikki Haley als Sauberfrau punkten.
Zudem sprechen ihre Regierungserfahrung, ihr außenpolitisches Geschick, ihre Verbindung zur Trump-Regierung und der historische Moment, eventuell als erste Republikanerin zu kandidieren, für sie. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die stark rückwärtsgewandte, zunehmend rechte Partei reif genug ist, eine Frau ins Rennen zu schicken. Momentan liegen Haleys Zustimmungswerte unter denen von Pence im einstelligen Bereich.
In der Debatte geriet sie besonders laut mit Vivek Ramaswamy aneinander – für viele der aufsehenerregendste Moment der Debatte. Er forderte energisch, die finanzielle Unterstützung der USA für die von Russland angegriffene Ukraine zurückzufahren. Haley sagte über Ramaswamys Unterstützung für Kremlchef Wladimir Putin und die Haltung zur Ukraine: „Dieser Kerl ist ein Mörder, und Du ziehst diesen Mörder einem pro-amerikanischen Land vor.“
Vivek Ramaswamy: antiwoker Pharmamilliardär
Im Umfrageranking der republikanischen Kandidaten liegt Vivek Ramaswamy, der 37-jährige Sohn indischer Einwanderer aus Cincinnati, Ohio, auf einem erstaunlichen dritten Platz. Der Pharmamilliardär aus Florida hat eine selbst finanzierte Außenseiterkampagne gestartet, in der es bislang eigentlich nur um ein Thema geht: den Kampf gegen „Wokeness“, worunter ganz allgemein ein „erwachtes“ (wokes) Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit und Rassismus gemeint ist.
Erfunden hat er dieses Thema nicht. Wer den Reden von Ron DeSantis zuhört, wird ständig mit den Widersprüchen einer „woken“ Welt konfrontiert. Vivek Ramaswamy wird wohl früh erkennen, dass sein Wahlkampf vor allem eins ist: teuer.
Der 38-jährige Ramaswamy nutzte seinen Auftritt dazu, die „Klimawandel-Agenda“ als Lüge zu bezeichnen. Der Unternehmer sagte gar, dass Trump für ihn der beste Präsident des 21. Jahrhunderts gewesen sei. Sollte er selbst ins Weiße Haus einziehen, werde er Trump im Falle einer Verurteilung begnadigen, so Ramaswamy. Er hatte unter republikanischen Wählern in den vergangenen Wochen an Boden gutgemacht und gilt aktuell als Überraschung des bisherigen Wahlkampfs.
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Sieht sich als Anti-Trump: der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie.
© Quelle: Charles Krupa/AP
Chris Christie und die Hassliebe zu Trump
2016 wollte Chris Christie, damals Gouverneur von New Jersey, Präsident werden und unterlag gegen Donald Trump. Vier Jahre später half er Trump, sich auf die Debatten gegen Joe Biden vorzubereiten. Zum Bruch kam es am Wahltag, als Trump seine Wahlfälschungslüge verbreitete. Heute verkörpert der 60-Jährige den klassischen Anti-Trump. Erfolgreich kann Christies Vorwahlkampf nur sein, wenn sich, neben den Kandidaten und Kandidatinnen, auch in der Partei ein harter Kurswechsel gegen die Trump-Ära durchsetzt. In Umfragen verbucht er derzeit rund drei Prozent auf sich.
Er war in der TV-Debatte der einzige, der sich entschieden gegen Trump stellte.
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Ist hinter Donald Trump der eifrigste Spendensammler der Partei: Tim Scott, Senator aus South Carolina und republikanischer Präsidentschaftskandidat.
© Quelle: Charlie Neibergall/AP/dpa
Tim Scott – der Spenden(vize)könig
Auch Tim Scott baut auf die Vorwahl in South Carolina, weil er im Kongress den Bundesstaat als einer von zwei Senatoren vertritt. Über leere Wahlkampfkassen wird sich der 57-Jährige nicht beschweren können, er ist hinter Donald Trump der eifrigste Spendensammler der Partei, hat zudem gute Kontakte zum Oracle-Chef Larry Ellison oder dem Koch-Netzwerk. Scott wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, seine Karriere bezeichnet er als Beispiel des amerikanischen Traums, im politischen Washington ist der Konservative über Parteigrenzen hinweg als freundlicher Optimist beliebt.
Der 57-Jährige positionierte sich in der Debatte stark gegen Abtreibung. „Wir können nicht Staaten wie Kalifornien, New York und Illinois Abtreibungen auf Wunsch bis zum Tag der Geburt anbieten lassen. Das ist unmoralisch und falsch“, sagt er.
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Die fünf Zwerge – ein Provinzgouverneur, Radiomacher, Pastor, windige Geschäftsleute
Ebenfalls in der Debatte dabei war Asa Hutchinson, Ex-Gouverneur von Arkansas. Er vertritt wie kein Zweiter im Bewerberfeld die Republikanische Partei der Vor-Trump-Ära. Der Konservative alter Schule hatte seinen Missmut über den Trump-Kurs nie verschwiegen und legte auch jetzt nach, indem er Trumps Verzicht nach der Anklageerhebung in New York forderte. In der Partei hat er keine Hausmacht mehr, entsprechend aussichtslos ist sein Kampf. Auch er stellte sich offen gegen Trump. „Egal ob Sie glauben, dass die Vorwürfe berechtigt sind oder nicht, das Verhalten ist dem eines Präsidenten nicht würdig“, sagt er. „Sie können mich ausbuhen, aber das ändert nichts an der Wahrheit.“
Das Feld wurde komplettiert durch Doug Burgum: Der 66-jährige Burgum ist ein früherer Computer-Software-Unternehmer, dessen Unternehmen Great Plains Software 2011 von Microsoft übernommen wurde. In einem Video zu seiner Präsidentschaftsbewerbung stellte er sich als vernünftiger Konservativer dar, der sich bei der Energiepolitik gut auskenne und im Gegensatz zu Trump und DeSantis Pöbeleien meide: „Ärger, Schreien, Grabenkämpfe - das wird nicht mehr reichen. In North Dakota hören wir respektvoll zu und wir diskutieren die Dinge aus.“
Obwohl sie ebenfalls kandidieren, waren Larry Elder, Perry Johnson und Ryan Binkley nicht in der TV-Debatte zu sehen. Während der 71-Jährige Elder und der 55-Jährige Bindler nicht die nötige Anzahl von 40.000 Spendern aufbringen konnten, ist unklar, warm der 75-Jährige Johnson nicht unter den Diskutierenden war.
Mit Agenturmaterial