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Umstrittene Praxis

Zwei Autoren, einmal Ruhm: Bestsellerautorin Maja Göpel und der Ghostwriter im Hintergrund

Maja Göpel bestreitet die Mitarbeit eines Ghostwriters nicht.

Maja Göpel bestreitet die Mitarbeit eines Ghostwriters nicht.

Berlin. Die Betroffene setzte sich am Mittwoch zur Wehr – via Twitter. „Wer mit mir über das Buch gesprochen hat, zum Beispiel bei Veranstaltungen, weiß, dass ich regelmäßig erzählt habe, wie mir ein Journalist dabei geholfen hat“, notierte Maja Göpel dort. Im Übrigen habe sie den besagten Marcus Jauer „mehrfach darum gebeten, dass seine Mitarbeit im Buch angegeben wird“, offenbar erfolglos. Da es „noch weitere, handfeste Unwahrheiten“ im neuen Artikel der Wochenzeitung „Die Zeit“ gebe, würden rechtliche Schritte folgen.

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Die 46-jährige Wissenschaftlerin und Mutter von zwei Töchtern bezeichnet sich selbst als Transformationsforscherin – und ist auf dem Feld der Klimawissenschaft längst ein Star. Göpel ist Honorarprofessorin für Nachhaltigkeitstransformationen an der Leuphana Universität Lüneburg, leitete das Berliner Büro des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, nachdem sie davor als Direktorin Zukunftsgerechtigkeit des Brüsseler Büros und als Campaign Managerin Climate Energy in Hamburg den World Future Council mit aufgebaut hatte. Göpel ist Mitglied im Club of Rome, dem World Future Council, der Balaton Group, dem Bioökonomierat der deutschen Bundesregierung und Mitbegründerin der Initiative Scientists-4-Future. Die Fülle ist staunenswert.

„Frischer Sound“

2020 veröffentlichte Göpel dann im Ullstein Verlag ein Buch mit dem Titel: „Unsere Welt neu denken“, das auf Platz drei der Jahresbestsellerliste des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ landete und über das der Wissenschaftlerkollege Harald Welzer schrieb, Göpel sorge „für den dringend nötigen frischen Sound“.

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Nur berichtet „Die Zeit“ jetzt, der Sound stamme gar nicht von Maja Göpel, sondern von besagtem Marcus Jauer, der als freier Journalist unter anderem für die „Süddeutsche Zeitung“ tätig ist und dort mal mit einem Porträt des Ehemannes von Kanzlerin Angela Merkel brillierte. So hat sie wohl im Wesentlichen für die Inhalte gesorgt und er für die packende Form. Doch tauchte Jauer als Co-Autor nicht auf. Er wollte nicht bloßer Gehilfe sein. Das wirft Fragen auf.

Ghostwriting üblich

Zwar ist das Ghostwriting in der Buchbranche üblich. Dabei werden die Urheber manchmal bloß verschämt und in Einzelfällen gar nicht erwähnt. Freilich wurde Göpel für das Buch mit Preisen, allen voran mit dem Erich-Fromm-Preis, ausgezeichnet. Ob sie die auch bekommen hätte, wenn auf dem Titel gestanden hätte „mit Marcus Jauer“? Schließlich schreibt „Die Zeit“, dass die Denkfabrik New Institute in Hamburg Göpel im Herbst 2020 als wissenschaftliche Direktorin engagiert habe, aber bald um ihre Reputation fürchtete, falls das Ghostwritertum publik würde. Im Juli 2021 endete das Beschäftigungsverhältnis wieder – formal auf Göpels Entscheidung hin.

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Im Kern bestreitet Göpel den „Zeit“-Bericht übrigens nicht, sondern stößt sich – ebenfalls via Twitter – lediglich am „Stil der Darstellung“. Auf ihrer Homepage hieß es am Donnerstag, sie habe „mit dem Ullstein-Verlag ein erzählerisches Sachbuch geschrieben“. In Göpels neuem Buch soll Jauer genannt werden.

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