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Umfrage der Bertelsmann-Stiftung

Die Zustimmung zur Ukraine-Politik ist noch groß - aber sie sinkt

Erhält für die Politik der Kommission noch viel Unterstützung aus der Bevölkerung: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission.

Erhält für die Politik der Kommission noch viel Unterstützung aus der Bevölkerung: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission.

Brüssel. Die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine drücken auf das Gemüt der Europäerinnen und Europäer. Und die Aussicht, wegen der explodierenden Energiepreise im kommenden Winter frieren zu müssen, hat Folgen auf die öffentliche Meinung im Hinblick auf die Unterstützung der Ukraine. So ist mehr als sieben Monate nach Kriegsbeginn die Zahl der Menschen, die für eine Unabhängigkeit Europas von Energielieferungen aus Russland plädieren, leicht gesunken. Das ist das Ergebnis einer neuen repräsentativen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung.

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+++ Alle Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Liveblog +++

Zwar sprechen sich EU-weit immer noch 72 Prozent der Befragten dafür aus, dass es keine Öl- und Gaslieferungen aus Russland mehr geben soll, auch wenn das zu persönlichen Belastungen führen sollte. Doch bei einer ähnlichen Umfrage im März lag dieser Wert noch bei 74 Prozentpunkten.

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Die Bertelsmann befragt seit Kriegsbeginn im Abstand von drei Monaten 12.000 Menschen in der EU, was sie von der Ukraine-Politik der EU halten. Die erste Umfrage fand im März statt, die nun vorgelegte Studie im Juni.

Fast die Hälfte sorgt sich um steigende Kosten

Der Grund für das leichte Sinken der Zustimmung zur Energieunabhängigkeit liegt darin, dass sich im Juni die potenziellen Folgen der Energiekrise schon deutlicher abzeichneten als im März. „Die steigenden Lebenshaltungskosten machen 44 Prozent der Europäerinnen und Europäer jetzt schon große Sorgen“, erklärte Isabell Hoffmann, Europa-Expertin der Bertelsmann-Stiftung: „Und sie werden in der kalten Jahreszeit die Auswirkungen des Krieges noch deutlicher in ihrem Alltag spüren. Das wird ein Stresstest für die starke Zustimmung, die die Ukraine-Politik seit Kriegsbeginn genießt.“

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Am größten ist die Unterstützung für die Energie-Unabhängigkeit mit 80 Prozent in Polen (minus sechs Punkte im Vergleich zur März-Umfrage), in Deutschland liegt der Wert bei 69 Prozentpunkten (minus drei Punkte). Am stärksten ist der Rückgang in den Niederlanden mit sieben Punkten. Dort verzeichnet die Umfrage einen Zustimmungswert von nur noch 66 Prozentpunkten. Auch in Frankreich (73 Prozent Zustimmung) und Belgien (71 Prozent) ist die Zustimmung um jeweils fünf Prozentpunkte gesunken.

Italiener befürworten Waffenlieferungen nicht

Ähnlich sieht bei der Zustimmung für Waffenlieferungen aus den EU-Staaten an die Ukraine aus. Eine Mehrheit von 60 Prozent der Befragten spricht sich EU-weit für solche Waffenlieferungen aus. Im März waren es noch 62 Prozent.

In Deutschland finden 61 Prozent der Befragten, dass die Ukraine mit Waffen versorgt soll. Am höchsten ist dieser Wert in Polen, dem Nachbarland der Ukraine. Nur in Italien gibt es keine Mehrheit für Waffenlieferungen. Dort sagen 58 Prozent der Befragten Nein.

Auch in der Frage der Waffenlieferungen sind die Zustimmungswerte gesunken, am stärksten mit acht Prozentpunkten in Frankreich. Bertelsmann-Expertin Hoffmann sagte: „Im März standen alle unter Schock, und der Wille, die Ukraine zu unterstützen, war sehr hoch.“ Mittlerweile habe sich der Schock gelegt, „aber der Wille zu unterstützen ist immer noch sehr hoch, obwohl die negativen Konsequenzen im Alltag deutlicher spürbar sind.“

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Nach Ansicht der Demoskopin haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten seit dem russischen Angriff auf die Ukraine „Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit bewiesen und tun es weiterhin“. Die Zahlen zeigten, dass die Europäerinnen und Europäer „entschiedenes Handeln zur Unterstützung der Ukraine befürworten“, so Hoffmann. Gleichzeitig wüchsen die persönlichen Sorgen. Daraus ergebe sich „politisches Konfliktpotenzial“. Deshalb werde es immer wichtiger für die Politik, „die Öffentlichkeit argumentativ und kommunikativ zu beteiligen“.

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