Andere Partner hätten Vorrang: Polen will Gasvorräte ungern mit Deutschland teilen
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Anlagen der Erdgasverdichterstation Mallnow der Gascade Gastransport GmbH. Die Verdichterstation in Mallnow nahe der deutsch-polnischen Grenze übernimmt vorwiegend russisches Erdgas. (Symbolbild)
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
Warschau. Politiker in der polnischen Führung äußern sich ablehnend zur Aussicht, Deutschland in der Energiekrise eventuell mit Erdgas aushelfen zu müssen. Dazu müssten im Verhältnis zu Berlin erst einige Meilensteine erreicht sein, sagte der Generalsekretär der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Krzysztof Sobolewski, im polnischen Fernsehen. Ein solcher Meilenstein könnte „die Frage der Kriegsreparationen“ sein.
„Wir sind immer offen und bereit zu helfen - das sieht man am besten an der Situation in der Ukraine“, sagte Sobolewski am Dienstagabend in Warschau. Als anderen Meilenstein sah er eine Entschuldigung Deutschlands dafür, die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 immer als rein wirtschaftliches Projekt dargestellt zu haben. Polen und andere östliche EU-Länder haben von Anfang an gewarnt, dass die Gasleitungen als politisches Druckmittel Moskaus dienen könnten.
Polen will Weltkriegsreparationen – Berlin sieht den Fall als erledigt an
„In erster Linie wollen wir mit denen teilen, die in anderen Dingen ihre Solidarität mit Polen bewiesen haben“, sagte Vizeaußenminister Szymon Szynkowski vel Sek am Montag. Der CSU-Abgeordnete Markus Ferber sagte am Mittwoch im Deutschlandfunk, Deutschland brauche jetzt Solidarität der EU. Man müsse überlegen, „ob Osteuropäer, die schon volle Speicher haben, auch mal Richtung Westen liefern können“.
Umfrage: Zwei Drittel der Deutschen wollen im Winter weniger heizen
Allerdings gibt es bei dieser Frage große Unterschiede zwischen West und Ost.
© Quelle: dpa
Die PiS-geführte Regierung hat nach eigenen Angaben ein Paket mit Milliarden-Forderungen wegen der im Zweiten Weltkrieg erlittenen Verluste Polens vorbereitet. Berlin sieht die Reparationsfrage mit den internationalen Verträgen zur deutschen Einheit als erledigt an. In der Gasversorgung hat sich Polen in den vergangenen Jahren weitgehend unabhängig von Russland gemacht. Der Speicherstand für den Herbst ist höher als in Deutschland.
Kommt bald wieder Gas über Nord Stream 1?
Deutschland sieht sich vor allem wegen der Drosselung von Gaslieferungen über die Gaspipeline Nord Stream 1 unter Druck. Zum planmäßigen Ende der Wartungsarbeiten an der Röhre deutet derzeit einiges darauf hin, dass am Donnerstag wieder Gas aus Russland fließt. Letzte Sicherheit auch über die Menge gibt es aber weiterhin nicht.
Laut vorläufigen Daten des Netzbetreibers Gascade sind für Donnerstag ab 6.00 Uhr Gaslieferungen vorgemerkt. Gascade betreibt die beiden Empfangspunkte von Nord Stream 1 im vorpommerschen Lubmin. Diese Vormerkungen - sogenannte Nominierungen - seien Voraussetzung, damit nennenswerte Mengen transportiert werden können, hatte eine Gascade-Sprecherin zuvor erklärt. Die Anmeldungen können sich demnach allerdings noch bis kurz vor der tatsächlichen Lieferung ändern.
Putin wiegt Deutschland in Sicherheit
Schon in der Nacht zum Mittwoch hatte Kremlchef Wladimir Putin Lieferungen auch nach der Wartung angedeutet. „Gazprom erfüllt seine Verpflichtungen, hat sie stets erfüllt und ist gewillt, weiterhin alle seine Verpflichtungen zu erfüllen“, zitiert die russische Agentur Interfax Putin. Auch die Nord Stream AG hat bisher keine Verzögerungen oder mögliche Einschränkungen der Kapazität an den Markt gemeldet, wozu sie nach eigenen Angaben verpflichtet wäre. Die Bundesregierung forderte eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen in vollem Umfang.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist für den Tag nach dem planmäßigen Ende der Wartung etwas mehr Gas als vor den Wartungsarbeiten angekündigt. In einem Tweet vom Mittwoch nannte der Chef der Bonner Behörde, Klaus Müller, 800 Gigawattstunden für den Donnerstag. An den Tagen vor der Wartung lag der Wert laut Website von Nord Stream 1 in etwa bei 700 Gigawattstunden. Damit würde weiterhin weniger als die Hälfte der maximal möglichen Menge geliefert. Auch Müller wies daraufhin, dass sich die Angaben noch ändern könnten. Zuletzt wurde die Pipeline zu etwa 40 Prozent ausgelastet. Gazprom hatte die Lieferungen gedrosselt und dies mit einer fehlenden Turbine begründet, die zur Reparatur nach Kanada geschickt worden war.
RND/dpa