1400 neue Energieparks in zweieinhalb Jahren

Die Explosion der Erneuerbaren: Spanien will Wind- und Solarenergie verdreifachen

Solar panels work in the town of Milagro, Navarra Province, northern Spain, Friday, Feb. 24, 2023. (AP Photo/Alvaro Barrientos)

Solar panels work in the town of Milagro, Navarra Province, northern Spain, Friday, Feb. 24, 2023. (AP Photo/Alvaro Barrientos)

Madrid. Das vergangene Jahr war ein schwieriges Jahr für Spaniens Energiewirtschaft. Der inländische Stromkonsum ging zwar um gut 2 Prozent zurück, aber weil das Ausland, vor allem Frankreich, plötzlich dringend spanischen Strom brauchte, musste die Gesamtproduktion um mehr als 6 Prozent anziehen.

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Weil aber das vergangene Jahr ein besonders trockenes war, konnten die Wasserkraftwerke nicht liefern wie gewöhnlich, und Spanien musste, um die gestiegene Stromnachfrage zu befriedigen, so viel Gas verbrennen wie lange nicht mehr. Selbst der Anteil der Kohle, die aus dem spanischen Strommix schon fast verschwunden war, stieg noch einmal an (von 1,9 auf 2,8 Prozent). In der Gesamtbilanz fiel der Anteil der Erneuerbaren von 46,6 auf 42,2 Prozent.

Spanien hat viel Platz und Sonne und Wind

Die schlechte Vorjahreszahl verbirgt eine grundsätzlich positive Tendenz: Der Umbau des spanischen Energiesystems ist auf gutem Wege. Das sollte er auch. Spanien hat so viel Platz und Sonne und Wind wie kaum ein anderes europäisches Land. Das größte Hindernis für den zügigen Ausbau der Wind- und Sonnenenergie sind die gelegentlich überforderten Behörden, die mit der Flut der geplanten Projekte nicht immer mitkommen.

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Wind- und vor allem Sonnenergie sind heute dank rasant verbesserter Technik ein gutes Geschäft, Subventionen braucht es keine mehr. Willige Investoren und Investorinnen sind also da. Im vergangenen Jahr schimpften sie über einen gewaltigen Antragsstau – der sich nun aufzulösen beginnt. Und wie! In den vergangenen Monaten haben die zuständigen Umweltbehörden mehr als 1400 Projekte für neue Sonnen- und Windparks freigegeben. Sollten sie alle verwirklicht werden, würde sich die installierte Wind- und Solarleistung in den kommenden zweieinhalb Jahren von heute 34.500 Megawatt auf gut 103.000 Megawatt verdreifachen.

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Das sind gewaltige Zahlen. 103.000 Megawatt sind 103 Gigawatt, und das ist nur etwas weniger als die Gesamtleistung aller Kraftwerke – konventioneller, atomarer und erneuerbarer – die zurzeit in Spanien in Betrieb sind, nämlich 117 Gigawatt. Anders als Atom- oder Gaskraftwerke können Wind- und Solarkraftwerke aber nicht rund um die Uhr laufen, sondern nur, wenn Wind weht oder die Sonne scheint, weswegen deren installierte Leistung eine höhere sein muss.

Aber der Abschied vom Gas (und der Kohle) ist in Blickweite. „Mit allen Projekten, die in Spanien zurzeit in der Pipeline sind – also einschließlich derer, die noch keine Umweltverträglichkeitsprüfung hinter sich haben –, könnten wir den gesamten spanischen Strombedarf decken und noch den Autoverkehr elektrifizieren“, sagt Heikki Willstedt vom Verband der spanischen Windkraftbetreiber AEE. „Aber der Ausbau und die Nachfrage nach Strom aus erneuerbaren Quellen müssen im Gleichschritt vorangehen. Auch Überkapazitäten kosten Geld.“

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Willstedts Worte sind vor allem als Aufruf zu einer kohärenten Planung der Energiewende zu verstehen. Mit den abgeschlossenen Umweltverträglichkeitsprüfungen für 182 Großanlagen (von jeweils mehr als 50 Megawatt) und 1236 kleineren hat die Politik jetzt immerhin einen wichtigen Schritt in die Zukunft getan. Ziemlich sicher können nicht alle Projekte realisiert werden, auch deshalb, weil die Finanzierungsbedingungen heute schlechter sind als noch vor Kurzem. Ziemlich sicher wird aber die Sonnenenergie in Spanien ihren Rückstand gegen die Windenergie aufholen; die neu geplanten Solarkraftwerke haben zusammen etwa die fünffache Leistung der geplanten Windparks.

Die Fotovoltaikanlagen brauchen zwar deutlich mehr Platz als die Windräder, können im sonnigen Spanien aber fast überall, wo Platz ist und es keine Konflikte mit dem Landschaftsschutz gibt, rentabel gebaut werden, während für die Windparks die besten, windigsten Plätze schon vergeben sind. Die Regierung hat gerade Ausweichplätze für die Zukunft ausgewiesen: für schwimmende Windparks auf dem Meer. Damit der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromerzeugung so schnell wie möglich auf 100 Prozent kommt.

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