Geflüchtete aus der Ukraine: Zahlt Deutschland wirklich das meiste Geld?
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Drei aus der Ukraine stammende Frauen gehen in einer Landes-Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge zu ihrem Quartier.
© Quelle: Stefan Puchner/dpa
Nach Beginn der russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Heimatland in die Europäische Union geflüchtet. Nach Angaben des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) haben mehr als acht Millionen Menschen die Ukraine verlassen, etwa 4,8 Millionen sind als Schutzsuchende in Europa registriert. Doch in welche Länder sind die Ukrainerinnen und Ukrainer geflüchtet und wie steht es um die Kosten? Ein Überblick.
Welche Länder haben die meisten Menschen aus der Ukraine aufgenommen?
Kein Land hat so viele Menschen aus der Ukraine aufgenommen wie Polen. Mehr als 1,56 Millionen Menschen sind laut UNHCR zwischen dem 24. Februar und Ende Januar nach Polen geflüchtet. Das macht etwa 4,1 Prozent der polnischen Bevölkerung aus. Mit etwa 1,06 Millionen Geflüchteten folgt Deutschland. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist das aber deutlich weniger (1,27 Prozent). Es sind vor allem die kleineren Länder in Osteuropa, in denen verhältnismäßig viele Ukrainerinnen und Ukrainer Schutz gesucht haben. Nach Estland sind rund 66.000 Menschen geflüchtet, das Entspricht jedoch etwa 5 Prozent der estländischen Bevölkerung. 109.000 Menschen haben im Nachbarland Moldau Zuflucht gesucht, das entspricht 4,2 Prozent der moldawischen Bevölkerung. Tschechien hat etwa 486.000 Menschen aufgenommen (ca. 4,5 Prozent).
Wer zahlt wie viel Geld für Geflüchtete?
Mit 6,8 Milliarden Euro sind die Kosten für die Versorgung der Geflüchteten in Deutschland am zweithöchsten, wie Berechnungen des Kiel-Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zeigen, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschgland (RND) vorliegen. Nur die Ausgaben von Polen sind höher (8,36 Milliarden Euro), dort werden aber auch ein Drittel mehr Geflüchtete versorgt. Doch Vorsicht: Unter Berücksichtigung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) leisten andere Länder deutlich mehr als Deutschland. Polen führt auch hier deutlich: 1,47 Prozent des BIP müssen für Geflüchtete aufgewendet werden, gefolgt von Tschechien (0,84 Prozent) und der Slowakei (0,64 Prozent). Diese Länder haben also relativ betrachtet deutlich höhere Kosten.
Dass die Kosten in Deutschland so hoch sind, obwohl deutlich weniger Menschen als beispielsweise in Polen versorgt werden müssen, liegt an der Berechnungsgrundlage. Sie stützt sich auf den OECD-Zahlen, die von 11.347 Euro pro Person und Jahr ausgehen. Aufgrund des teuren Gesundheitssystems und vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten ist dies ist einer der höchsten Werte in Europa.
Geflüchtete aus der Ukraine sorgen für Entlastung auf Arbeitsmarkt
Die Geflüchteten haben nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit schon jetzt für eine spürbare Entlastung des deutschen Arbeitsmarktes gesorgt. Etwa 65.000 Ukrainerinnen und Ukrainer mehr sind heute sozialversicherungspflichtig beschäftigt als vor Beginn der Invasion, erklärte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur. Weitere 20.000 Menschen aus der Ukraine hätten einen Minijob angenommen und trügen damit zur Bekämpfung des Personalmangels in der deutschen Wirtschaft bei. Laut einer bundesweiten Studie mit ukrainischen Männern und Frauen, die bis zum 8. Juni nach Deutschland gekommen sind, möchten 37 Prozent für immer oder mehrere Jahre in Deutschland bleiben. 34 Prozent wollen nach Kriegsende in ihre Heimat zurückkehren.
Die Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass in den kommenden Monaten noch viele weitere Geflüchtet aus der Ukraine einen Job in Deutschland annehmen. Dann hätten viele ihre Integrations- und Berufssprachkurse abgeschlossen, und dem Arbeitsmarkt in Deutschland stünden viele hochqualifizierte Absolventen mit guten Sprachkenntnissen zur Verfügung.