Atomkraft als Reserve: FDP fordert Details von Wirtschaftsminister Habeck
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Wasserdampf steigt aus dem Kühltum vom Atomkraftwerk Isar 2. Das Atomkraftwerk Isar 2 ist eines der letzten in Deutschland, das noch Strom produziert. (zu dpa: «Für den Notfall vorsorgen») Foto: Armin Weigel/dpa - Honorarfrei nur für Bezieher des Dienstes dpa-Nachrichten für Kinder +++ dpa-Nachrichten für Kinder +++
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Berlin. Der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, verlangt von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Details zur von diesem geplanten Reservebetrieb für zwei der drei verbleibenden deutschen Atomkraftwerke. „Ich bin verblüfft, dass Minister Robert Habeck und sein Ministerium noch immer keinen Zeitplan und kein Konzept der Kaltreserve präsentiert haben“, sagte Kruse der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Einen Zeitplan können wir bei diesem wichtigen Thema erwarten, denn es muss schnell geklärt werden.“
AKW-Betreiber melden Zweifel an
Kruse verwies auf Kritik aus dem Kreis der Kraftwerksbetreiber an Habecks Plänen. Der Betreiber des bayerischen AKW Isar 2, Preussenelektra-Chef Guido Knott, hatte Zweifel angemeldet und den geplanten Reservebetrieb in einem Brief als „technisch nicht machbar“ kritisiert - was Habeck zurückwies.
„Es kann deshalb nur darum gehen, die drei Kernkraftwerke für die Zeit drohender Energieknappheit am Netz zu lassen“, erklärte Kruse. „Um die Versorgungssicherheit im Winter zu sichern und um die hohen Energiepreise zu verringern, ist ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Deutschland über den 31. Dezember 2022 hinaus alternativlos.“ Habeck dürfe die Versorgungssicherheit in Deutschland nicht „durch wahltaktische Manöver vor der Landtagswahl in Niedersachsen“ am 9. Oktober gefährden.
Gebremste Strompreise dank Atomkraft?
Eine Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke würde nach Einschätzung des Ifo-Instituts den Anstieg der Strompreise bremsen. Nach Berechnungen der Münchner Ökonomen könnten die Kraftwerke im kommenden Jahr etwa vier Prozent des Stroms in Deutschland erzeugen. Der Preis wäre demnach ebenfalls vier Prozent günstiger als bei einer Abschaltung. Das teilte das Ifo-Institut am Mittwoch mit.
Robert Habeck will zwei AKW als Notreserve behalten
Der Bundeswirtschaftsminister öffnet die Tür für einen zeitweisen Weiterbetrieb von zwei Atomkraftwerken - im Notfall.
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Allerdings könnte Atomstrom demnach nur einen kleinen Teil der Stromerzeugung durch Gaskraftwerke ersetzen. Der Anteil von Gasstrom würde der Berechnung zufolge nur von 8,3 Prozent auf 7,6 Prozent sinken.
Die drei Atomkraftwerke sollen nach dem ursprünglichen Zeitplan Ende Dezember abgeschaltet werden. Über eine Laufzeitverlängerung wird seit Monaten gestritten. Die Gegner argumentieren, dass dies für die Versorgungssicherheit mit Energie bedeutungslos wäre, da Strom im Gegensatz zu Gas nicht knapp sei.
Das Ifo-Institut empfiehlt der Bundesregierung zumindest, die Möglichkeit einer Laufzeitverlängerung hinaus offenzuhalten, und zwar über eine kurzfristige krisenbedingte Phase hinaus.
Abgesehen davon lässt der rasante Anstieg der Gaspreise nach Ifo-Schätzung die Gewinne von Kraftwerksbetreibern in unerwartete Höhe schießen. Auch die AKW-Betreiber können demnach mit zusätzlichen 7,9 Milliarden Euro rechnen.
RND/dpa