Grüne fordern Industrie auf, Wasser zu sparen – und drohen mit Sanktionen
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Ausgetrocknet ist ein Teilabschnitt des Flusses Schwarze Elster in Südbrandenburg.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa
Berlin. Vor dem Hintergrund zunehmender Dürre in Deutschland haben die Grünen große Industriekonzerne aufgefordert, die Wasserentnahme zu reduzieren und diesbezüglich mit Sanktionen gedroht. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir die Trinkwasserversorgung priorisieren und unnötigen Wasserverbrauch unterbinden müssen“, sagte der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Jan-Niclas Gesenhues, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Im Zweifel müssen große Wasserverbraucher wie zum Beispiel große Getränkekonzerne oder Industriebetriebe ihre Entnahme reduzieren, um die öffentliche Wasserversorgung zu sichern.“
Wasserverbrauch müsse grundsätzlich reduziert werden
Wirtschaftlichkeit sollte Gesenhues zufolge nicht vor der Wasserversorgung der Allgemeinheit stehen: „Wer weiterhin wirtschaftliche Eigeninteressen bei der Wassernutzung vor das Wohl von Mensch und Umwelt stellt, muss im Zweifel auch mit Sanktionen rechnen“, warnte er. „Zudem müssen wir unser Wasser langfristig schützen und fit machen für weitere Dürreperioden, indem wir etwa Auen und Flüsse in einen möglichst naturnahen Zustand zurückversetzen.“ Allgemein müsse der Wasserverbrauch verringert werden: „Da, wo wir es können, müssen wir Wasser wiederverwenden und den Verbrauch reduzieren. Nur so stellen wir sicher, dass uns auch künftig unser Lebensmittel Nummer eins zur Verfügung steht“, mahnte Gesenhues.
Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ist der Gesamtboden in Deutschland in den letzten 14 Tagen weiter ausgetrocknet. Als Gesamtboden definiert das Zentrum eine Bodentiefe bis circa 1,8 Meter. Besonders Mittel- und Ostdeutschland sind demnach von Trockenheit betroffen, dort herrscht vielerorts eine „außergewöhnliche Dürre“. In Norddeutschland, vor allem in Schleswig-Holstein, ist der Boden am feuchtesten, aber immer noch „ungewöhnlich trocken“.
Trinkwasser in Deutschland stammt laut Umweltbundesamt zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser. Das Grundwasser füllt sich durch Regen wieder auf. Langanhaltende Trockenheit kann aber zu einem veränderten Grundwasserspiegel führen, heißt es weiter. Bei den Hitzesommern im Jahr 2018 und 2019 sind hierzulande in einigen Regionen die Grundwasserstände gefallen. Bisher gibt es allerdings keine flächendeckenden negativen Auswirkungen auf die Grundwasserressourcen, so das Umweltbundesamt.
Doch auch der Städte- und Gemeindebund warnte kürzlich vor Wassermangel in einigen Regionen Deutschlands mit Blick auf die Industrie. „Problematisch ist der drastisch steigende Wasserbedarf in der Industrie, in der Landwirtschaft, aber auch in Privathaushalten“, sagte der Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem „Handelsblatt“. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) will bis Ende des Jahres eine nationale Wasserstrategie vorlegen mit dem Ziel, die Trinkwasserversorgung zu sichern.
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