Warum die Niederlande der Ukraine auch Kampfjets liefern wollen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/WEG62WR6WBHWRJBP5ZX5B34GBM.jpg)
Kampfflugzeuge der Typen F-15K und F-16 der US-amerikanischen und südkoreanischen Streitkräfte fliegen gemeinsam bei einer Übung über der koreanischen Halbinsel (Symbolbild).
© Quelle: Getty Images
Den Haag. Kaum eine Regierung in Europa gibt sich so entschieden bei der Unterstützung der Ukraine wie die der Niederlande. Den Haag sicherte Kiew bereits für 2023 Hilfe in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zu.
Nun wollen die Niederlande der Ukraine nicht nur 19 Leopard-2-Panzer, sondern auch F-16-Kampfjets liefern. „Alle Optionen liegen auf dem Tisch, auch die Lieferung von F-16-Jets“, sagte Außenminister Wopke Hoekstra. Und Ministerpräsident Mark Rutte hielt in einem Interview mit dem US-Sender CNN fest: „Wir sind in der Oberliga derer, die die Ukraine unterstützen.“
Scholz: Müssen Krieg zwischen Russland und der Nato verhindern
Der Kanzler sagte, es sei richtig, dass Deutschland sich bei der Entscheidung, Leopard-Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern, nicht habe treiben lassen.
© Quelle: Reuters
Der Abschuss des Flugs MH-17 hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt
Seit dem Angriff der Russen auf die Ukraine lautet das Credo der Den Haager Regierung: „Mehr Waffen, mehr Sanktionen, mehr Geld“, so schreibt es der Diplomat Robert van de Roer in einem Gastbeitrag in der Zeitung „de Volkskrant“ und fügt hinzu: „Rutte redet Tacheles. Solche Worte hört man von Kanzler Scholz nicht. Und auch nicht vom französischen Präsidenten Macron.“
+++ Alle aktuellen News zum Krieg in der Ukraine im Liveblog +++
Dass die Niederlande die Ukraine so intensiv unterstützen und es in Den Haag null Verständnis für den Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt, hat auch mehrere Gründe. Einer davon ist sicher der Abschuss des Flugs MH-17 der Malaysia Airlines von einer russischen Luftabwehrrakete im Jahr 2014 mit 298 Menschen an Bord. Alle Passagiere und die Besatzung starben. Unter den Opfern waren 198 Niederländer. Russland und der Kreml leugnen bisher jegliche Verantwortung, obwohl eine internationale Untersuchungskommission eindeutige Beweise vorgelegt hat.
Ein weiterer Grund: Die Niederlande sind heute ein relativ kleines Land, waren aber im 17. Jahrhundert eine Weltmacht, die damals nicht nur New York gründete, sondern auch das gesamte indonesische Archipel mit seinen über 20 000 Inseln beherrschte.
Die Niederlande wurden bereits selbst überfallen
Zudem ist die Erfahrung, dass ein kleines Land Opfer eines Überfalls eines großen Nachbarlandes werden kann, in den Niederlanden sehr präsent. Nazi-Deutschland überfiel die Niederlande am 14. Mai 1940 und besetzte das Königreich bis 1945.
„Diese Erfahrung ist wohl auch der Grund dafür, dass die Niederlande im Ukraine-Krieg heute so etwas sind wie ein ‚Minifalke‘“, meint der Außenpolitikexperte Rem Korteweg vom Thinktank Clingendael. Die harte Linie der Regierung findet im Parlament breite Zustimmung – sogar bei den linken Oppositionsparteien. Im Herbst steht die Nachfolge von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg an. Es wäre keine Überraschung, wenn Rutte als ein potenzieller Nachfolger in Betracht käme.