Kiews wichtigste Waffe: Elon Musks Satelliteninternetdienst Starlink
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Eine SpaceX-Falcon-9-Rakete fliegt ins All, von Cocoa Beach, Florida, aus gesehen, nach dem Start vom Launch Complex 40 an der Cape Canaveral Space Force Station, Florida.
© Quelle: Malcolm Denemark/Florida Today/F
Starlink, das von Elons Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX betriebene Satellitennetzwerk, das einmal einen weltweiten und von Staaten unabhängigen Internetzugang bieten soll, ist zum vielleicht derzeit schlagkräftigsten Helfer der ukrainischen Armee geworden, die sich seit dem 24. Februar gegen die russischen Angreifer stemmt.
Wie sehr die Russen, deren Armee unter einem wahren Kommunikationsdesaster leidet, sich über diesen Vorteil ihres Erzfeindes ärgern, verdeutlichte jüngst eine Aussage von Konstantin Woronzow, einem Vertreter des russischen Außenministeriums bei den Vereinten Nationen: „Die quasizivile Infrastruktur kann damit zum legitimen Ziel eines Gegenschlags werden“, warnte er – drohte also direkt mit dem Abschuss von US-Satelliten, was zum Krieg mit den Vereinigten Staaten führen würde.
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Irritiert war die Welt, als Musk Anfang Oktober einen „Friedensplan“ vorlegte, der darin bestand, in den von Russland okkupierten Gebieten eine „Abstimmung“ durchzuführen – und sie im Zweifel Russland ebenso zu überlassen wie die Krim. Und auch China gedachte Musk mehr Kontrolle über Taiwan zu gewähren – und einige Beobachter fragten sich: Was hat der gebürtige Südafrikaner, der schon mal öffentlichkeitswirksam in der TV-Show von Joe Rogan Gras geraucht hat, wohl dieses Mal konsumiert?
Kurze Zeit später verkündete Musk dann, für die ukrainische Starlink-Nutzung nicht mehr zahlen zu wollen. Und spätestens hier schien die eigentliche Motivation des reichsten Mannes der Welt durchzuscheinen: Er wollte eine langfristige Finanzierung seines Engagements in der Ukraine, das für Musks Unternehmen SpaceX so wichtig ist, sichern. 2008, als SpaceX nach Fehlschlägen in eine unsichere Zukunft blickte, rettete ein 1,6 Milliarden Dollar schwerer Auftrag des Pentagon Musks Unternehmen vor dem Ruin.
„Das US-Militär und Elon Musk sind jetzt hoffnungslos miteinander verflochten. Das Pentagon ist von Musk und dem Ethos des Silicon Valley begeistert und hat SpaceX Aufträge in Millionenhöhe erteilt“, schreibt die US-Zeitschrift „Vice“ in einem aktuellen Beitrag.
Mikhail Fedorow, Vizepremierminister und ukrainischer Minister für digitale Transformation, gab jetzt in einem Interview mit der ukrainischen Ausgabe von „Forbes“ bekannt, wie viele Starlink-Empfangsanlagen bislang in der Ukraine eingetroffen sind und wer sie finanziert. „Bis heute sind mit Unterstützung des Ministeriums für digitale Angelegenheiten mehr als 20.000 Terminals in der Ukraine angekommen. Ein Teil davon, etwa 15.000, wird von internationalen Partnern finanziert: der polnischen Regierung, den Ministern für digitale Transformation der EU, den USA. Sie bezahlten die Terminals selbst und zahlen monatlich für Kommunikationsdienste“, so Fedorow.
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Mikhail Fedorow, Vizepremierminister und ukrainischer Minister für digitale Transformation.
© Quelle: IMAGO/Ukrinform
Natürlich bekommen wir einen Rabatt. Er wird von SpaceX abgedeckt.
Mikhail Fedorow, Minister für digitale Transformation
Auf die Frage, welchen finanziellen Beitrag denn Musk beisteuert, der sich ja beschwert hatte, er wolle diese Kosten nicht mehr übernehmen, sagte der ukrainische Politiker: „Natürlich bekommen wir einen Rabatt. Er wird von SpaceX abgedeckt. Dies ist in der Tat ihre Unterstützung für unser Land.“
Wie Wasser, Strom und Gas gehört auch die ukrainische Kommunikation und damit Starlink mittlerweile zur kritischen Infrastruktur – also zu jenen Diensten, die für das Land überlebenswichtig und daher besonders schützenswert sind.
Stahlbeton und „Powerwall“-Batterien von Tesla
Um diese Kommunikation auch nach gezielten Raketen- oder Drohnenattacken zu gewährleisten, wird gerade landesweit ein Netz von Empfangsstationen aus Stahlbeton gebaut, die unabhängig vom öffentlichen Stromnetz mit „Powerwall“-Batterien von Tesla gespeist werden und Starlink-Zugänge auch in Extremsituationen gewährleisten. Fedorow: „Ein Teil der nächsten Lieferungen von 1570 Terminals wird in diese Richtung gehen. Sie sind noch unterwegs.“