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Weltkriegsentschädigungen

Klare Absage aus Deutschland an Polens Reparationsforderungen

Beim Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 beseitigen Soldaten der deutschen Wehrmacht einen Schlagbaum an der ehemaligen Zoll-Grenze von Zoppot nach Gdingen. Am selben Tag verkündet Hitler vor dem Berliner Reichstag mit dem Ausspruch "Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen..." den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Beim Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 beseitigen Soldaten der deutschen Wehrmacht einen Schlagbaum an der ehemaligen Zoll-Grenze von Zoppot nach Gdingen. Am selben Tag verkündet Hitler vor dem Berliner Reichstag mit dem Ausspruch "Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen..." den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

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Lissabon/Warschau. Die Bundesregierung bleibt bei ihrer ablehnenden Position zu polnischen Forderungen nach Reparationen für die von Hitler-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden. Außenministerin Annalena Baerbock sagte am Mittwoch am Rande ihrer Visite in Lissabon, sie habe bei ihrem Besuch in Warschau im Oktober „bereits deutlich gemacht, dass für uns von deutscher Seite rechtlich die Frage geklärt ist.“

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Die Grünen-Politikerin ergänzte, diesen Standpunkt habe man in der schriftlichen Kommunikation mit Warschau jetzt noch einmal hinterlegt.

Zuvor hatte das polnische Außenministerium bekanntgegeben, dass die Bundesregierung in einer am 3. Januar eingegangenen diplomatischen Note den polnischen Forderungen wie erwartet förmlich eine Absage erteilt hatte. Das Ministerium in Warschau hatte am Dienstagabend mitgeteilt: „Nach Angaben der Bundesregierung ist die Frage der Reparationen und der Kriegsentschädigungen nach wie vor abgeschlossen, und die Bundesregierung beabsichtigt nicht, in Verhandlungen über diese Frage einzutreten.“

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Polen beziffert Weltkriegsschäden auf mehr als 1,3 Billionen Euro

Polens nationalkonservative PiS-Regierung thematisiert die Weltkriegsreparationen seit Jahren. Am 1. September hatte eine Kommission des polnischen Parlaments einen Bericht vorgestellt, der die Höhe der Weltkriegsschäden auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert. Am 3. Oktober hatte Warschau dazu eine diplomatische Note an die Bundesregierung geschickt, in der diese Summe gefordert wurde.

Die PiS-Regierung argumentiert, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs westliche Länder wie Frankreich und die Niederlande besser behandelt worden seien als Polen.

Die „Großen Drei“ im Juli 1945 auf der Potsdamer Konferenz: Der britische Premierminister Winston Churchill (l), der amerikanische Präsidenten Harry S. Truman (M) und der sowjetische Regierungschef Josef Stalin. Auf der Konferenz, die am 17. Juli 1945 begann und mit der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens am 2. August 1945 endete, wurden die politischen und wirtschaftlichen Grundsätze über die Behandlung des besiegten Deutschen Reiches festgelegt.

Die „Großen Drei“ im Juli 1945 auf der Potsdamer Konferenz: Der britische Premierminister Winston Churchill (l), der amerikanische Präsidenten Harry S. Truman (M) und der sowjetische Regierungschef Josef Stalin.

Im Potsdamer Abkommen von 1945 hatten sich die vier Siegermächte geeinigt, dass die Sowjetunion aus der sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands entschädigt wird und Polen einen Anteil zukommen lässt. Bis 1953 wurden nach Schätzungen etwa 3000 Betriebe demontiert und zusätzlich Güter aus laufender Produktion abtransportiert. Warschau verweist aber darauf, dass Polen seinen Anteil durch Kohlelieferungen an die Sowjetunion habe ausgleichen müssen.

Die Bundesregierung wiederum hält die Reparationsfrage für abgeschlossen und beruft sich auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit, an dem Polen allerdings nicht beteiligt war.

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Vor den eigenen Verbrechen davonzulaufen, ist nicht der beste Weg in diplomatischen Beziehungen.

Piotr Müller,

Polnischer Regierungssprecher

Reparationsforderungen: Polen lehnt deutsche Position ab

Nach der erneuten Absage aus Berlin betonten Vertreter der PiS-Regierung, man werde in der Sache nicht so leicht lockerlassen. Regierungssprecher Piotr Müller sagte mit Blick auf die Antwort der Bundesregierung: „Vor den eigenen Verbrechen davonzulaufen, ist nicht der beste Weg in diplomatischen Beziehungen“.

Polen werde seinen Standpunkt sowohl auf europäischer Ebene als auch bei den Vereinten Nationen deutlich machen. Der Vizeaußenminister und Reparationsbeauftragte Arkadiusz Mularczyk sagte:„ Wir erkennen die deutsche Position zu den Kriegsreparationen an Polen nicht an und lehnen sie in ihrer Gesamtheit ab.“ Der Standpunkt Berlins sei ungerechtfertigt und falsch, eine schriftliche Antwort werde in Kürze verschickt.

RND/dpa

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