„Kolossaler Fehler“: Russischer Oligarch übt offene Kritik an Putins Ukraine-Krieg
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Oleg Deripaska übt heftige Kritik an Ukraine-Krieg.
© Quelle: dpadpa
Kritik an der russischen Invasion in der Ukraine aus dem kremlnahen Oligarchenzirkel ist selten. Umso bemerkenswerter sind daher nun die deutlichen Worte von Oleg Deripaska, dem Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal, auf einer Pressekonferenz in Moskau. Der russische Oligarch gilt eigentlich als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Dennoch bezeichnete Deripaska den Krieg in der Ukraine nun als „kolossalen Fehler“.
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Damit bricht Deripaska gleicht doppelt russische Gesetze. In Russland ist es zum einen verboten, die Invasion zu kritisieren, zum anderen ist die Bezeichnung der angeblichen „militärischen Operation“ als Krieg nicht erlaubt. Nach einer Gesetzesänderung im März drohen Strafen bis zu 15 Jahren Haft, wenn man vermeintliche „Falschnachrichten“ über den Krieg in der Ukraine verbreitet.
Deripaska: „Kein Potenzial für einen Systemwechsel“
Warum sich Deripaska gerade jetzt so offensiv gegen die Politik Putins stellt, ist unklar. Zumal er offenbar keine Möglichkeit für einen Machtwechsel sieht: „Es gibt kein Potenzial für einen Systemwechsel“, sagte er. Eine schlagkräftige Opposition habe sich längst „aus dem Leben des Landes zurückgezogen“. Erst am Dienstag wurde der Oppositionspolitiker und Kriegsgegner Ilja Jaschin verhaftet, da er sich Polizeibeamten widersetzt haben soll.
Ein Grund für Deripaska deutliche Kritik könnte allerdings in den westlichen Strafmaßnahmen liegen. Die Sanktionen könnten so in Russland längst deutlich spürbarer sein, als es Präsident Wladimir Putin zugeben möchte. Im Gegensatz zu Putin erklärte Deripaska, dass die Sanktionen für Russland deutlich schärfere Folgen nach sich zögen als für den Westen. Deripaska selbst steht ebenfalls auf den Sanktionslisten der EU und des Vereinigten Königreichs.
Deripaska mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen
Die USA hatten den Oligarchen bereits 2018 sanktioniert, da das amerikanische Finanzministerium Hinweise über Verbindungen zum organisierten Verbrechen vorlagen. Im vergangenen Jahr bezifferte das Forbes-Magazin Deripaskas Vermögen noch auf 3,8 Milliarden US-Dollar. In diesem Jahr soll es sich nur noch auf 1,7 Milliarden belaufen.
Die aktuelle Kritik ist allerdings nicht Deripaskas erste an der russischen Invasion. Bereits im Februar rief der Aluminiummagnat zum Frieden in der Ukraine auf. Neben ihm äußerten sich auch die Oligarchen Michail Fridman und Oleg Tinkow kritisch über den Krieg in der Ukraine.
RND/dre
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