Datenanalyse der Landtagswahl

Welche Wähler der CDU den Sieg und den Grünen ein Rekordergebnis bescherten

Menschen sitzen vor dem Landtag und schauen sich auf einem Display die ersten Hochrechnungen an.

Menschen sitzen vor dem Landtag und schauen sich auf einem Display die ersten Hochrechnungen an.

Ein Selbstläufer war der Wahlsieg für die CDU nicht. Im Gegensatz zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein vor einer Woche, bei der die Umfragen schon zuvor einen deutlichen Vorsprung für Daniel Günther und seine Union vorausgesehen hatten, versprach die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen deutlich knapper auszufallen.

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Günthers Vorteil im hohen Norden: Seine Beliebtheitswerte. 85 Prozent der Wählerinnen und Wähler hatten ihm in der Nachwahlbefragung bescheinigt, einen guten Job als Ministerpräsident zu machen. Dagegen wirkt der Beliebtheitswert von Hendrik Wüst als Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes eher mäßig.

Nur 61 Prozent der Wählenden stellten Wüst ein gutes Zeugnis als Ministerpräsident aus, wie die Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zur Landtagswahl zeigt. Dafür wurden in der Woche vor der Wahl 1361 Wahlberechtigte telefonisch befragt sowie 16.967 Wähler und Wählerinnen am Wahltag selbst.

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Nach ersten Hochrechnungen fällt der Sieg der CDU in NRW doch deutlicher aus als zunächst angenommen. Neben der Union gibt es zudem noch einen weiteren Wahlgewinner: Die Grüne, die mehr als 11 Prozentpunkte zulegen können.

Deutlicher Zuwachs für die Grünen bei jungen Wählern, Union überzeugt Ältere

Besonders deutlich zur Wahl 2017 fallen die Unterschiede in den Altersgruppen aus. Die Union kann bei den Wählerinnen und Wählern über 45 Jahren zulegen – allerdings nur 4 (45 bis 59 Jahre) bzw. 3 Prozentpunkte (über 60). In der Altersgruppe der unter 30-Jährigen verliert die Partei dagegen deutlich – und büßt 5 Prozentpunkte an Wählerstimmen ein. Die Grünen legen hier dagegen stark zu und können um ganze 15 Prozentpunkte zulegen.

Die FDP, die insgesamt deutliche Stimmenverluste hinnehmen muss, bleibt bei den jungen Wählerinnen und Wählern etwa gleich in der Beliebtheit. Sie büßt vor allem in der Altersgruppe über 60 Jahren Stimmen ein und holt ganze 9 Prozentpunkte weniger als 2017.

Die SPD verliert in allen Altersgruppen, besonders aber bei den Wählenden unter 30 und jenen zwischen 45 und 59 Jahren. Hier holt sie jeweils 5 Prozentpunkte weniger.

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FDP verliert 15 Prozentpunkte bei den Selbstständigen

Nur gering fielen die Wahlunterschiede zwischen Wählerinnen und Wählern aus. Während bei Frauen SPD und Grüne besser abschnitten, holten bei den Männern FDP und AfD mehr Stimmen.

Auch wenn Nordrhein-Westfalen schon spätestens seit der vergangenen Wahl nicht mehr als „Stammland“ der Sozial­demokratie gelten kann, zeigt der Blick auf das Wahlverhalten der Berufsgruppen noch einmal, wie stark der Vertrauensverlust in die Arbeiterpartei ist. Die Union holt nicht nur mehr Stimmen bei den Arbeitenden (36 Prozent), sie legt im Gegensatz zu 2017 auch deutlich zu – um ganze 9 Prozentpunkte. Die SPD kann nur bei den Beamten leicht zulegen (+2 Prozentpunkte), verliert bei den Arbeitern 5 Prozentpunkte.

Die Grünen können hier bei allen Berufsgruppen zulegen. Deutlich zu denken geben dürften die Zahlen der FDP. Sonst traditionell bei den selbstständigen Wählerinnen und Wählern, verliert die Partei hier im Vergleich zur Landtagswahl 2017 massiv. Damals holte sie nach der damaligen Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen 22 Prozent der Stimmen in dieser Berufsgruppe. In diesem Jahr sind es gerade einmal 7 Prozent – ein Verlust von 15 Prozentpunkten.

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Grüne holen viele Stimmen von der SPD – können aber nicht in allen Bereichen überzeugen

Bei den Bildungsgruppen können Union und SPD vor allem bei Menschen mit Hauptschulabschluss Stimmen holen. Die Grünen sind vor allem bei Akademikern stark.

Besonders stark schätzen die Wählerinnen und Wähler die Grünen-Partei bei ihrem Kernthema, der Energiepolitik, ein. 45 Prozent der Befragten schreiben der Partei hier Kompetenz zu – mehr als CDU und SPD zusammen.

Die Befragung macht aber auch deutlich: Die Partei von Spitzenkandidatin Mona Neubaur wird das Image der Teuerungspartei nicht los. Sowohl auf dem Wohnungsmarkt mit seinen stetig steigenden Mieten als auch in der Frage, wie sich die momentanen Preissteigerungen durch die Inflation abmildern lassen, trauen nur wenige den Grünen Kompetenzen in der Problemlösung zu. Niedrig sind die Werte für die Grünen auch bei den Themen Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit. In vielen dieser Bereiche kann vor allem die SPD überzeugen.

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Trotzdem verlieren die Sozialdemokraten so viele Stimmen wie keine andere Partei an die Grünen. Laut Berechnungen der Forschungsgruppe Wahlen haben etwa 330.000 Menschen, die bei der vergangenen Landtagswahl noch ihr Kreuz bei der SPD machten, bei dieser Wahl die Grünen gewählt. Mehr Wählerinnen und Wähler kamen von keiner anderen Partei.

Der Grund liegt womöglich darin, dass bei der Stimmabgabe für die Menschen in Nordrhein-Westfalen andere Themen im Vordergrund standen. Vorneweg: Energie und Umwelt. Fast ein Viertel der Befragten gab an, hier eines der wichtigsten Probleme zu sehen. Gleich wichtig schätzten die Wählerinnen und Wähler Fragen zum Thema Schule und Bildung ein.

Ebenfalls wichtige Themen: Verkehr, die aktuell steigenden Preise sowie der russische Einmarsch in die Ukraine und die Infrastruktur. Die soziale Gerechtigkeit, bei der die SPD in der Kompetenzfrage gut abschneiden kann, ist dagegen nicht unter den drängendsten Problemen der Menschen zu finden.

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