Söder warnt vor Diskreditierung der Kernkraft- Union fordert „klare Entscheidung“ von der Ampel
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DAs Atomkraftwerks (AKW) Isar 2 hat ein Leck.
© Quelle: Armin Weigel/dpa
Berlin/München. Die Unionsfraktion fordert von der Bundesregierung eine klare Entscheidung zum Umgang mit dem bayerischen Atomkraftwerk Isar 2 nach dem Bekanntwerden eines verschlissenen Druckventils. Die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Anja Weisgerber (CSU), sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) mit Blick auf Ministerin Steffi Lemke (Grüne): „Wie die Bundesumweltministerin selbst festgestellt hat, ist die Sicherheit der Anlage nicht beeinträchtigt.“
Die Ventile könnten instand gesetzt werden. „Dann stünde das dringend benötigte Kraftwerk auch über das Jahresende hinweg zur Verfügung“, sagte Weisgerber. „Aber dafür braucht es jetzt endlich klare Entscheidungen durch die Ampel.“
Sie warf der Bundesregierung vor, über den befristeten Weiterbetrieb der verbleibenden deutschen Kernkraftwerke „tief zerstritten“ zu sein und sich wegzuducken. „Die Empörung von Frau Lemke ist nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver“, so Weisgerber. Lemke hatte nach Bekanntwerden der Leckage im AKW beklagt, keine früheren Hinweise aus Bayern erhalten zu haben. Weisgerber fordert „eine sichere und bezahlbare Stromversorgung für die nächsten Winter und Planungssicherheit für die Betreiber der drei Kernkraftwerke.“ Deren Laufzeit müsse „zumindest bis Ende 2024“ verlängert werden.
Söder warnt wegen Isar 2-Defekt vor Diskreditierung der Kernkraft
CSU-Chef Markus Söder hält die erneute Debatte über die Sicherheit und den allgemeinen Zustand des Kernkraftwerks für falsch. „Also wenn jetzt wieder versucht wird über eine routinemäßige Wartung die Kernenergie erneut zu diskreditieren, das klappt nicht“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“. Es müsse jetzt eine Entscheidung zur Verlängerung der Laufzeiten getroffen werden.
Auch Söder attackierte in dem Zusammenhang erneut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und die Bundesregierung: Das Grundproblem sei das endlose Zögern, Zaudern und Hin und Her beim Thema Kernenergie. „Es braucht jetzt ne klare Aussage und die kann nur lauten in dieser Zeit: Weiterlaufen lassen“, sagte Söder.
Bundesfinanzminister Lindner will Diskussion über Atomkraft-Rückkehr
Deutschland muss nach Ansicht des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner in der Energiedebatte auch offen über Rückkehr zur Kernkraft diskutieren.
© Quelle: dpa
Am Montag war bekannt geworden, dass der 1988 erbaute Atommeiler in Essenbach bei Landshut für einen Betrieb über den 31. Dezember hinaus spätestens im Oktober repariert werden muss. Grund ist eine interne Leckage an einem Druckventil im Kühlkreislauf. Dafür müsste der Reaktor rund eine Woche stillgelegt werden und könnte nach der Reparatur nur noch einmal hochgefahren werden. Atomkraftkritiker hatten daraufhin die sofortige Stilllegung gefordert.
SPD und Grüne warnen vor Risiken eines Weiterbetriebs
Auch aus der Ampel selbst kommt Druck. Die FDP fordert Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, bis Ende September über den Weiterbetrieb der drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland zu entscheiden. „Die Zeit drängt“, sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der „Bild“ (Mittwoch).
SPD und Grüne warnten vor Risiken eines Weiterbetriebs. „Atomkraft ist und bleibt eine Hochrisikotechnologie und kein Spielball irgendwelcher politischer und wirtschaftlicher Interessen“, sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Matthias Miersch, der „Rheinischen Post“. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Dieter Janecek, sagte dem Blatt: „(Bayerns Ministerpräsident) Markus Söder hat uns die letzten Wochen weismachen wollen, dass Atomkraftwerke wie Kaffeemaschinen einfach mal schnell ein- und abgeschaltet werden können. Die jüngst aufgetretenen Sicherheitsmängel an Isar 2 zeigen, wie richtig es ist, dass wir sorgsam mit dieser Hochrisikotechnologie umgehen“.
Seit Russland im Zuge seines Angriffskrieges gegen die Ukraine weniger Gas nach Deutschland liefert, wird über einen längeren Betrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke diskutiert. Pläne von Minister Habeck sehen vor, zwei Kraftwerke für den Fall von Engpässen noch bis Mitte April einsatzbereit zu halten: Isar 2 und Neckarwestheim. Eigentlich sollten sie am Jahresende vom Netz gehen.
RND/dpa