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Hanf soll Entwicklung ankurbeln

Malawi will mit Cannabis der Armut entfliehen

Cannabis-Pflanzen wachsen in einem Garten. (Symbolbild, Archivbild)

Cannabis-Pflanzen wachsen in einem Garten. (Symbolbild, Archivbild)

„Wir exportieren in die Schweiz und bald auch nach Südafrika“, sagt Tanya Clarke. Sie ist Geschäftsführerin von Invegrow, einem führenden Hanfanbauer in Malawi. Nicht nur konzentriere sich das Unternehmen auf die Blüten und Extrakte, die aus dem grünen Kraut zu gewinnen sind, ab Juli wolle es auch Hanf-Lebensmittel exportieren. Für die Entwicklung der Delikatessen investierte man nicht weniger als 95.000 Euro. „Außerdem verarbeiten wir die Pflanzen zu Briketts für den lokalen Markt, da nur etwa zwölf Prozent der Malawier Zugang zu Strom haben.“

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Mit ihrem Team zählt Clarke zu der wachsenden Zahl an Cannabis-Pionieren in Malawi. 2020 legalisierte die Regierung in Lilongwe den Anbau und die Verarbeitung der Pflanzen. Ein Jahr später hatte die eigens gegründete „Cannabis-Regulierungsbehörde“ Lizenzen an insgesamt 72 Konzerne vergeben. Für die Politiker ist der neue Industriezweig eine echte Herzensangelegenheit; um die Welt auf die neue Hanf-Hochburg aufmerksam zu machen, umwarb Malawis Landwirtschaftsminister vergangenes Jahr sogar Mike Tyson als neuen „Cannabis-Botschafter“. Der ehemalige US-Boxer betreibt in Amerika sein eigenes Cannabis-Imperium.

„Wir müssen ganz klar auf Vielfalt setzen und mehr Pflanzen wie Cannabis anbauen“, plädiert der malawische Präsident Lazarus Chakwera – im früheren Leben ein Pastor. Tatsächlich hat Malawis Hanfrausch praktische Gründe: Traditionell hält sich das Land vor allem durch den Anbau von Tabak wirtschaftlich über Wasser. Da der globale Konsum zurückgeht, erlitten Malawis Tabakfarmer schwere Einbußen. Dass sich das wichtigste Landwirtschaftsgut nun als ökonomischer Fehlschuss erweist, bezeichnet Staatschef Chakwera als „eine unbequeme Wahrheit“.

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Cannabis soll gegen Armut helfen

Cannabis soll es richten. Mit dem Anbau und der Verarbeitung zu hochwertigen Hanfprodukten reagiert Malawi nicht bloß auf einen weltweiten Trend, die Politiker erhoffen sich darüber hinaus, die Bevölkerung aus der Armut zu hieven. „Es gibt viele Cannabis-Mehrwert-Produkte, von denen Unternehmer profitieren können, von Haarölen, über Hautpflege bis hin zu Briketts“, sagt Clarke.

Ob medizinisches Cannabis oder die begehrte Blüte angesichts der strengen Auflagen das Zeug haben, die breite Masse aus der Armut zu holen, sei anzuzweifeln. Aber: „Viele Bewohner Malawis leben von einem Dollar am Tag und auch Industriehanf-Produkte können mit jedem Hektar ansehnliche Gewinne für die Durchschnittsperson abwerfen.“

Mathias Mogge, Chairman of the Board, CEO, Secretary General and Chief Executive Officer, Generalsekretaer und Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe, 28.06.2021. || (c) Christoph Papsch - w

„Durch den Krieg in der Ukraine werden mehr Menschen in aller Welt hungern!“

Russlands Angriffskrieg führt nicht nur zu Hunger in der Ukraine, er könnte auch zu Hungersnöten in Entwicklungsländern führen, die stark von ukrainischen und russischen Lebensmittelimporten abhängig sind. Im Interview berichtet Mathias Mogge, Generalsekretär und Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe, wie die Hilfsorganisation gegen Hunger in aller Welt kämpft und in der Ukraine Nothilfe leistet.

Andere Beobachter sind skeptischer. Das liegt vor allem an dem Preis für eine Anbau- oder Verarbeitungslizenz. So gelingt es Berichten zufolge nur wenigen lokalen Bauernkooperativen, die 10.000 US-Dollar für eine Genehmigung aufzutreiben. Das Wirtschaftsmagazin Forbes vermutet zudem im „fehlenden Wissen über den Anbau von Medizin- und Industriehanf“ eine Hürde.

Sowohl laut Malawis Landwirtschaftsministerium als auch Clarke zufolge brauchten Malawis Farmer noch reichlich Training, um von Tabak auf Cannabis umzusteigen. Ihr Unternehmen Invegrow fördert den Wissenstransfer durch die Zusammenarbeit mit 80 lokalen Farmern. „Es läuft fantastisch und im Juni werden wir ernten“, so die Cannabis-Pionierin.

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Mancher Landbewohner in Malawi mag den Kommerzfarmern sogar schon etwas voraushaben. Seit Jahren wird, versteckt zwischen Feldern und Wäldern, das sogenannte „Malawi Gold“ angebaut – illegal. Vor allem bei Touristen aus Südafrika und der Region genießt die Cannabis-Art für ihre Wirkung einen legendären Ruf.

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