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„Wir sind weit von Geschlechtergleichstellung entfernt“

Melinda French Gates: Baerbock steht mit feministischer Außenpolitik ein langer, harter Weg bevor

Melinda Gates beim „Generation Equality Forum“ in Paris.

Melinda Gates beim „Generation Equality Forum“ in Paris.

Berlin. Die Co-Vorsitzende der weltweit größten privaten Stiftung, Melinda French Gates, hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ermutigt, trotz großer Widerstände eine feministische Außenpolitik zu machen. „Wir sind weit von Geschlechtergleichstellung entfernt“, sagte Gates in einem Exklusivinterview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Grünen-Politikerin werde viel Zeit und Ausdauer brauchen. „Für Frauen ist es ein langer Weg und er ist hart.“

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Die Ex-Frau von Microsoft-Mitgründer Bill Gates, mit dem sie die Bill & Melinda Gates Foundation mit Hauptsitz in Seattle führt, betonte: „Um ehrlich zu sein, muss Frau Baerbock wahrscheinlich vielen anderen Ministern und der Öffentlichkeit erklären, was feministische Politik bedeutet. Das ist immer Frauensache. Das ist irgendwie albern, aber es ist Realität.“ Sie habe Baerbock noch nicht persönlich getroffen. „Aber ich freue mich darauf, sie einmal kennenzulernen“, sagte Gates.

Gates: Auch in hochentwickelten Staaten klebten Männer noch zu sehr an der Macht

Noch in keinem Land auf der Welt sei Frauenpolitik weit genug entwickelt. Auch in hochentwickelten Staaten klebten Männer noch zu sehr an der Macht. Frauen müssten zu gleichen Anteilen Einfluss und Förderung bekommen. „In der nächsten Generation sollte niemand mehr fragen, was feministische Außenpolitik ist.“ Diese müsse vieles beinhalten, etwa die Beteiligung von Frauen an Konfliktlösungen, weil die Ergebnisse erfahrungsgemäß von längerer Dauer seien. Das Wichtigste sei aber, „immer den geschlechtsspezifischen Blick zu haben“ und Frauen in allen Bereichen genauso einzubeziehen wie Männer.

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Geschlechtergerechtigkeit nehme dann Fahrt auf, wenn man sie durchsetze. „Dann springt das auch auf die Gesellschaft über. Das habe ich sogar in Ruanda erlebt. Mein Gott, die ganze Gesellschaft hat sich nach dem Völkermord verändert. Es gibt auch eine Frauenquote im Parlament.“ Baerbock hatte am Montag erklärt, die von ihr vorangetriebene feministische Außenpolitik sei ein zentraler Ansatz zur internationalen Durchsetzung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaat.

Schwerer Rückschlag für Gesundheit der Menschen durch Corona-Pandemie und Russlands Krieg

French Gates beklagte zudem einen schweren Rückschlag für die Gesundheit der Menschen sowie für die Gleichstellung von Frauen durch die Corona-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine. Sie rief die Staats- und Regierungschefs zum Handeln auf. „Wir sahen unglaubliche Fortschritte bei der Bekämpfung von Malaria und Aids, der Kindersterblichkeit. Und nun ist die Welt in der Entwicklungszusammenarbeit weit zurückgefallen“, sagte French Gates.

Die Staats- und Regierungschefs müssten „vieles ändern“. Die Anstrengungen müssten verstärkt werden. „Wenn die Weltgemeinschaft jetzt investiert, können sich Lebensgrundlagen der Menschen wieder verbessern und Millionen von Menschen aus der Armut befreit werden.“ Es müsse zum Beispiel schädlings-, dürre- und überschwemmungsresistentes Saatgut an die Bauern vergeben werden – und zwar nicht nur an Männer, sondern auch an Frauen. Ferner müsse finanzielle Hilfe über digitale Telefone direkt auf Bankkonten von Frauen überweisen werden.

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15.02.2022, Mecklenburg-Vorpommern, Torgelow: Bundeswehrsoldaten sammeln sich an der Greifenkaserne auf dem Truppenübungsplatz Jägerbrück zur Weiterfahrt nach Litauen über Polen. Auf dem Weg zum Nato-Einsatz nach Litauen ist Bundeswehr-Verstärkung aus mehreren Kasernen in Vorpommern eingetroffen. Hintergrund ist, dass Bundesverteidigungsministerin Lambrecht eine Verstärkung der Enhanced Forward Presence Battle Group in Litauen angekündigt hatte. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Bundeswehrsoldatin klagt: „Als junge Mutter ist es schwierig bei der Truppe“

15 Jahre lief alles gut. Aber dann bekam die Bundeswehrsoldatin aus Brandenburg ein Kind. Nun beklagt sie, dass sie Beruf und Familie nicht mehr in Einklang bringen kann. So reagiert das Verteidigungsministerium auf ihre Kritik.

„Sobald eine Frau ein bisschen Geld hat, investiert sie es in der Regel anders als ihr Mann. Sie gibt das Geld für ihre Kinder aus, sie gibt es für die Zukunft aus. Sie schickt ihren Sohn oder ihre Tochter zur Schule. Der Mann gibt das Geld oft für sich selbst aus. Das ist die traurige Wahrheit“, sagte French Gates. Zusätzlich müsse eine vernünftige Kinderbetreuung gewährleistet sein, da Frauen sonst keinen Job annehmen könnten.

„Ferner brauchen Frauen eine Anlaufstelle in Fällen von häuslicher Gewalt. Das sind alles Dinge, die Regierungen tun können“, sagte Gates, Ex-Frau von Microsoft-Mitbegründer Bill Gates, mit dem sie die Bill & Melinda Gates Foundation gegründet hat, die mit Einlagen von mehr als 45 Milliarden US‑Dollar als größte private Stiftung der Welt gilt. Am Dienstag legt sie einen neuen Jahresbericht zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen vor.

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