Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien sinkt

Neue Studie: Die Angst vor Fake News in Deutschland steigt

In Deutschland steigt die Angst vor Fake News.

In Deutschland steigt die Angst vor Fake News.

Hat die ukrainische Regierung russische Raketenangriffe erfunden? Werden in meiner Nachbarschaft Kinder entführt? Ist der Kanzler im Fernsehen echt oder eine digitale Fälschung? Vor allem auf Facebook, Whatsapp oder fragwürdigen ausländischen Nachrichtenportalen wird immer wieder die Wahrheit verdreht oder es werden gezielt Falschmeldungen in Umlauf gebracht. Immer mehr Menschen in Deutschland haben Angst vor Desinformationen und Fake News. Das zeigt eine neue Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt.

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Insgesamt haben 64 Prozent der Befragten große oder sehr große Angst vor Fake News und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Das sind 8 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. Nur vor den Folgen des Klimawandels (69 Prozent) und vor Spannungen zwischen Europa und Russland (67 Prozent) ist die Angst noch größer. Themen wie eine Wirtschaftskrise (50 Prozent) oder Zuwanderung (31) liegen deutlich dahinter.

Der größere Teil der Gesellschaft sorgt sich vor Falschinformationen, die dem vorherrschenden Konsens in der Nachrichtenwelt entgegenstehen.

Jochen Roose,

Autor der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung

Kleine Gruppe hat Angst vor vermeintlichen Fake News der Öffentlich-Rechtlichen

Die Sorge vor Falschnachrichten zieht sich laut der Studie durch alle Gesellschaftsschichten. Jochen Roose, einer der Autoren, sieht aber sehr unterschiedliche Ursachen für diese Angst: „Der größere Teil der Gesellschaft sorgt sich vor Falschinformationen, die dem vorherrschenden Konsens in der Nachrichtenwelt entgegenstehen.“ So etwa Verschwörungstheorien oder gezielte Desinformation. Demgegenüber gebe es eine kleinere Gruppe von Menschen, die die Nachrichten der etablierten Medien für von den Mächtigen gesteuerte Fake News ansähen, sagt Roose dem RND.

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Dies zeigt sich auch in einem zweiten Teil der Studie. Hierbei wurde das Vertrauen der Deutschen in die öffentlich-rechtlichen Medien untersucht. Laut der Forscher zeigen sich deutliche Unterschiede, etwa zwischen Ost- und Westdeutschen. Halten etwa 70 Prozent der Menschen im Westen des Landes die politischen Nachrichten der Öffentlich-Rechtlichen für glaubwürdig, sind es im Osten nur 58 Prozent.

Je nach Parteipräferenz gehen die Zahlen deutlich auseinander: Von den bundesweit Befragten, die angaben, bei der nächsten Wahl die Grünen zu wählen, halten 96 Prozent die Öffentlich-Rechtlichen für glaubwürdig. Bei den Wählern der AfD sind es nur 16 Prozent.

Ob man den gebührenfinanzierten Sendeanstalten vertraut, hängt auch mit der allgemeinen Zufriedenheit mit der Demokratie zusammen, erklärt Studienleiter Roose. „Den Unterschied zwischen Ost und West kann man bereits seit den 1990er-Jahren sehen. In der ehemaligen DDR ist das Vertrauen in öffentliche Institutionen, wie etwa Gerichte, schon immer niedriger.“

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Aber auch insgesamt halten die Deutschen die öffentlich-rechtlichen Nachrichten für weniger glaubwürdig. Waren es vor drei Jahren noch 78 Prozent, sind es laut den jüngsten Ergebnissen nur noch 70 Prozent. Auffällig ist, dass vor allem jüngere Menschen zwischen 16 und 25 Jahren den Öffentlich-Rechtlichen vertrauen. Das niedrigste Vertrauen zeigen die 46- bis 55-Jährigen, heißt es in der Studie.

Forscher: Desinformationen sind Gefahr für den öffentlichen Diskurs

Sowohl die Desinformation als auch das zunehmende Misstrauen gegenüber den etablierten Medien seien problematisch für die Gesellschaft, mahnt der Soziologe Roose. „Demokratien leben davon, dass man sich einigt, was Fakten sind und was nicht. Das heißt nicht, dass sich in einer Diskussion alle einig sind, aber dass man sich grundsätzlich darüber verständigt, worüber man redet.“ Falls das nicht der Fall sei, könne keine fruchtbare Debatte stattfinden.

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Da sich Fake News vornehmlich über die sozialen Medien verbreiten, werden zunehmend die Betreiber der Plattformen in die Verantwortung genommen. Die EU-Kommission verpflichtet mit dem im November 2022 in Kraft getretenen Digital Services Act (DSA) die Onlineplattformen per Gesetz, Hass- und Falschnachrichten vorzubeugen. So sollen etwa illegale Inhalte binnen 24 Stunden gelöscht werden. Nutzer, die häufig gegen die Regeln verstoßen, müssen gesperrt werden.

In repräsentativen Umfragen ließ die Konrad-Adenauer-Stiftung für die Studie unter anderem das Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap im Zeitraum vom 27. Oktober bis zum 16. Januar 2023 insgesamt 4247 Personen und das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Usuma vom 1. Dezember 2021 bis zum 11. April 2022 insgesamt 5511 Personen befragen.

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