Silvesterkrawalle: Mehrheitlich Deutsche unter den festgenommenen Angreifern
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/CO6ZM4A4DBJ45GCUZ4F3KUG7IQ.jpg)
In Berlin sitzt der Schock nach der Silvesternacht tief.
© Quelle: Julius-Christian Schreiner/TNN/d
Nach der Silvesternacht arbeiten die Behörden an der Aufklärung der Angriffe auf Polizeikräfte und Feuerwehrleute. Neue Zahlen der Polizei, die dem „Tagesspiegel“ vorliegen, verändern das Lagebild. Sie verraten, dass die meisten der Polizei bekannten Täter deutsche Staatsbürger und unter 21 Jahre alt sind. Insgesamt wurden 38 Personen im Zusammenhang mit den Übergriffen auf die Beamten und Beamtinnen festgenommen. Zwei Drittel davon sollen demnach Deutsche gewesen sein.
In Berlin waren zu Neujahr 47 Beamten und Beamtinnen bei Angriffen und Ausschreitungen verletzt worden. 14 von ihnen seien ambulant behandelt worden und fünf vom Dienst abgetreten, teilte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik mit. Mit 31 Polizeikräften seien zudem Gespräche zur psychischen Betreuung geführt worden.
Nach den Vorfällen kursierte zunächst die Zahl von 145 Festnahmen. Darunter waren 18 verschiedene Nationalitäten. Die Ausschreitungen hatten unter anderem die Debatte über eine mangelhafte Integration in manchen Berliner Bezirken, wie zum Beispiel Neukölln, entfacht. Auch die Ausrüstung der Sicherheitskräfte und schärfere Waffengesetze werden seitdem vermehrt diskutiert.
Zahl der Festnahmen im neuen Kontext
Tatsächlich bezieht sich die Zahl 145 aber auf alle Delikte in der Silvesternacht. In der Hauptstadt nahm die Polizei neben den Angreifern und Angreiferinnen auf Beamte und Beamtinnen auch Personen wegen Brandstiftung, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz und Landfriedensbruchs fest. Es handelte sich demnach nicht nur um Festnahmen im Zusammenhang mit den Aggressionen gegen die Fachkräfte.
Unter den festgenommen Personen waren 139 Männern und sechs Frauen. Darunter 45 Deutsche, 27 Afghanen, 21 Syrer, neun Iraker, fünf Personen mit polnischer Staatsangehörigkeit, Türken und Libanesen. Auch Personen aus Frankreich, Italien, Australien, Indien, Iran, Serbien, Jordanien und afrikanischen Ländern tauchen in der Statistik der Polizei auf.
Vorfälle treffen das politische Berlin empfindlich
Laut des „Tagesspiegels“ hätten viele der Angreifenden nach übereinstimmenden Berichten der Einsatzkräfte einen Migrationshintergrund. Videomaterial soll diese Aussagen belegen. Auch gab es Hinweise, dass die linksradikale Szene an den Angriffen auf Polizeikräfte und der Behinderung der Feuerwehr beteiligt gewesen sei. Details zu dem Ausmaß der Beteiligung sind jedoch bisher unklar.
Die Randale in der Nacht zum ersten Januar schlägt Wellen im Berliner Abgeordnetenhaus. Für Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) bedeuten die Vorfälle eine Zäsur. Ein Gipfel gegen Jugendgewalt, der am Mittwoch geplant ist, soll sich dem Thema annehmen. Gemeinsam mit SPD-Innensenatorin Iris Spranger will Giffey ein Maßnahmenpaket am kommenden Dienstag vorlegen. Spranger fordert ein schärferes Waffenrecht und Öffnungsklauseln, die den Bundesländern eine Ausweitung des Böllerverbots ermöglichen sollen.
Die Innensenatorin forderte zuletzt auch, Polizei und Feuerwehr mit Bodycams auszustatten und somit den Testlauf bis 2024 zu verkürzen. Kritik kam darauf von Grünen und Linken. Zwar sprach sich Grünen-Fraktionschef Werner Graf grundsätzlich für den Gebrauch von Bodycams aus, warnte aber vor Übersprungshandlungen. „Jetzt für den Wahlkampf große Zahlen rauszuhauen und 4000 Bodycams anzuschaffen halte ich für nicht durchdacht“, erklärte er gegenüber dem „Tagesspiegel“. Um der Polizei als auch den Bürgerrechten der Betroffenen wirklich zu helfen, halte er den Test für den besseren Weg, so Graf.
RND/rix