So will Neuseeland ein rauchfreies Land werden
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An der Universität von Auckland darf schon länger nicht mehr geraucht werden.
© Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Wer in Neuseeland am oder nach dem 1. Januar 2009 geboren wurde, der wird im Land selbst nie legal Zigaretten kaufen können. Das Parlament in Wellington hat am Dienstag ein neues Tabakgesetz verabschiedet, das Vorbildcharakter für den Rest der Welt hat. Neuseeland will mit der neuen Gesetzgebung verhindern, dass junge Generationen überhaupt je eine Zigarette rauchen werden. Effektiv lässt man den legalen Verkauf von Tabak so über die Jahre hinweg auslaufen.
Zahlen der Raucherinnen und Raucher stark zurückgegangen
Doch das Land will bereits bis 2025 weitestgehend rauchfrei sein. Die Zahl der erwachsenen neuseeländischen Raucherinnen und Raucher hat sich in den vergangenen zehn Jahren bereits halbiert. Doch im Moment rauchen nach Angaben der Regierung noch 8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Dass die Zahlen insgesamt rückläufig sind, könnte an einer verstärkten Aufklärung wie auch am hohen Preis von Zigaretten liegen.
Eckpunkte für die Legalisierung von Cannabis beschlossen
Nach den Plänen der Ampel-Koalition sollen Cannabis und der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol künftig rechtlich nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft werden.
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Um auch die verbleibenden Raucherinnen und Raucher von ihrer Sucht zu befreien, soll die zulässige Nikotinmenge in Tabakprodukten verringert sowie die Zahl der Einzelhändlerinnen und -händler, die Tabak verkaufen können, um 90 Prozent reduziert werden. „Es gibt keinen guten Grund, den Verkauf eines Produkts zuzulassen, das die Hälfte der Menschen tötet, die es verwenden“, sagte die stellvertretende Gesundheitsministerin Ayesha Verrall im Parlament.
Milliardenersparnisse im Gesundheitswesen
Verrall wies auch darauf hin, dass das Gesundheitssystem Milliarden von Dollar einsparen werde, wenn durch das Rauchen verursachte Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkte, Schlaganfälle und Amputationen wegfallen. Bisher waren vor allem die neuseeländischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner, die Maori, sowie Menschen aus der Pazifikregion wie auch soziale Schichten mit geringerem Einkommen besonders von den negativen Konsequenzen des Rauchens betroffen. Kritikerinnen und Kritiker des Gesetzes wiesen jedoch darauf hin, dass die Verbote einen Schwarzmarkt kreieren würden. Eine kleinere Partei, die gegen den Gesetzesvorschlag stimmte, führte als Gegenargument an, dass etliche kleine Läden, die bisher Zigaretten im Programm hatten, durch das neue Gesetz einen Großteil ihres Einkommens verlieren würden und deswegen möglicherweise schließen müssten.
Neuseelands „innovative“ Gesetzgebung
Neuseeland macht immer wieder Schlagzeilen mit Gesetzen und Ideen, die der Rest der Welt noch nicht implementiert hat. So war Neuseeland 1893 das erste Land weltweit, das Frauen das Wahlrecht gab. 2018 wurde beispielsweise verkündet, dass das Land zweisprachig werden soll und ab 2025 sämtliche Schulen neben Englisch auch die indigene Maori-Sprache unterrichten werden. Dass ausgerechnet das kleine, abgelegene Neuseeland Vorreiter bei Themen wie eben dem Frauenwahlrecht oder indigenen Belangen ist, dies hat Katie Pickles, eine Geschichtsprofessorin an der Universität von Canterbury, in einem Fachartikel in „The Conversation“ einst damit erklärt, dass das Land eine relativ kleine Bevölkerung und zudem keine fest verwurzelte konservative Tradition hat.