„Das war Vorsatz, kein Unfall“

Nord-Stream-Lecks: So reagieren Russland, die Bundesregierung, Dänemark und Polen

Dänemark berichtet über drei Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2.

Dänemark berichtet über drei Lecks an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2.

Hannover/Berlin. Angesichts der Lecks an den Nord-Stream-Gaspipelines hat die Bundesregierung die Sorge, dass es sich um einen Anschlag handeln könnte. Das berichtet der „Spiegel“. Man glaube nicht an Zufall. Möglich sei ein Anschlag, um Verunsicherung auf den europäischen Gasmärkten zu provozieren.

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Messstationen in Schweden und Dänemark haben einem Medienbericht zufolge vor dem Entstehen der Nord-Stream-Gaslecks kräftige Detonationen unter Wasser verzeichnet. Es bestehe kein Zweifel daran, dass es sich um Sprengungen oder Explosionen handele, sagte der Seismologe Björn Lund vom Schwedischen Seismologischen Netzwerk (SNSN) dem schwedischen Rundfunksender SVT.

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Das Bundesinnenministerium nimmt die Beschädigungen an den Pipelines nach Aussage eines Sprechers sehr ernst. „Wir sind hierzu innerhalb der Bundesregierung, mit den deutschen Sicherheitsbehörden und mit unseren dänischen und schwedischen Partnern im engen Kontakt.“ Wirtschaftsminister Robert Habeck äußerte sich zurückhaltend zur Ursache. Eine Spekulation darüber verbiete sich so lange, wie die Aufklärung nicht erfolgt sei, sagte der Grünen-Politiker.

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Auch die Nato hat ein Auge auf die Lage geworfen. „Das ist etwas, das wir sehr genau beobachten“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Man sei in engem Kontakt mit den Nato-Alliierten sowie Schweden, das Nato-Mitglied werden will. Grundsätzlich habe es Auswirkungen auf alle, dass Russland Energie als Waffe in dem Ukraine-Konflikt nutze, sagte Stoltenberg.

Russland schließt Sabotageakt nicht aus

Zuvor hatte Russland bereits Sabotage oder andere Gründe nicht ausgeschlossen. „Jetzt kann keine Variante ausgeschlossen werden“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag auf die Frage, ob Sabotage der Grund sein könne für den Druckabfall. „Offensichtlich gibt es eine Zerstörung der Leitung. Und was der Grund dafür ist – da kann man bis zu dem Zeitpunkt, bis die Ergebnisse der Untersuchungen auftauchen, keine Variante ausschließen“, sagte Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Zwei Lecks an der Gaspipeline Nord Stream 1 entdeckt
HANDOUT - 27.09.2022, Dänemark, Bornholm: Das vom dänischen Verteidigungskommando zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm aus der Luft. Nach der Beschädigung der Nord-Stream-Gaspipelines unter der Ostsee suchen Behörden in Deutschland und Dänemark weiter nach der Ursache. (zu dpa «Lecks an Nord-Stream-Leitungen - Sabotage nicht ausgeschlossen») Foto: Danish Defence Command/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Die Ursache für die Lecks in der Ostsee bei Bornholm ist bisher unklar. Das Präsidialamt in Moskau schloss Sabotage nicht aus.

Der Kreml sei „äußerst beunruhigt“ über den Druckabfall in den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2. Die Nachrichten seien alarmierend. Die Schäden an den Leitungen müssten untersucht werden. „Das ist eine absolut nie dagewesene Situation, die einer schnellen Aufklärung bedarf“, sagte Peskow.

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Dänemark, Schweden Polen sind sich sicher: Lecks waren kein Unfall

Dänemark geht indes von einem Anschlag auf die Ostseepipelines aus: „Das war Vorsatz, kein Unfall“, sagte die dänische Premierministerin Mette Frederiksen am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz. Innerhalb kurzer Zeit seien mehrere Explosionen beobachtet worden. Es gebe noch keine Informationen dazu, wer dahinterstecke. Die Gaslecks würden allerdings aller Voraussicht nach keine Auswirkungen auf die Gasversorgung in Europa haben.

Deutsche und dänische Behörden wiesen darauf hin, dass die Vorfälle keine Auswirkung auf die Gasversorgung hätten, da die Leitungen zuletzt nicht für den Gasimport benutzt worden seien. Während über die Pipeline Nord Stream 1 bis vor einigen Wochen noch Gas aus Russland nach Deutschland geflossen war - wenn auch mit gedrosselter Kapazität - war die Genehmigung für den Import über Nord Stream 2 kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine von der Bundesregierung auf Eis gelegt worden. Danach hatte sie wegen des Krieges eine Nutzung ausgeschlossen.

Auch nach Ansicht der polnischen und schwedischen Regierungschefs, Mateusz Morawiecki und Magdalena Andersson sind die Lecks in jedem Fall auf Sabotage zurückzuführen. „Wir kennen heute noch nicht die Details dessen, was da passiert ist, aber wir sehen deutlich, dass ein Sabotageakt vorliegt“, sagte Morawiecki am Dienstag im polnischen Goleniow bei Stettin, wo er an der Eröffnung der Gaspipeline Baltic Pipe teilnahm. Dieser Sabotageakt sei „wahrscheinlich die nächste Stufe der Eskalation, mit der wir es in der Ukraine zu tun haben“.

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Insgesamt drei Lecks waren - nach einem ersten Druckabfall in der Nacht auf Montag - sowohl in einer der Röhren von Nord Stream 2 wie auch in beiden Röhren der Nord-Stream-1-Pipeline entdeckt worden. Dänische Behörden lokalisierten diese in der Ostsee vor der dänischen Insel Bornholm, teils in schwedischen Gewässern. Wegen der Gefahr für die Schifffahrt richteten dänische Behörden Sperrzonen ein.

RND/tdi/hyd/dpa

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