Nord-Stream-Sabotage: bislang keine Beweise für Russlands Beteiligung
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Auf der Wasseroberfläche ist das Leck in der Erdgaspipeline deutlich zu erkennen.
© Quelle: Rune Dyrholm/Armed Forces of Den
Laut einem Bericht der „Washington Post“ wachsen im Westen die Zweifel daran, dass Russland für den Anschlag auf die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich gemacht werden kann. Es gebe zu diesem Zeitpunkt keine Beweise dafür, dass Russland hinter der Sabotage stecke, zitiert die Zeitung einen EU-Beamten.
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Die Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 waren Anfang September auf einer Länge von rund 250 Metern zerstört worden. Experten gehen davon aus, dass von außen platzierter Sprengstoff die Röhren zerstört hat.
Lecks an Gaspipelines: noch immer unklar, wer für Anschlag verantwortlich ist
Im Monat zuvor hatte Russland seine Gaslieferungen über Nord Stream 1 mit der Begründung eingestellt, die westlichen Sanktionen gegen das Land verhinderten Reparaturen an den Turbinen.
In dem Bericht der „Washington Post“, für den 23 Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter aus neun Ländern interviewt wurden, heißt es, dass die forensischen Untersuchungen bislang nicht haben klären können, wer für den Anschlag verantwortlich ist.
Staatsanwaltschaft stuft Lecks an Nord-Stream-Pipelines als Sabotage ein
Die fortgeschrittenen Analysearbeiten würden fortgesetzt, um sicherere Rückschlüsse rund um den Vorfall ziehen zu können.
© Quelle: dpa
Während einige der Befragten laut der „Washington Post“ nicht davon ausgehen, dass Moskau verantwortlich ist, hielten andere Russland noch immer für den Hauptverdächtigen – warnten aber davor, dass es eine Sache der Unmöglichkeit werden könnte, die Tat zweifelsfrei einem Verantwortlichen zuzuordnen.
Abgehörte Kommunikation liefert keine Hinweise
Laut „Washington Post“ habe die Analyse von Kommunikation zwischen russischen Beamten und Streitkräften keine Hinweise auf eine Täterschaft Russlands geliefert. Weder sei Verantwortung für die Sabotage übernommen worden noch habe es Hinweise darauf gegeben, dass Russland versuche, die Beteiligung zu vertuschen.
Die Geheimdienste der Vereinigten Staaten fangen laut der „Washington Post“ routinemäßig die Kommunikation zwischen russischen Beamten und Militärs ab.
Nord-Stream-Anschlag: Fingerzeig nach Russland
Nach dem Anschlag im September zeigten führende Politiker des Westens rasch nach Moskau: Es hieß, Wladimir Putin wolle mit der Zerstörung der Pipelines den Energiefluss nach Europa abwürgen, für Unsicherheit und Chaos auf dem Energiemarkt sorgen und die Länder dazu bringen, ihre Unterstützung für die Ukraine einzustellen.
Skeptiker weisen derweil darauf hin, dass Moskau wenig davon hat, Pipelines zu beschädigen, die Westeuropa mit russischem Erdgas versorgen und jährliche Einnahmen in Milliardenhöhe generieren.
„Die Begründung, dass es Russland war, das die Pipelines angegriffen hat, hat für mich nie einen Sinn ergeben“, zitiert die „Washington Post“ einen anderen EU-Beamten.
Putin: USA und Großbritannien für Anschlag verantwortlich
Russland hingegen macht die USA und Großbritannien für die Sabotage verantwortlich. Erst am Donnerstag hat Putin dem Westen vorgeworfen, die Sabotage an der Gaspipeline Nord Stream nicht zu untersuchen:
„Hinter dem Terroranschlag auf Nord Stream stecken diejenigen, die daran interessiert sind, dass der Transit nur durch die Ukraine geht“, sagte er vor Journalisten in Jekaterinburg, wie die Agentur Interfax berichtete.
Schon im Herbst hatte der russische Präsident davon gesprochen, dass die „Angelsachsen“, also Briten und Amerikaner, hinter dem Angriff auf die Pipeline in der Ostsee stecken. London hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.
RND/ao/dpa