Kein begründeter Verdacht auf Straftat

Polen: Regierungskritischer Richter Tuleya wieder im Amt

Der polnische Richter Igor Tuleya darf wieder an Verfahren mitwirken. (Archivbild)

Der polnische Richter Igor Tuleya darf wieder an Verfahren mitwirken. (Archivbild)

Warschau. Ein bekannter regierungskritischer Richter in Polen darf nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts wieder an Verfahren mitwirken und erhält erneut die volle Höhe seiner Bezüge. Die Staatsanwaltschaft dürfe den Warschauer Bezirksrichter Igor Tuleya zudem nicht festnehmen lassen, um ihn den Ermittlern vorzuführen, entschied am Dienstag die Kammer für berufliche Verantwortung des Gerichtshofes. Auch über den Status seiner Immunität könne erneut entschieden werden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Polen genießen Richter und Staatsanwälte Immunität. Eine strafrechtliche Verfolgung ist nur möglich, wenn die Immunität zuvor gerichtlich aufgehoben wurde.

Polen: Gericht hob Tuleyas Immunität auf

Der 52 Jahre alte Jurist Tuleya ist einer der prominentesten Kritiker der Justizreformen der nationalkonservativen Regierungspartei PiS. Im November 2020 hatte die mittlerweile aufgelöste, umstrittene Disziplinarkammer des Obersten Gerichts entschieden, dass seine Immunität aufgehoben wird, seine Bezüge um 25 Prozent gekürzt werden und er selbst nicht mehr an Verfahren mitwirken dürfe. Die Staatsanwaltschaft warf ihm unter anderem Überschreitung seiner Kompetenzen vor, weil er bei der Urteilsverkündung in einem für die PiS unangenehmen Verfahren Medienvertreter im Gerichtssaal zugelassen hatte.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Hauptstadt-Radar

Persönliche Eindrücke und Hintergründe aus dem Berliner Regierungsviertel. Immer dienstags, donnerstags und samstags.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Die neue Kammer für berufliche Verantwortung kam nun bei der Prüfung von Tuleyas damaliger Entscheidung zu einem anderen Schluss. „Der Richter hat innerhalb der Grenzen und auf der Grundlage des Gesetzes gehandelt. Es kann keine Rede davon sein, dass in diesem Fall ein begründeter Verdacht auf eine Straftat vorliegt“, sagte die zuständige Richterin Malgorzata Wasek-Wiaderek.

Polen hatte im Juli auf Druck der EU-Kommission die Disziplinarkammer des Obersten Gerichts abgeschafft. An der Unparteilichkeit dieses Organs, das jeden Richter bestrafen und entlassen konnte, hatte es in Brüssel schwere Zweifel gegeben.

RND/dpa

Mehr aus Politik

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken