Politisches Amt und Krankheit in der Familie: Wie gingen andere Politiker damit um?
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Grünen-Politikerin Anne Spiegel scheiterte bei dem Versuch, einen familiären Krankheitsfall und ihr politisches Amt unter einen Hut zu bekommen. Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seiner Frau Elke Büdenbender 2010 eine Niere spendete, zog er sich mehrere Wochen aus der Politik zurück.
© Quelle: imago images/Future Image
Berlin. Krankheit und damit verbundene Überlastung – das sind Zerreißproben, vor denen Millionen Menschen stehen. Bei Politikerinnen und Politikern aber wird der Umgang damit früher oder später auch zur öffentlichen Frage. Prominente Amtsträger mussten schon vor Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) Antworten darauf finden.
Im November 2007 trat der damalige Vizekanzler und Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) überraschend von seinen Ämtern zurück. Der Grund: Er pflegte seine Frau Ankepetra. Bereits 2001 erkrankte sie an Krebs, 2006 kehrte die Krankheit zurück.
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Franz Müntefering trat als Vizekanzler und Bundesarbeitsminister zurück.
© Quelle: dpa (Archiv)
In jenem November sei nach der Rückkehr des Krebses eine schwere Operation nötig gewesen, sagte Müntefering damals auf einer Pressekonferenz, auf der er seinen Rücktritt bekannt gab. Er habe für seine Frau da sein wollen. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Müntefering eine Auszeit angeboten, er zog jedoch den Rücktritt vor. Am 31. Juli 2008 starb seine Frau. Im Oktober kehrte er in das Amt des SPD-Parteivorsitzenden zurück, das er bereits 2004 und 2005 innehatte.
Steinmeier spendete seiner Frau eine Niere
Auch Frank-Walter Steinmeier (SPD) zog sich kurzfristig aus der Politik zurück. „Meine Frau ist schwer erkrankt“, gab Steinmeier Ende August 2010 bekannt. Seine Frau Elke Büdenbender litt an einer Nierenerkrankung – nur eine Organspende konnte helfen. Mehrere Jahre kämpfte die damals 48-Jährige mit einer Nierenschwäche, als sich ihr Zustand 2010 rasant verschlechterte. Da die Wartelisten lang seien, erklärte Steinmeier damals, spendete er selbst die Niere. Eine lange Auszeit von seinem damaligen Amt als SPD-Fraktionschef im Bundestag nahm sich der heutige Bundespräsident nach der Operation allerdings nicht: Seine Rückkehr an die Fraktionsspitze kündigte er damals für den Oktober an.
Am 22. September 2020 traf die heutige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ein schwerer Schicksalsschlag: Ihr Mann, Siegfried Ambrosius, starb an den Folgen einer Infektion. Im Juli hatte sich der 78-Jährige bei einem Krankenhausaufenthalt mit resistenten Erregern infiziert. Für Bas folgten viele Monate der Trauer.
Bas: „Ich hätte meinen Mann nicht alleingelassen“
Im Oktober 2021 nominierte ihre Partei die Abgeordnete für das Amt der Bundestagspräsidentin – in das sie auch wenig später gewählt wurde. Würde ihr Mann noch leben, „hätte ich das Amt nicht angenommen“, verriet Bas im Februar im Interview mit „Bunte“. „Ich hätte ihn nicht alleingelassen.“ Weil Ambrosius sie zu dem Amt ermutigt hätte, hätte sie ihm nicht einmal von dem Angebot erzählt, sagte die Bundestagspräsidentin.
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Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hätte ihr aktuelles Amt nicht angenommen, wenn ihr kranker Mann noch leben würde.
© Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa
Auch Volker Beck (Grüne) trat für die Pflege seines Lebenspartners aus seinem Amt als parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der Grünen aus. Am 25. Juli 2009 verstarb sein langjähriger Partner Jacques Teyssier an Krebs. Als eine Chemotherapie in Paris zuvor nicht angeschlagen hatte, ließ Beck ab März 2009 seine politischen Ämter ruhen, berichtete damals der Kölner „Express“. Nach dem Tod seines Partners kehrte er in die Politik zurück.