Aktivistin zu Missbrauch: Kirche gebärdet sich autoritär

Die Mitgründerin der Protestbewegung Maria 2.0 Lisa Kötter wirft der katholischen Kirche fehlendes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit sexueller Gewalt vor.

Die Mitgründerin der Protestbewegung Maria 2.0 Lisa Kötter wirft der katholischen Kirche fehlendes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit sexueller Gewalt vor.

Köln, Münster. Die Mitgründerin der Protestbewegung Maria 2.0 Lisa Kötter wirft der katholischen Kirche fehlendes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit sexueller Gewalt vor. „Da entblößt sich etwas, das, sagen wir mal, das hässliche Gesicht der Kirche ist“, sagte die Autorin und Künstlerin am Samstag im Deutschlandfunk. Beim Thema Missbrauch gebärde die katholische Kirche sich autoritär und fühle sich nicht in der Begründungspflicht: „Darum auch das Schweigen.“ Schweigen sei eine mächtige Waffe der Kirche mit dem Ziel, Gras über die Sache wachsen zu lassen.

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Das Problem sei nicht allein das Verhalten des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki, sagte Kötter. Der Kardinal steht seit Monaten in der Kritik, weil er unter anderem ein Gutachten zu Missbrauch durch Kleriker im Erzbistum unter Verschluss hält und stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag gegeben hat, das am 18. März vorgestellt werden soll. Ein Rücktritt von Woelki würde allein nicht helfen, sagte Kötter: „Das wäre symbolhaft.“ Für Betroffene könne ein solcher Rücktritt sicher eine Genugtuung sein. „Aber an dem System würde es erstmal nichts ändern“, erklärte Kötter.

Aktivistin: Neuanfang bei der Aufarbeitung

Ein Neuanfang bei der Aufarbeitung von Missbrauch würde laut Kötter eine Erschütterung des jahrhundertealten Systems der Kirche bedeuten. Das zöge einen „Machtverlust derer, die jetzt Macht haben“ nach sich. Dabei gehe es auch um viel Geld.

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In der Initiative Maria 2.0 setzen sich katholische Frauen unter anderen für eine transparente Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, eine zeitgemäße Sexualmoral, flache Hierarchien und Gleichberechtigung für Frauen innerhalb der katholischen Kirche ein.

Der Vatikan sieht im Umgang des Kölner Kardinals Woelki mit einem Missbrauchsfall im Erzbistum keine Pflichtverletzung. Der Münsteraner Kirchenrechtler Schüller spricht laut »Kölner Stadtanzeiger« von »Willkürjustiz«.

Präses Rekowski: Intransparenz bei Missbrauchsaufklärung fatal

Nach den Worten des rheinischen Präses Manfred Rekowski bekommt auch die evangelische Kirche den Vertrauensverlust deutlich zu spüren. Es gebe „so etwas wie eine ökumenische Haftungsgemeinschaft”, sagte Rekowski dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf den Umstand, dass aus Ärger über die schleppende Aufklärung des Missbrauchsskandals im Erzbistum auch Menschen aus der evangelischen Kirche austreten. „Das ist belastend und ich hoffe auf eine baldige Klärung.”

„Grundsätzlich finde ich aber, dass man sehr sensibel und verlässlich mit dem Thema Missbrauch umgehen und alles tun muss, was der Aufklärung dient”, betonte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Was intransparent wirkt oder den Eindruck erweckt, es gebe nur ein beschränktes Interesse an Aufklärung, ist fatal.”

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Zur Fortsetzung der Ökumene sieht der 63-jährige Theologe keine Alternative. „Dabei sind wir natürlich auch mit Menschen an der Basis der katholischen Kirche im Gespräch”, sagte er dem epd. Auch an einer gemeinsamen Andacht mit Woelki am 20. Februar in Düsseldorf hält Rekowski fest. In der rheinischen Kirche waren Stimmen laut geworden, die Andacht sollte abgesagt und stattdessen eine Solidarisierung mit dem katholischen Kirchenvolk signalisiert werden.

RND/epd

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