„Deutschland liegt digital nicht zurück“

Achim Berg (54) ist Vorsitzender des IT-Branchenverbandes Bitkom. Zuvor war Berg Vorstandsvorsitzender bei Arvato sowie Vorstandsmitglied bei Bertelsmann, hatte Führungspositionen in der Microsoft-Zentrale in Seattle inne und führte die Microsoft-Geschäfte in Deutschland.

Achim Berg (54) ist Vorsitzender des IT-Branchenverbandes Bitkom. Zuvor war Berg Vorstandsvorsitzender bei Arvato sowie Vorstandsmitglied bei Bertelsmann, hatte Führungspositionen in der Microsoft-Zentrale in Seattle inne und führte die Microsoft-Geschäfte in Deutschland.

Herr Berg, Deutschland gilt vielen als digitales Entwicklungsland. Wie stark ist Deutschland im Hintertreffen?

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Wir liegen nicht zurück. Gerade im Business-Bereich sind wir vorne mit dabei, etwa bei Industrie 4.0, bei Blockchain oder künstlicher Intelligenz. 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben inzwischen eine Digitalstrategie, stellen sich derzeit auf die veränderten Marktbedingungen ein. Zur Wahrheit gehört aber auch: Bei Plattform-Angeboten und im Endverbrauchermarkt sind wir nicht führend.

Die digitalen Giganten Google, Apple, Facebook kommen aus den USA. Fehlt bei uns digitaler Gründergeist?

Deutschland hat an Start-ups heute bereits viel zu bieten, muss aber auch hier noch besser werden. Da bewegt sich eine Menge. Es gibt jede Menge vielversprechender Ideen und einige große Erfolgsgeschichten. Zalando ist ein gutes Beispiel, genauso wie Flixbus.

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Wo sehen Sie noch Potenzial?

Es geht darum, nicht nur an den deutschen Markt zu denken, sondern Europa und die Welt in den Blick zu nehmen. Dafür brauchen wir einheitliche Standards. Die Datenschutzgrundverordnung war in dieser Hinsicht schon ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Umsetzung viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellt.

Bei digitalen Lösungen für Unternehmen ist Deutschland richtig gut, bei denen für Endkunden nicht – woran liegt das eigentlich?

Wir haben einen starken Mittelstand in Deutschland, mit mehr als 1000 Weltmarktführern. Vor diesem Hintergrund ist es nicht weiter erstaunlich, dass hierzulande viele Anwendungen für Unternehmen entwickelt werden. Dass wir im Endkunden-Geschäft noch nicht so weit sind, liegt einfach daran, dass die Märkte in Europa fragmentierter sind als in Asien oder den Vereinigten Staaten. Ein weiterer Grund: Es fließt zu wenig Geld in Start-ups und wenn, dann kommen die Mittel häufig aus den USA. Da sollten sich die hiesigen Unternehmen stärker engagieren.

Als Digital-Staatsministerin Dorothee Bär kürzlich von Lufttaxis sprach, wurde sie verlacht. Eine typisch deutsche Reaktion?

Ob es nun Lufttaxis sind oder andere Themen: Wir tun uns in Deutschland manchmal schwer damit, die Chancen von Innovationen zu sehen. Es wird zu viel über Risiken und Schwierigkeiten geredet. Das sehen wir etwa bei der elektronischen Gesundheitskarte, die von der Grundidee her etwas ganz Faszinierendes ist.

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An welchen großen Digital-Innovationen wird gerade in Deutschland gearbeitet?

Da gibt es jede Menge guter Beispiele. Mithilfe künstlicher Intelligenz gelingt es inzwischen auf qualitativ hochwertigem Niveau, Texte von einer Sprache in eine andere zu übersetzen. Ähnlich ist es mit 3-D-Druck in der Produktion und in der Automobilindustrie und auch dem Thema autonomes Fahren.

Ist der Rückstand beim Breitband-Ausbau ein Hemmschuh für die Entwicklung?

Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass wir digitalisiert wären, wenn nur jeder Haushalt einen Glasfaseranschluss hätte. Dazu gehört wesentlich mehr. Infrastruktur ist ein sehr wichtiger Baustein, aber bei Weitem nicht alles. Im Übrigen: Beim Breitbandausbau sind wir von den Flächenstaaten gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich ganz vorne und grundsätzlich besser als unser Ruf. Aber wir müssen uns jetzt vor allem darum kümmern, neue Technologien wie 5G schnell auszurollen.

Von Rasmus Buchsteiner/RND

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