Die nächste Corona-Welle türmt sich auf: Forderungen nach „Boostergipfel“ werden laut
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Ein Mann wird mit dem Impfstoff von Moderna gegen Covid-19 geimpft.
© Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa
Berlin. Der starke Anstieg der Corona-Fallzahlen heizt die Diskussion über raschere Auffrischungsimpfungen vor dem Winter an. Bund und Länder sollten darüber bei einem Gipfel beraten, forderten am Wochenende sowohl Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und CSU-Chef Markus Söder als auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.
Zur Forcierung von Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus dringt der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf ein Bund-Länder-Treffen. „Aktuelle Daten aus Israel zeigen, dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu brechen“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“. „Aktuell reicht das Booster-Tempo in Deutschlands Praxen aber nicht. Wir brauchen einen Booster-Gipfel von Bund und Ländern.“
Lauterbach verlangte ein Bund-Länder-Treffen um zu klären, wie viele Auffrischungsimpfungen bisher erfolgt sind und wie das Tempo erhöht werden kann. „Wir haben bisher keinen vollständigen nationalen Überblick, wie viele Booster-Impfungen es in den Pflegeeinrichtungen überhaupt schon gegeben hat“, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Es muss jetzt sehr schnell gehen.“ Durch die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP dürfe es keinen Schwebezustand geben.
Bayerns Ministerpräsident Söder forderte ein Treffen, um vor dem bevorstehenden Regierungswechsel die Corona-Politik von Bund und Ländern stärker abzustimmen. „Wir müssen uns auch über die Drittimpfungen unterhalten, über Kontrollen reden und Maßnahmen gegen das Fälschen von Impfausweisen planen“, sagte er der „BamS“. „Die Ampel-Parteien müssen sich mit den Ländern beraten. Angela Merkel hätte die Länder nie einfach mit einer Vorgabe überrascht, sondern hätte darüber mit ihnen geredet.“
Die Zahl der Geimpften steigt nur noch langsam. Eine Auffrischungsimpfung – die sogenannte Booster-Impfung – gegen die mit der Zeit nachlassende Wirkung des Impfstoffes nehmen viel weniger Menschen wahr, als es könnten. Vor allem Risikogruppen wird die Auffrischung des Impfschutzes empfohlen. Die Politik sucht händeringend Konzepte, mehr Menschen dazu zu bewegen. Die Gesundheitsministerkonferenz tagt ab kommenden Donnerstag in Lindau.
Spahn wirbt für Booster-Impfungen
Spahn hatte in den vergangenen Tagen wiederholt für Auffrischungsimpfungen geworben. Seiner Meinung nach sollten die Bundesländer Menschen über 60 Jahren, für die dies empfohlen wird, schriftlich einladen. Das Ministerium betonte am Samstag aber auch, dass grundsätzlich alle Bürger Anspruch auf die „Booster“-Impfung haben. Es bezog sich dabei auf die Impfverordnung.
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) mahnte schnelle Corona-Auffrischimpfungen vor allem für ältere Menschen an. „Die Booster-Impfung muss jetzt wirklich schnell sein. Es ist sehr gefährlich gerade für die Älteren auch in den Heimen, und da muss unser Schwerpunkt drauf liegen“, sagte Schwesig am Sonntag im „Bericht aus Berlin“ der ARD.
Sie warnte davor, die Pandemie jetzt zu unterschätzen. „Corona ist nach wie vor da. Und Corona ist nach wie vor eine Pandemie mit nationaler Tragweite.“ Deshalb hätte sie sich auch gewünscht, dass die jetzige Rechtsgrundlage verlängert werde. Die gesetzliche Sonderlage wegen der Corona-Pandemie soll nach Plänen der möglichen künftigen Regierungspartner SPD, Grüne und FDP zum 25. November enden. Für eine Übergangszeit bis zum 20. März 2022 soll stattdessen eine neue rechtliche Basis für Corona-Vorgaben geschaffen werden.
Schwesig sagte, wenn es notwendig erscheine, dass Bund und Länder sich treffen, dann solle das auch gemacht werden, unabhängig davon, welche Regierung künftig im Amt sei. „Corona ist eine gemeinsame nationale Aufgabe, und die haben wir immer parteiübergreifend gelöst.“
Die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland war zuletzt stark angestiegen. Zunehmend lauter werden deshalb Sorgen vor erneuten Notlagen in Kliniken geäußert. Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte vor Leichtfertigkeit im Umgang mit der Pandemie.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller rief angesichts der aktuellen Pandemieentwicklung dazu auf, Impfangebote konsequent zu nutzen. „Die steigenden Infektionszahlen bereiten mir große Sorge, da auch die Auslastung in den Krankenhäusern damit wieder zunimmt“, sagte Müller am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.
„Hier sind es vor allem Ungeimpfte, die mit schweren Krankheitsverläufen in den Kliniken behandelt werden müssen“, so der SPD-Politiker. „Ich appelliere daher an alle, die sich noch nicht haben impfen lassen, dieses Angebot anzunehmen. Wir haben eine gute Impfquote, aber sie reicht nicht, um die Pandemie gerade in den kälteren Monaten zu stoppen.“
Müller forderte außerdem vor allem Ältere und Menschen mit einem schwachen Immunsystem auf, eine Auffrischungsimpfung anzunehmen. „Auch Menschen, die in Pflege- oder Altenheimen oder im medizinischen Bereich arbeiten, sollten sich ein drittes Mal impfen lassen“, sagte er. „Damit sich die Lage in den kommenden Monaten nicht weiter zuspitzt, sollten sich alle im Alltag wieder konsequenter an die gelernten und effektiven Regeln halten: Abstand und Maske, dort wo es eng wird.“
RND/dpa