Ex-US-Botschafter Emerson: „Am Ende des Tages macht Deutschland das Richtige“
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John Emerson, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland.
© Quelle: DPA
Washington. In der Debatte über Waffenlieferungen an die Ukraine hat der ehemalige US-Botschafter John Emerson ein Umdenken der Bundesregierung gefordert. Zwar halte er die deutsche Zurückhaltung bei der direkten Lieferung tödlicher Waffen für „absolut verständlich“, sagte Emerson dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): „Aber ich frage mich, warum das bedeuten soll, dass Deutschland auch andere Länder wie Estland an der Lieferung von Waffen an die Ukraine hindert.“
Estland will neun Artilleriegeschütze aus früheren DDR-Beständen in die Ukraine liefern. Die Bundesregierung prüft den Vorgang noch. Doch hat sich SPD-Chef Lars Klingbeil bereits gegen eine Genehmigung ausgesprochen.
Nach Auffassung von Emerson, der von 2013 bis zu seiner Ablösung durch Ex-Präsident Donald Trump im Jahr 2017 als Botschafter in Berlin arbeitete, kann Deutschland zudem jenseits der versprochenen 5000 Helme „sicherlich viel mehr an nicht tödlicher Militärhilfe leisten“. Als Beispiele nannte der Ex-Diplomat „alle Arten von Schutzausrüstung, Funktechnik, Überwachungsinformationen und defensive Militärtechnik“, die in die Ukraine geliefert werden könnten: „Ich hoffe, dass das noch einmal überdacht wird.“
Emerson räumte ein, dass es in den USA Irritationen wegen der zögerlichen deutschen Haltung in der Ukraine-Krise gebe. Den Vorwurf mangelnder Bündnistreue wies er jedoch entschieden zurück: „Ich teile nicht die Wahrnehmung, dass Deutschland kein verlässlicher Verbündeter mehr ist“, sagte der Vorsitzende des American Council on Germany: „Das ist eine Fehlinterpretation.“
Für das am Montag bevorstehende Treffen von Kanzler Scholz mit US-Präsident Joe Biden erwarte er eine „sehr volle Agenda“. Emerson zeigte sich überzeugt: „Am Ende des Tages macht Deutschland das Richtige, wenn es darum geht, auf der Seite des Westens zu stehen sowie das transatlantische Bündnis und die gemeinsamen Ziele einer wertebasierten Außenpolitik zu unterstützen.“