Gesundheitsexperte Dahmen: Praxen tragen Mitschuld an langsamen Boosterimpfungen
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Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen gibt den Arztpraxen eine Mitschuld am nachlassenden Impftempo.
© Quelle: Kaminsky
Berlin. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hat den niedergelassenen Ärzten und ihren Verbänden eine Mitschuld am schleppenden Verlauf der Erst- und Auffrischungsimpfungen gegeben. „Nach der Schließung der meisten Impfzentren erfüllen die Praxen die in sie gesetzten Erwartungen erkennbar nicht, weder bei den Erst- noch bei den Boosterimpfungen“, sagte Dahmen dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
„Es klappt einfach nicht“, so der Mediziner. „Das Tempo bei den Erst- und Zweitimpfungen und beim Boostern reicht nicht aus“, argumentierte er.
„Es kann nicht sein, dass sich die Kassenärztlichen Vereinigungen nun mit dem Hinweis aus der Verantwortung ziehen, sie seien nicht dafür zuständig, dass die Menschen zum Impfen in die Praxen kommen“, sagte Dahmen weiter. „Wenn das Impftempo in der Regelversorgung der Praxen nicht ausreicht, werden wir endlich auch an anderen Stellen wie beispielsweise Apotheken impfen müssen“, betonte der Grünen-Politiker.
Dahmen zeigte sich extrem besorgt über die aktuelle Pandemielage. Die Zahlen stiegen deutlich schneller als erwartet. „Schon in den nächsten Wochen könnte die Zahl der Intensivpatienten wieder auf bis zu 3000 steigen. Wenn dann noch eine heftige Grippewelle dazukommt, laufen wir in eine Katastrophe hinein“, sagte er.
Es wäre fahrlässig, jetzt weiter auf moderate Maßnahmen oder gar Lockerungen zu setzen, warnte Dahmen. „Wir brauchen flächendeckend und konsequent 3G und bei besonders engen Kontakten 2G“, sagte er. Die Länder müssten nun den ihnen zur Verfügung stehenden Rechtsrahmen auch nutzen und angesichts höherer Warnstufen konsequentere Maßnahmen auch durchsetzen, so Dahmen.
Dahmen gegen Wiedereröffnung der Impfzentren
Anders als der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte Dahmen nicht dafür, die Impfzentren wiederzueröffnen. Dort, wo die großen Impfzentren noch gut besucht würden, sollten sie offen bleiben, regte er an. Darüber hinaus sollten mobile Impfzentren eingesetzt werden.
Zudem solle es kostenlose Tests geben – mit einer verbundenen Impfberatung: „Effektiver als die Wiedereröffnung aller Zentren ist der Einsatz einer großen Zahl von mobilen Impfzentren, etwa Impfbussen, die Booster und Grippeschutzimpfungen sowie kostenlose Tests gegen eine Beratung zur Impfung anbieten“, sagte er. Die Länder sollten zudem die Menschen schriftlich zu den Boosterimpfungen einladen.