Kampagnero, Familienmensch oder 40-Prozent-Gefühl – so lief das Triell um den CDU-Vorsitz
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Triell um den CDU-Vorsitz: Der scheidende Kanzleramtsminister Helge Braun, der Außenpolitiker Norbert Röttgen und der Wirtschaftsexperte Friedrich Merz bei der Diskusstion in der CDU-Parteizentrale.
© Quelle: Getty Images
Berlin. Zum Schluss ziehen alle drei Kandidaten ein Foto hervor. 90 Minuten haben Helge Braun, Friedrich Merz und Norbert Röttgen da Fragen von CDU-Mitgliedern beantwortet, von Mitgliederwerbung über den Umgang mit China bis zu den hohen Immobilienpreisen.
Alle drei wollen den CDU-Vorsitz übernehmen, das Triell ist der offizielle Schlusspunkt der Bewerbungsphase. Was bleibt, wenn die Worte vorbeigerauscht sind? Visuelle Eindrücke sind oft das stärkste, die Parteizentrale hat vorab um die Fotos gebeten.
Werbebild oder Schnappschuss
Merz zeigt ein Werbebild seiner Kampagne: Er selbst groß in der Mitte, flankiert von seinem designierten Generalsekretär und dessen designierter Stellvertreterin.
Röttgen hat einen Schnappschuss von einem Gartenfest mitgebracht: Seine Tochter und seine Frau umarmen ihn stürmisch.
Auf Brauns Foto jubeln junge CDU-Anhänger, ein Bild vom Abend der Bundestagswahl 2013, als die CDU über 40 Prozent holte.
Der strenge Kampagnero, der emotionale Familienmensch, der Mann, der das Jubeln mit der Erinnerung an frühere Hoch-Zeiten der Partei verbindet – wofür entscheiden sich die CDU-Anhänger? Zum ersten Mal in der Parteigeschichte dürfen sie diesmal den Chef bestimmen. Ab dem Wochenende läuft die Abstimmung.
Merz’ Handyverbot
25 CDU-Mitglieder hat die scheidende CDU-Spitze in die Parteizentrale nach Berlin gebeten, um den Auswahlprozess zu erleichtern. Sie stellen die Fragen an die Kandidaten.
Röttgen hat den zentralen Platz zugelost bekommen. Er ist der agilste der Kandidaten. Er gestikuliert, er holt aus, er dekliniert durch: „Es gibt drei Punkte“, so beginnt er häufig seine Antworten.
Merz spricht viele Frager persönlich an, freut sich über den Migrationshintergrund des einen und die ostdeutsche Herkunft der anderen. Und er ist der Mann der knappen Ansagen. Selbst der Satz „Ich werde in Sitzungen darum bitten, dass alle ihre Handys draußen lassen“ klingt zackig.
Braun setzt auf Gefühle und aufs Absetzen von der Ampelkoalition. Er spricht von strahlenden Gesichtern, dem Verbindenden und dem Gemeinschaftsgefühl in der Partei.
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Die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz bei der Debatte.
© Quelle: Getty Images
Die Frauenfrage
Wettbewerb bedeutet auch Angriff, aber das ist ein schmaler Grat, wenn man in einer Partei ist und die gerade schlechte Erfahrungen gemacht hat mit innerparteilichen Konflikten. Braun nutzt die Aufforderung der Moderatorin, dem Konkurrenten Merz eine Frage zu stellen: Wie der es denn mit der Frauenquote halte, will er wissen.
Bisher hat Merz die abgelehnt, bei der Frauenunion ist das nicht gut angekommen. Jetzt sagt er, er werde zustimmen, die Beschlussvorlage müsse nur noch etwas modifiziert werden. Das ist mehr als bisher. Brauns Angriff versandet. Der Gegenangriff erfolgt sofort: Es sei ein Problem, was „auch Sie bisher nicht gelöst haben“, sagt Merz.
Röttgen hat auch noch eine Frage frei: Wie man die Regierung organisieren müsse, dass sie Problemen nicht immer hinterherlaufe, will er von Braun wissen, dem scheidenden Kanzleramtsminister. Es ist eine Ohrfeige, Röttgen lächelt.
An vielen Stellen aber herrscht Einigkeit, der eine gibt den anderen recht und hat doch noch etwas zu ergänzen, etwas mehr Wasserstoffstrategie hier, ein bisschen christliche Werte da.
Und dann gibt es noch die Frage nach der Doppelspitze für die Partei. Wann ist es bei der CDU so weit, fragt eine Brandenburgerin. „Ich bin kein Freund von Doppelspitzen“, sagt Braun. Man könne Verantwortung auch anders auf mehrere verteilen, sagt Merz. „Es ist nicht unsere CDU-Kultur“, sagt Röttgen.
Alle drei sind sich einig: Einer muss der Chef sein. Und alle drei fassen sich an dieser Stelle ziemlich kurz.