Kramp-Karrenbauer dachte wegen Afghanistan an Rücktritt
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Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer anlässlich der Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse an Brigadegeneral Jens Arlt auf Schloss Bellevue in Berlin.
© Quelle: imago images/snapshot
Für die schleppende und chaotische Evakuierung der Ortskräfte aus Afghanistan ist die Bundesregierung unter anderen von der Opposition und zivilen Bewegungen scharf kritisiert worden.
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat diesbezüglich Fehler eingestanden. Sie dachte sogar über ihren Rücktritt nach, erklärte sie gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sie habe sich mit ihrem früheren Engagement für die Ortskräfte in der Regierung nicht durchsetzen können.
„Die Frage ist, welche Ableitung treffe ich daraus: Die eine ist, ich ziehe mich aus dem Amt zurück. Die andere ist, ich kämpfe, jetzt im Wahlkampf und hoffentlich auch danach, dass eine solche Situation nicht mehr eintritt und dass wir beim nächsten Mal handlungsfähiger sind“, sagte die CDU-Politikerin. Sie habe sich für die zweite Variante entschieden.
Ende des Einsatz am 13. Oktober geplant
Der zunächst verschobene Abschlussappell und der Große Zapfenstreich zum Ende des Afghanistan-Einsatzes sind laut der Verteidigungsministerin nun am 13. Oktober geplant. Bereits zuvor will Kramp-Karrenbauer mit der Aufarbeitung des Einsatzes beginnen.
Als Konsequenz aus dem Afghanistan-Einsatz mahnt Kramp-Karrenbauer zudem zu mehr militärischer Unabhängigkeit der Europäischen Union. Sie wolle ihren EU-Kollegen bis Ende Oktober einen Vorschlag für eine Eingreiftruppe der Europäer vorlegen, sagte die CDU-Politikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Das heißt nicht, dass wir uns von den Amerikanern trennen sollten. Aber es kann Situationen geben, in denen wir eine andere Interessenlage haben, auch innerhalb der NATO.“ Dann müsse Europa aus eigener Kraft handlungsfähiger werden. In der EU mehrten sich zuletzt bereits die Stimmen für ein stärkeres militärisches Engagement des Staatenbundes.
Nach dem Truppenabzug der USA und ihrer Verbündeten hatten die Taliban in Afghanistan überraschend schnell die Macht übernommen. Ende August beendeten die USA nach dem vollständigen Abzug auch die militärische Mission zur Evakuierung von US-Bürgern, Verbündeten und schutzbedürftigen Afghanen.
RND/ar/Reuters