Niedersachsen: Kriminalität nimmt in den meisten Bereichen ab
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Boris Pistorius (SPD), Innenminister Niedersachsen, freut sich über eine gesunkene Kriminalitätsrate.
© Quelle: dpa
Hannover. Die Zahl von Schwerverbrechen wie Mord und Totschlag hat in Niedersachsen im vergangenen Jahr abgenommen. Nur Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie Rauschgiftdelikte haben nach der neuesten Kriminalitätsstatistik zugenommen, die Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Montag vorstellte. Insgesamt seien 2018 etwa 506.000 Verbrechensfälle registriert worden, 20.000 Fälle weniger als im Vorjahr, was einem Rückgang von vier Prozent entspricht. Pistorius sprach von einer sehr erfreulichen Entwicklung, die sich auch in einer erhöhten Aufklärungsquote zeige. Sie liegt bei 62,8 Prozent.
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Die Aufklärungsquote der Polizei in Niedersachsen
© Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Niedersachsen
Wohnungseinbrüche gehen zurück
Bei den Wohnungseinbrüchen verzeichnet das Innenministerium eine Trendwende. So sei mit 11.202 Fällen im vergangenen Jahr ein Rückgang um 2393 Fälle zu verzeichnen, ein deutlicher Rückgang um 17 Prozent. „Wir hatten 2018 etwa ein Drittel weniger Taten als noch drei Jahre vorher“, betonte Pistorius. Jeder vierte Wohnungseinbruch wird nach Auskunft des Innenministeriums aufgeklärt. Pistorius wies aber darauf hin, dass die Zahl der versuchten aber erfolglosen Wohnungseinbrüche angestiegen sei. Vier von zehn Einbrüchen blieben im Versuch stecken – auch weil sich die Bevölkerung stärker vor Einbrüchen schütze.
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Die Entwicklung der Tatverdächtigen - aufgeschlüsselt nach Herkunft.
© Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Niedersachsen
Eine sehr hohe Aufklärungsquote gibt es hingegen bei „Straftaten gegen das Leben“, also Tötungsdelikten. Hier werden nach Worten von Landespolizeidirektor Axel Brockmann 92 Prozent aller Taten aufgeklärt. Die Zahl dieser Schwerverbrechen ist von 479 im Jahr 2017 auf 431 im vergangenen Jahr gesunken. Beim Delikt der vorsätzlichen Tötungen ging die Fallzahl von 107 auf 56 zurück, was aber vor allem mit den Taten des sogenannten Todespflegers Nils Högel zusammenhängt.
Sexualdelikte: Auch „Grapschen“ ist jetzt ein Straftatbestand
Angestiegen sind laut Brockmanns Worten aber Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Hier seien im vergangenen Jahr 6669 Fälle registriert werden, 920 mehr als im Jahr zuvor. Der Anstieg sei vor allem darauf zurückzuführen, das für sexuelle Belästigung (das sogenannte „Angrapschen“ etwa) vor eineinhalb Jahren ein neuer Straftatbestand geschaffen worden sei. 1300 Fälle der sexuellen Belästigung wurden im vergangenen Jahr registriert. Die Aufklärungsquote liege hier mit knapp 85 auf dem Niveau des Vorjahres. Unter den 6669 Fällen seien etwa 1000 Vergewaltigungen und 1400 Fälle der Verbreitung pornografischer Schriften, erläuterte Pistorius.
Jedes dritte Verbrechen ist ein Diebstahl
Eines der häufigsten Verbrechen bleiben Diebstahlsdelikte. „Jedes dritte Verbrechen ist ein Diebstahl“, sagte Brockmann. Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr hier 92.571 Fälle des Diebstahls ohne erschwerende Umstände (etwa der Diebstahl eines ungesicherten Fahrrades). Hier habe es einen Rückgang von 3,2 Prozent gegeben. Bei Diebstahl unter erschwerenden Umständen wurden im vergangenen Jahr 78587 Fälle verzeichnet (Rückgang von 10,2 Prozent). Jeder dritte Diebstahl wird nach Worten Brockmanns aufgeklärt.
Leicht zugenommen (um zwei Prozent) haben im vergangenen Jahr Rauschgiftdelikte –von 34760 Fällen auf 35.920 Fälle im vergangenen Jahr, darunter 22.889 Fälle von Cannabiskonsum. Landespolizeidirektor Brockmann führte den leichten Anstieg in diesem Bereich auch auf die gesellschaftliche Diskussion um die Legalisierung von Cannabis zurück.
Von Michael B. Berger