„Starkregen und Dürreperioden werden deutlich zunehmen“

Svenja Schulze, Bundesumweltministerin, plädiert für eine langfristige Strategie gegen Extremwettersituationen.

Svenja Schulze, Bundesumweltministerin, plädiert für eine langfristige Strategie gegen Extremwettersituationen.

Frau Ministerin, Trockenheit und Hitze sorgen für drastische Ernteeinbrüche. Spüren wir jetzt den Klimawandel?

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Man kann nie ein einzelnes Wetterereignis eindeutig auf den Klimawandel zurückführen. Aber was wir dieses Jahr erleben – heftige Starkregen in manchen Landesteilen und lange Dürreperioden in anderen – passt zu dem, was uns die Klimaforschung prophezeit hat. Wir müssen damit rechnen, dass solche Extremwetterereignisse in Zukunft deutlich zunehmen. Dagegen hilft nur konsequenter Klimaschutz, damit unser Planet nicht gänzlich aus dem Gleichgewicht gerät. Und eine kluge Anpassung an die jetzt schon nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels.

Der Bauernverband fordert eine Milliarde Euro, um von Ernteausfällen betroffene Landwirte zu unterstützen. Was halten Sie davon?

Ich habe großes Verständnis für die aktuelle Not vieler Landwirte. Deshalb müssen wir auch schnell notwendige Sofortmaßnahmen zur Bewältigung der Krise prüfen. Aber wir dürfen nicht nur über kurzfristige Finanzspritzen reden. Es kann nicht nur darum gehen, kurzfristig Ernteausfälle auszugleichen, wir brauchen eine konsequente Strategie zur Klimaanpassung in der Landwirtschaft, und die sollte natürlich auch mit ausreichend Geld unterlegt sein.

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Bundesumweltministerin Svenja Schulze, SPD.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze, SPD.

Wo kann man da ansetzen?

Die anstehende Agrarreform in der EU bietet dazu eine gute Möglichkeit. Denn die Landwirtschaft in Deutschland muss sich grundsätzlich auf häufigere Extremwetterlagen einstellen – seien es Trockenzeiten wie jetzt oder langanhaltende Regenperioden wie im letzten Jahr, als vielen Landwirten das Wasser buchstäblich bis zum Halse stand. Gerade im Osten Deutschlands werden Anpassungsmaßnahmen an lange Trockenperioden immer wichtiger.

Die Landwirte können also nicht so weiterwirtschaften wie bisher?

Wir brauchen eine Agrarpolitik, die eine nachhaltig wirtschaftende Landwirtschaft fördert. Das funktioniert nur, wenn künftig Umwelt-, Natur- und Klimaschutz integrale Bestandteile der Agrarpolitik werden. Dann wäre die Landwirtschaft krisenfester – und somit auch ökonomisch robuster.

Ausgleichmaßnahmen zahlen sich aus

Viele Bundesländer geben Öko-Vorrangflächen für die Futternutzung frei. Wo bleibt der Umweltschutz?

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Wenn ökologische Vorrangflächen wie Ackerränder und Brachflächen jetzt ausnahmsweise zur Futtergewinnung freigegeben werden, kann man da nichts gegen haben. Das soll den Landwirten den Druck nehmen, Futter für ihre Tiere teuer zukaufen zu müssen. Diese Flächen bilden einen ökologischen Puffer. Sie können auch bei Dürreperioden helfen. Das zeigt: Ausgleichsmaßnamen zahlen sich aus. Das bestärkt mich, darin dass wir ein Umsteuern in der Landwirtschaft brauchen.

Wie lassen sich Waldbrände wie jüngst im Nordosten verhindern?

Waldbrände sind eine Folge von klimawandelbedingten Extremwettereignissen wie der jetzigen Dürre und könnten künftig häufiger vorkommen. Dabei gilt: Laubwälder brennen seltener als Nadelwälder. Rund 70 Prozent der Brandfläche bei uns sind Nadelwald. Da werden für die Waldbesitzer teilweise richtige Werte vernichtet. Die Wälder werden besser vor dem Klimawandel und damit auch vor erhöhter Waldbrandgefahr in Dürreperioden geschützt, indem wir auf mehr Mischwälder setzen.

Bäume lassen sich jedoch nicht mal eben austauschen.

Stimmt. Zwar haben viele Forstwirte bereits erkannt, dass wir eine bessere Mischung im Baumbestand brauchen. Aber durch die langen Wachstumszeiträume in Wäldern stehen wir erst am Anfang. Es gilt auch hier, an Fahrt zu gewinnen.

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Von RND/Marina Kormbaki

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