Vom Westen zurückgelassen

„Kein Land, keine Arbeit, keine Zukunft“: Russland will wohl Ex-Elitesoldaten aus Afghanistan in Dienst stellen

Soldaten einer Spezialeinheit der afghanischen Nationalarmee nehmen an ihrer Abschlussfeier in einem militärischen Ausbildungszentrum in Kabul teil (Archivbild).

Soldaten einer Spezialeinheit der afghanischen Nationalarmee nehmen an ihrer Abschlussfeier in einem militärischen Ausbildungszentrum in Kabul teil (Archivbild).

Auf der Suche nach geeignetem Personal für seinen Krieg in der Ukraine geht Russland offenbar verstärkt auf ehemalige Elitesoldaten der afghanischen Streitkräfte zu – mit Erfolg. Das geht aus einem Bericht der Fachzeitschrift „Foreign Policy“ hervor.

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Russland kontaktiere demnach insbesondere die Ex-Soldaten des Afghan National Army Commando Corps, einer Eliteeinheit der afghanischen Armee, die unter Federführung der USA ausgebildet wurde. Die Soldaten der Kommandoeinheit führten einen Großteil der Operationen zur Aufstandsbekämpfung gegen die Taliban durch. Seit dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan und der Machtübernahme der Taliban existieren die staatlichen afghanischen Streitkräfte nicht mehr.

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Die ehemaligen Soldaten sind in einer misslichen Lage: Weil sie früher die Taliban bekämpften, werden sie nun von den neuen Machthabern verfolgt. Bei der Evakuierung aus Afghanistan flogen die westlichen Alliierten lediglich wenige Hundert hochrangige Militärs außer Landes, die Einheit bestand jedoch aus 20.000 bis 30.000 Soldaten. Manch einer konnte sich in Nachbarländer retten, doch viele leben nun unter den Taliban im Verborgenen – ohne Arbeit.

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Die Gruppe Wagner agiert offenbar auch in Afghanistan

Dieser Umstand mache sie besonders empfänglich für Rekrutierungsversuche anderer bewaffneter Gruppen, aber auch staatlicher Akteure, wurde bereits in den USA gewarnt. Nun – angesichts des Kriegs in der Ukraine – schlagen auch ehemalige afghanische Sicherheitskräfte gegenüber „Foreign Policy“ Alarm. Russland setze die Söldner der Gruppe Wagner ein, um in Afghanistan vom Westen ausgebildete Soldaten zu rekrutieren. Diese könnten ein „Gamechanger“ auf den Schlachtfeldern in der Ukraine sein, wird ein Ex-Militär zitiert wird.

Kämpfer einer Spezialeinheit der Taliban treffen nach dem Abzug der US-Truppen auf dem Flughafen Kabul ein. Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten nach einem fast 20 Jahre langen Einsatz in Afghanistan richten sich die Blicke nun ganz auf die erneute Herrschaft der militant-islamistischen Taliban.

Kämpfer einer Spezialeinheit der Taliban treffen nach dem Abzug der US-Truppen auf dem Flughafen Kabul ein. Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten nach einem fast 20 Jahre langen Einsatz in Afghanistan richten sich die Blicke nun ganz auf die erneute Herrschaft der militant-islamistischen Taliban.

Das Potential betrage laut dem Bericht gut 10.000 Mann, die für die russischen Bemühungen zugänglich seien. „Sie haben kein Land, keine Arbeit, keine Zukunft. Sie haben nichts zu verlieren“, zitiert das Magazin einen weiteren Veteranen. In Nachbarländern könnten die Männer zwischen 3 und ze10 US-Dollar am Tag verdienen. Russland jedoch locke mit deutlich höheren Summen.

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Russland gilt als historischer Feind

Dabei ist Moskau seit der Invasion der Sowjetunion in Afghanistan 1979 und dem folgenden zehnjährigen Krieg eigentlich ein historischer Feind des Landes. Doch nun kann sich Moskau die Lage der vom Westen zurückgelassenen Kräfte offenbar zunutze machen. „Sie sollten besser von westlichen Verbündeten eingesetzt werden, um an der Seite der Ukrainer zu kämpfen. Sie wollen nicht für die Russen kämpfen. Die Russen sind der Feind. Aber was sollen sie sonst tun?“, sagte ein Ex-Elitesoldat „Foreign Policy“.

Laut dem Bericht helfe auch der Iran bei der russischen Rekrutierung. Wer sich für den Krieg in der Ukraine entschieden habe, werde zunächst nach Teheran geflogen, wo Russland Büros eingerichtet habe. Von dort gehe es dann weiter nach Russland. Sobald sie rekrutiert wurden, könne man die Kämpfer nicht mehr erreichen, beschreibt ein Militär das russische Vorgehen. Wenn sich ein Ex-Soldat entschieden habe, könne er zudem oftmals seine ehemaligen Kameraden zu dem gleichen Schritt überzeugen. Sie seien noch immer wie „Brüder“. Wie viele Soldaten Russland bereits überzeugen konnte, ist nicht bekannt.

RND/sic

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