Selenskyj über Teilmobilmachung: Russland laufen die Soldaten davon
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
© Quelle: Ukrainian Presidential Press Off
Kiew. Nach Meinung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zeigt die angekündigte Teilmobilmachung in Russland, dass Moskau Probleme mit seinem Militärpersonal hat. „Wir wissen bereits, dass sie Kadetten mobilisiert haben, Jungs, die nicht kämpfen konnten. Diese Kadetten sind gefallen. Sie konnten nicht einmal ihre Ausbildung beenden“, sagte Selenskyj im Interview mit Bild TV. Sie seien in die Ukraine gekommen, um zu sterben.
Der russische Präsident Wladimir Putin brauche „eine millionenschwere Armee“, sehe aber, „dass seine Einheiten einfach weglaufen“, sagte Selenskyj weiter. Putin wolle „die Ukraine in Blut ertränken, aber auch im Blut seiner eigenen Soldaten“.
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Selenskyj: „Wir werden unser Territorium befreien“
Der ukrainische Präsident plane nicht, die Zurückeroberung der von Russland besetzten Gebiete abzubrechen. „Wir werden Schritt für Schritt nach unseren Plänen handeln. Ich bin mir sicher, wir werden unser Territorium befreien“, sagte Selenskyj in dem Gespräch. Die Referenden seien „Scheinreferenden“, die 90 Prozent der Staaten nicht anerkennen werden, so Selenskyj weiter.
Putin ordnet Teilmobilmachung von russischen Streitkräften an
In einer Fernsehansprache warf Putin dem Westen die Erpressung mit Atomwaffen vor. Laut Verteidigungsministerium sollen 300.000 Reservisten eingezogen werden.
© Quelle: Reuters
Putin ordnet Teilmobilmachung an
Der Kremlchef hatte zuvor in einer Fernsehansprache am Mittwochmorgen eine Teilmobilmachung der eigenen Streitkräfte angeordnet. Diese sollte noch am selben Tag beginnen. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu nannte 300.000 Reservisten, die für Kämpfe mobilisiert werden sollen. Eingesetzt werden sollen demnach Menschen mit Kampferfahrung. In Russland gebe es 25 Millionen Reservisten.
Der Ende Februar begonnene russische Angriffskrieg gegen die Ukraine war bislang eher schleppend vorangekommen. Die ukrainischen Streitkräfte hatten auch dank westlicher Militärhilfen zuletzt wichtige Erfolge bei ihren Gegenoffensiven erzielt.
Selenskyj glaubt nicht an Einsatz von Atomwaffen
Zu Putins indirekter Androhung eines Einsatzes von Atomwaffen sagte Selenskyj gegenüber Bild TV weiter: „Ich glaube nicht daran, dass er diese Waffen einsetzen wird. Ich glaube nicht, dass die Welt es zulassen wird, dass er diese Waffen einsetzt.“ Er räumte aber ein: „Wir können diesem Menschen nicht in den Kopf schauen, es gibt Risiken.“
Selenskyj betonte, dass man Putins Drohungen in keinem Fall nachgeben dürfe: „Morgen kann Putin sagen: Wir wollen außer der Ukraine auch einen Teil von Polen haben, sonst werden wir Atomwaffen einsetzen. Wir können diese Kompromisse nicht eingehen.“
Selenskyj fordert Kampfpanzer von Berlin: „Gebt uns diese Waffen“
Selenskyj appellierte zudem nochmals eindringlich an Deutschland, seinem Land Kampfpanzer zu liefern. „Gebt uns diese Waffen“, sagte Selenskyj bei Bild TV. „Für uns bedeuten Kampfpanzer heute, dass mehr Menschenleben gerettet werden können.“ Selenskyj ließ das Argument der Bundesregierung, nicht im Alleingang handeln zu wollen, nicht gelten. „Sie sind ein unabhängiger Staat. Wenn Sie uns diese Waffen nicht geben wollen, dann nichts für ungut, Sie haben Ihre Meinung. Aber sagen Sie nicht: zuerst USA, dann Polen und so weiter.“
Selenskyj berichtete bei Bild TV auch über die Telefonate mit Scholz. „Am Telefon war ich oft sehr direkt, weil ich gewisse Schritte nicht verstanden habe“, sagte der Präsident. „Es gab Situationen, in denen die Wände gezittert haben“, fügte er hinzu.
RND/nis mit dpa