Uwe Dorendorf im Interview

„Einfach das bessere Ziel“ – wie ein CDU-Abgeordneter bei TikTok gegen die Grünen schießt

Der CDU-Politiker Uwe Dorendorf.

Der CDU-Politiker Uwe Dorendorf.

Lüchow-Dannenberg/Berlin. Uwe Dorendorf sitzt in seinem Büro im Wendland, die Heizung ist aus, der Kamin brennt. Der CDU-Politiker hat seine Wiederwahl mit einer dicken Zigarre und einem Video auf Twitter gefeiert. Seine Partei ist neben der FDP der große Verlierer bei der niedersächsischen Landtagswahl und muss in die Opposition. Für Dorendorf ist das fast ein Grund zur Freude. Beim Videocall mit dem Social-Media-Konservativen (120.000 Follower auf TikTok) ist auch sein früherer Praktikant Finn Werner dabei.

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Herr Dorendorf, Sie sind 62 Jahre alt, haben bei der Landtagswahl knapp das Direktmandat im Wendland verteidigt – und sind ein Star auf dem Jugendmedium TikTok mit scharfen Attacken gegen die Grünen. Wie kam es dazu?

Uwe Dorendorf: Ich fand, dass die Zeitungen zu wenig über mich berichteten. Ich musste mal was anderes machen, auch nicht nur auf Facebook präsent sein. Finn Werner hat ein Praktikum bei mir gemacht, er ist in dem Bereich sehr aktiv. Wir haben TikTok ausprobiert und schnell gemerkt, dass man mit fachlichen Videos zwar 70.000 bis 80.000 Reichweite bekommen kann, aber mit anderen Videos weit mehr. Wichtig ist, dass man erst mal Reichweite macht. Dafür muss man natürlich auch manchmal ein bisschen provozieren. Das gehört zum politischen Geschäft dazu. Und es funktioniert. Wenn ich in meinem Wahlkreis auf den Feuerwehrfesten oder auf den Sommerfesten der Sportvereine bin, kommen die jungen Leute zwischen 17 und 25 auf mich zu und sagen: Wir folgen Ihnen auf TikTok, mach weiter so!

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Der Stil der konservativen Provokation erinnert an die CSU auf Twitter und an das Portal „The Republic“ in Berlin – sind Sie mit denen verbandelt?

Finn Werner: Ich bin mit dem „The Republic“-Macher Armin Petschner-Multari in engem Austausch. Aber unsere Geschichten sind völlig unabhängig voneinander entstanden. Wir haben für Uwe Dorendorf alle Kanäle genutzt. Das dritte Video auf TikTok ist sofort viral gegangen. Da läuft Herr Dorendorf weg, schaut immer panisch zurück in die Kamera. Und darunter steht: „Wenn sie sagt, dass sie die Grünen wählt“. Das ist dann relativ schnell auf zwei Millionen Aufrufe hochgegangen. Auf Tiktok muss man seine Nische finden. Wenn etwas funktioniert, macht man ja kein funktionierendes System kaputt.

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Vor einem Wahlplakat der Grünen sagt Herr Dorendorf: „Wer gendert, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“. Ist das nicht einfach billiger Populismus?

Finn Werner: Es gibt einen ähnlich erfolgreichen SPD-Landtagsabgeordneten aus Thüringen auf TikTok, Lutz Liebscher. Der macht eigentlich ziemlich genau unser Programm, nur dass er sich da immer gegen die AfD richtet. Das könnten wir genauso machen. Aber das wäre Gratismut. Uwe Dorendorf ist natürlich kein Unterstützer der AfD. Aber sich kritisch gegen die AfD zu äußern, kostet nichts. Die Grünen sind einfach das bessere Ziel.

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Die Grünen und die AfD sind die beiden Parteien, die bei der Landtagswahl zugelegt haben. Sie sind mit der CDU in die Opposition gerutscht. Reichen die Provokationen, um sich zwischen diesen beiden Polen zu behaupten?

Dorendorf: Im Wahlkampf ging es kaum um die landespolitischen Themen. Es war auch ein Fehler, sich so auf die Bundespolitik zu stürzen und sich an der Ampel-Regierung in Berlin abzuarbeiten. Die AfD-Wähler sind zur Hälfte Protestwähler. Wir müssen in den nächsten fünf Jahren versuchen, diese Wähler wieder zurückzugewinnen. Aber das wird schwierig werden. Da müssen wir liefern.

Wie soll das funktionieren? Friedrich Merz hat auch seine Ausflüge in den Rechtspopulismus versucht, das wirkt anscheinend nicht.

Dorendorf: Wir brauchen jetzt richtig schnelle, pragmatische Lösungen, die auch bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommen. Und diese Lösungen müssen Bestand haben, damit der AfD die Möglichkeit genommen ist, da draufzuhauen. Aber niemand weiß, wie lange der Krieg in der Ukraine und die Preisentwicklung noch andauern. Es ist einfach schwierig.

Der CDU-Politiker Uwe Dorendorf (r.) und sein TikTok-Spezialist Finn Werner

Der CDU-Politiker Uwe Dorendorf (r.) und sein TikTok-Spezialist Finn Werner

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Auch die AfD hat die Grünen als Lieblingsgegner. Wo ist der Unterschied zwischen Ihrem Grünen-Bashing auf TikTok und der Feindschaft gegen die Grünen von rechtsradikaler Seite?

Dorendorf: Ich gucke nicht, was die AfD sagt. Ich mache meine eigenen Punkte. Die AfD greift Robert Habeck an. Heißt das, ich darf ihn nicht mehr kritisieren? Ein Wirtschaftsminister sollte sich nicht in eine Talkshow setzen und frei von jeder Ahnung über Bäckermeister und Insolvenzen reden. Da kann ich kein Vertrauen haben. Jetzt, wo die Koalition mit der SPD in Hannover vorbei ist und wir in der Opposition sind, kann ich auch gegen die SPD schießen.

Im Bund ist die Union seit einem Jahr in der Opposition. Viele haben das Gefühl, sie hat ihre Rolle noch nicht gefunden. Wie soll sich die CDU präsentieren? Knorrig-konservativ mit Kamin und Zigarre wie Sie?

Dorendorf: In Niedersachsen haben wir jetzt mit Sebastian Lechner einen sehr jungen, dynamischen Fraktionsvorsitzenden, der richtig gute Ideen hat. Wir müssen diese liberale Schaufensterpolitik überwinden. Wir müssen wieder konservative Themen haben. Leistung muss sich wieder lohnen. Einige haben das ja gar nicht mehr angesprochen, weil sie damit anecken. Ja und? Wer hält den ganzen Laden denn aufrecht? Das sind die Arbeitnehmer, das sind die Selbstständigen, das ist der Mittelstand. Wir können uns jetzt nicht total verschulden, denn das sind die Schulden unserer Kinder und Enkelkinder. Wir brauchen wieder einen klaren konservativen Kompass.

Also noch mehr Blinken nach Rechts, noch mehr „wer gendert, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“?

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Dorendorf: Es ist totaler Quatsch, wenn einige denken, ich wolle mich der AfD annähern. Ich muss doch die Möglichkeit haben, eine konservative Politik zu fordern. Das Bürgergeld zum Beispiel ist der völlig falsche Ansatz. Das sendet die falschen Signale, da muss ich konservativ gegen angehen und das durchhalten. Ich bin nicht mit allem einverstanden, was Friedrich Merz sagt, aber ich bin froh, dass wir ihn haben. Er hat uns wieder geeint. Jetzt braucht die CDU noch eine gewisse Zeit, sich neu aufzustellen.

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