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Prominente Menschenrechtsaktivistin

Vorsitzende von türkischer Ärztekammer bestreitet Terrorvorwürfe vor Gericht

Die türkische Ärztin und Menschenrechtlerin Sebnem Korur Fincanci bei der Verleihung des Hessischen Friedenspreises.

Die türkische Ärztin und Menschenrechtlerin Sebnem Korur Fincanci.

Istanbul. Die Vorsitzende der türkischen Ärztekammer, Sebnem Korur Fincanci, hat sich am Freitag vor Gericht gegen Vorwürfe verteidigt, sie habe „terroristische Propaganda“ verbreitet. Sie bestritt, Propaganda im Auftrag der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK betrieben zu haben. Fincanci wurde angeklagt, weil sie eine Untersuchung zu Vorwürfen gefordert hatte, dass das türkische Militär Chemiewaffen gegen kurdische Extremisten eingesetzt habe.

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Die 63-Jährige hatte einem prokurdischen Medienunternehmen ein Interview gegeben, in dem sie sich für eine „effektive Untersuchung“ einsetzte. Danach wurde sie im Oktober festgenommen. Sie wurde unter den türkischen Anti-Terror-Gesetzen angeklagt. Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass mit den Gesetzen die Meinungsfreiheit unterdrückt werde.

Fincanci: Aussagen waren vorläufige Einschätzung

Fincanci hatte in dem Interview gesagt, dass sie ein Video gesehen habe, das den Einsatz von Chemiewaffen im Irak zeigen solle. Vor Gericht sagte sie laut der Webseite Dokuz 8 Haber, ihre Aussagen während des Interviews seien eine vorläufige Einschätzung gewesen, keine endgültige Schlussfolgerung.

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Zuvor hatten kurdische Extremisten dem türkischen Militär vorgeworfen, Chemiewaffen gegen die PKK im Norden des Iraks eingesetzt zu haben. Das wurde von der Türkei bestritten. Behördenvertreter gaben an, das Militär verfüge nicht über Chemiewaffen. Die PKK führt seit 1984 einen bewaffneten Aufstand gegen die Türkei. Sie wird von der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Fincanci droht mehrjährige Haftstrafe

Fincanci ist eine prominente Menschenrechtsaktivistin in der Türkei. Im Falle einer Verurteilung droht ihr eine Haftstrafe von bis zu siebeneinhalb Jahren. Der Prozess wurde auf den 29. Dezember vertagt. Hunderte Demonstranten zeigten vor dem Gerichtsgebäude ihre Unterstützung für Fincanci.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, Fincanci habe das türkische Militär verleumdet und die Türkei beleidigt. Eine nationalistische Partei forderte, dass Fincanci die Staatsbürgerschaft entzogen werde. Zudem solle die Ärztekammer aufgelöst werden.

RND/AP

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