Melnyk übt scharfe Kritik an Mützenich: „Wollen Sie wirklich mit dem Kriegsverbrecher Putin verhandeln?“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/YTMLLDZQGJFVZGC5B3ZORI6AFY.jpeg)
Andrij Melnyk, ehemaliger Botschafter der Ukraine in Deutschland, hat bei Twitter SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich kritisiert.
© Quelle: Michael Kappeler/dpa
Der ehemalige Ukraine-Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat bei Twitter scharfe Kritik an Aussagen von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zum Krieg in der Ukraine geäußert. Melnyk richtete sich in dem Tweet direkt an den SPD-Politiker: „Hallöchen #RolfMützenich aus Kyjiw, hier herrscht gerade wieder Luftalarm“, tweetete der Diplomat am Dienstag. „Wollen Sie wirklich mit dem Kriegsverbrecher Putin verhandeln? Really?“. Als „sehr passende Antwort“ hängte Melnyk dem Tweet einen Interviewausschnitt des Militärökonomen Marcus M. Keupp mit dem ZDF an.
+++ Alle Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine im Liveblog +++
Darin sagt Keupp: „Wenn diese Exponenten nun sagen, ein Krieg müsse durch Verhandlungen enden, dann möchte ich diese Leute ganz konkret fragen: ‚Hätten Sie 1944 mit Adolf Hitler verhandelt?‘.“ Laut Keupp hätten im Zweiten Weltkrieg die Nazi-Eliten ebendiese Überzeugung geteilt, dass der Westen den Krieg beenden und verhandeln müsse. „Das muss er keineswegs“, betonte der Militärökonom. „Die meisten Kriege enden nicht durch Verhandlungen, sondern weil eine Seite militärisch gewinnt.“ Es sei daher keine Frage ob sondern wann es im militärischen Verlauf in der Ukraine zu einem Ende komme, so der Experte.
Reaktion auf Interview Mützenichs
Mützenich hatte im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) gesagt: „Es gibt von heute auf morgen sicherlich keine Waffenruhe. Manchmal entwickeln sie sich zuerst auch nur in einzelnen Regionen. Wir dürfen aber keine Chance außer Acht lassen, die eine lokale Waffenruhe, den Austausch von Kriegsgefangenen und die Versorgung der Zivilbevölkerung möglich macht.“ Mützenich sagte zu seinem wiederholten Ruf nach mehr Diplomatie: „Ich stehe uneingeschränkt dazu, die Ukraine gegen den russischen Aggressor zu unterstützen. Ich nehme aber auch Umfragen zur Kenntnis, nach denen 60 Prozent der Deutschen sich mehr diplomatische Initiativen wünschen. Das sollte uns zu denken geben.“
Neben dem SPD-Fraktionschef hatte sich in der Vergangenheit unter anderem auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für diplomatische Initiativen ausgesprochen. Bundespräsident Steinmeier ist derweil am Dienstagmorgen überraschend zu einem Besuch in Kiew eingetroffen. Dort wird er sich im Laufe des Tages auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen und sich einen Überblick über die Zerstörungen durch die russischen Angriffe verschaffen.
RND/al mit dpa