Kritische Infrastruktur im Visier

Ukraine meldet massive russische Angriffswelle auch in Kiew – vier Tote in Lwiw

Zerstörung in Kiew: Der massive russische Raketenangriff auf viele Regionen der Ukraine hat in der Hauptstadt Kiew nicht nur einige Fahrzeuge demoliert. Im westlichen Bezirk Swjatoschynskyj sind zwei Personen verletzt worden.

Zerstörung in Kiew: Der massive russische Raketenangriff auf viele Regionen der Ukraine hat in der Hauptstadt Kiew nicht nur einige Fahrzeuge demoliert. Im westlichen Bezirk Swjatoschynskyj sind zwei Personen verletzt worden.

Kiew. Das russische Militär hat die Ukraine nach Angaben lokaler Behördenvertreter mit massiven Raketenangriffen auf die Energieinfrastruktur überzogen. Dabei sollen am Donnerstag mindestens fünf Menschen getötet und mehrere Menschen verletzt worden sein.

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Am frühen Morgen heulten im ganzen Land die Sirenen, auch in Kiew. Die Bewohner der Hauptstadt wurden durch Explosionen aus dem Schlaf gerissen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram von Detonationen im Bezirk Holossijiw. Einsatzkräfte seien in den Stadtteil unterwegs. Im westlichen Bezirk Swjatoschynskyj seien zwei Personen verletzt worden.

In einem Interview der „Bild“-Zeitung sagte Klitschko zudem, Kiew sei sowohl mit Kampfdrohnen, als auch mit verschiedenen Raketentypen angegriffen worden. Dabei lobte er explizit die deutsche Militärhilfe: „Dank deutscher Iris-T-Raketenabwehr konnten in Kiew alle Angriffe bis auf einen abgewehrt werden, durch den kritische Infrastruktur beschädigt wurde.“

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Selenskyj spricht von „schwerer Nacht“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den massiven russischen Raketenangriff auf sein Land und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. „Es war eine schwere Nacht“, schrieb Selenskyj am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal. Seinen Angaben zufolge feuerte Russland insgesamt 81 Raketen ab. Landesweit habe es Einschläge und „leider auch Verletzte und Tote“ gegeben.

Die Russen seien zu „ihrer kläglichen Taktik“ zurückgekehrt, schrieb Selenskyj weiter: „Die Okkupanten können nur die Zivilbevölkerung terrorisieren. Das ist alles, wozu sie fähig sind.“ Das werde ihnen aber nicht helfen, den Krieg zu gewinnen, so der 45-Jährige.

Moskau rechtfertigt Angriffe: „Rache“ für Gefechte in Brjansk

Russland hat die schweren Raketenangriffe auf die Ukraine als Reaktion auf Gefechte in der russischen Grenzregion Brjansk gerechtfertigt. „Als Antwort auf die am 2. März vom Kiewer Regime organisierten Terrorakte im Gebiet Brjansk haben die russischen Streitkräfte einen massiven Racheschlag geführt“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag in Moskau.

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Am 2. März hatten die russischen Behörden behauptet, eine ukrainische Sabotagegruppe sei auf russisches Gebiet eingedrungen und habe dort zwei Zivilisten getötet. Präsident Wladimir Putin sprach von einem „Terroranschlag“. Zu dem Angriff bekannte sich später eine Gruppe russischer Nationalisten. Kiew hingegen stritt eine Beteiligung ab.

Wolodymyr Selenskyj: Bachmut hat entscheidende strategische Bedeutung
08.03.2023, Ukraine, Bachmut: Freiwillige Soldaten bereiten sich auf das Feuer auf russische Stellungen vor. Foto: -/Libkos/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Um Bachmut wird seit Monaten gekämpft. Die auf russischer Seite dort agierende Söldnertruppe Wagner hat die Stadt von Osten, Norden und Süden eingekreist.

Rund ein Drittel der Raketen konnte nicht unschädlich gemacht werden

In mehreren Regionen wurden Luftabwehrsysteme aktiviert. Diese war jedoch offenbar nur bedingt erfolgreich. Laut Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden bei den massiven russischen Angriffen am Donnerstagmorgen insgesamt 81 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Gut ein Drittel dieser Raketen konnte die Flugabwehr demnach nicht abschießen, weil ihr die technischen Mittel dazu fehlen.

Kiews Militär-Verwaltungschef Serhij Popko teilte derweil mit, die Russen hätten bei den Angriffen auch die Hyperschall-Rakete „Kinschal“ eingesetzt. Laut Angaben der Luftwaffe waren es sechs „Kinschal“-Raketen, hinzu kamen Dutzende Marschflugkörper die entweder aus der Luft oder vom Schwarzen Meer aus abgefeuert worden sein sollen. Nicht zuletzt schickten die russischen Streitkräfte zusätzlich sogenannte Kamikazedrohnen iranischer Bauart. Von acht der unbemannten Luftfahrzeuge konnte die ukrainische Flugabwehr vier abschießen.

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AKW Saporischschja nach russischem Beschuss ohne Stromversorgung

Wegen des Beschusses wurde außerdem die Stromversorgung in der Atomanlage Saporischschja unterbrochen, wie der staatliche Betreiber Enerhoatom mitteilte. Die Anlage sei auf 18 Diesel-Generatoren angewiesen, mit denen sie zehn Tage lang betrieben werden könne. „Der Countdown hat begonnen“, gab Enerhoatom an. Die Atomanlage wird seit Monaten von russischen Truppen besetzt. Seitdem hat es dort sechs Stromausfälle gegeben.

Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko warf Russland „einen weiteren barbarischen massiven Angriff auf die Energieinfrastruktur der Ukraine“ vor. Es seien Anlagen in den Regionen Kiew, Mykolajiw, Charkiw, Saporischschja, Odessa, Dnipropetrowsk und Schytomyr angegriffen worden, teilte er bei Facebook mit.

Vier Tote in Lwiw – mehr als 15 Attacken allein auf Charkiw

In der westlichen Region Lwiw wurden dem Gouverneur Maxym Kosyzkyj zufolge vier Menschen bei einem Raketenangriff in einem Wohngebiet getötet. Drei Gebäude seien zerstört worden. In der Region Dnipropretrowsk sei ein Mensch getötet worden, teilte der Gouverneur Serhij Lyssak mit. Zwei weitere seien verletzt worden.

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Der Gouverneur der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine, Oleh Synehubow, meldete mehr als 15 Attacken auf die Stadt Charkiw und die Umgebung. Auch Wohngebäude seien getroffen worden. „Objekte der kritischen Infrastruktur sind erneut ins Fadenkreuz der Besetzer geraten“, schrieb er in einem Telegram-Post. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow berichtete auf Telegram, es gebe in einigen Teilen der Stadt Probleme mit der Elektrizität.

Der Gouverneur der südukrainischen Region Odessa, Maxym Martschenko, meldete Angriffe auf die Stadt Odessa. Dort seien Einrichtungen des Energienetzes sowie Wohngebäude getroffen worden. „Die zweite Welle wird jetzt erwartet, daher rufe ich die Einwohner der Region auf, in Bunkern zu bleiben!“, schrieb er auf Telegram.

40 Prozent der Haushalte in Kiew ohne Heizung – Eisenbahn teils lahmgelegt

Aus der Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine, den Städten Dnipro, Luzk und Riwne wurden ebenfalls Explosionen gemeldet. In ukrainischen Medien war zudem die Rede von Explosionen in den Regionen Iwano-Frankiwsk und Ternopil im Westen des Landes.

Die Eisenbahngesellschaft der Ukraine meldete Stromausfälle in einigen Gebieten. Bei 15 Zügen gebe es Verspätungen von bis zu einer Stunde. In den Regionen Kiew, Dnipropetrowsk, Donezk und Odessa wurde als eine Vorsichtsmaßnahme der Strom abgeschaltet, wie der Stromlieferant DTEK mitteilte. Bürgermeister Klitschko gab an, in Kiew hätten deshalb 40 Prozent der Haushalte keine Heizung. Auch die Wasserversorgung sei gestört. In Kiew wurde der Sirenenalarm nach rund sieben Stunden eingestellt.

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Seit Oktober attackieren die russischen Truppen nach Rückschlägen auf dem Schlachtfeld systematisch mit Raketen die kritische Infrastruktur der Ukraine. Zunächst kam es wöchentlich zu diesen Angriffswellen, die ganze Städte in die Dunkelheit stürzten. Zuletzt wurde ein Raketenbeschuss von einer solchen Größenordnung hin und wieder gemeldet. Die letzte derartige Angriffswelle gab es am 16. Februar.

RND/sic/AP/dpa

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